Microsoft setzt auf eigene Nachrichten: Rückzug bei MSNBC.com
New York (dpa) - Nach 16 Jahren endet eine der ältesten und vielleicht auch erfolgreichsten Partnerschaften im Internet: Der Software-Konzern Microsoft zieht sich aus dem gemeinsam mit dem US-Fernsehsender NBC betriebenen Nachrichten- und Unterhaltungsportal MSNBC.com zurück.
Seit Montag habe NBC die volle Kontrolle, erklärte der Sender. Microsoft will nun sein eigenes Nachrichtenangebot ausbauen. Microsoft und NBC Universal hatten sich 1996 zusammengetan und den Nachrichtensender MSNBC aus der Taufe gehoben samt der passenden Website MSNBC.com. Es war damals erst der zweite Nachrichtensender in den USA überhaupt nach dem 1980 gegründeten CNN. Der konservative Murdoch-Kanal Fox News steckte gerade in der Planung.
MSNBC.com wurde schnell zu einer der reichweitenstärksten Nachrichten-Websites im Internet. Zwischen 1997 und 2001 gab es auch einen deutschsprachigen Ableger in Kooperation mit dem ZDF. 2005 zog sich Microsoft beim Fernsehsender zurück, behielt aber seinen Anteil am Webportal.
Nun konzentriert sich Microsoft auf sein eigenes Portal msn.com und seine Suchmaschine Bing. Internet-Spartenchef Bob Visse versprach im msn-Blog Neuerungen für den Herbst. Nach der Loslösung vom exklusiven Partner NBC ist Microsoft frei, Kooperationen mit anderen Inhaltelieferanten einzugehen und kann eine eigene Redaktion aufbauen. Davon sollen auch die Nutzer von Windows-Smartphones profitieren mit der Bing Nachrichten-App.
Bei MSNBC.com läuft zunächst alles weiter wie gehabt - bis auf eine Ausnahme: „Wir sind jetzt NBCNews.com“, begrüßte das Portal zu Wochenbeginn seine Leser. Neben MSNBC TV sind auch andere Programme der Senderkette NBC auf dem Portal vertreten. Ab dem kommenden Jahr soll unter dem alten Namen MSNBC.com eine Website rein für den Nachrichtensender entstehen.
Nach Informationen der „New York Times“ hat NBC für den Microsoft-Anteil an dem beliebten Portal rund 300 Millionen Dollar (246 Mio Euro) gezahlt. Das berichtete die Zeitung in ihrer Montagausgabe unter Berufung auf eingeweihte Personen. Die Firmen selbst äußerten sich nicht dazu.