Projekt „One Microsoft“ Microsoft will mit Cloud in kleineren Unternehmen punkten

Washington (dpa) - Satya Nadella erhöht die Schlagzahl. Sein Ziel, ein „One Microsoft“, ein vereintes Microsoft, zusammenzuschmieden, ist in greifbarer Nähe.

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Auf der Hausmesse Inspire in Washington präsentierte Nadella seine Ideen der Produkte für das 21. Jahrhundert. Eine davon ist „Microsoft Business 365“, ein Komplettpaket für den Einsatz in kleinen und mittleren Unternehmen, basierend auf den bekannten Komponenten Windows und Office und angereichert mit integrierten Cloud-Angeboten, Software aus dem Internet.

Der US-Preis für das Gesamtpaket aus der Wolke beläuft sich auf 20 Dollar pro Monat pro Arbeitsplatz. Dafür gibt es im Gegenzug regelmäßige Aktualisierungen, neue Funktionen und Sicherheitsupdates. Die Idee hinter dem Bündelangebot ist nicht nur, über einen Preisvorteil Kunden anzulocken. Es ist, wie Nadella sagt, „eine völlige Abkehr von der Art und Weise, wie wir Produkte entwickelt haben“. Er will Lösungen statt einzelner Bausteine.

Wenn zudem alle wichtigen Microsoft-Produkte bereits auf dem Kunden-PC vorhanden sind, wird es einfacher für die Partnerunternehmen, die weltweit Systeme installieren, warten und ausbauen, zusätzliche Verträge mit Unternehmenskunden abzuschließen. Zum Beispiel, wenn mit maßgeschneiderten Apps künstliche Intelligenz oder Big-Data-Analyse zusätzlich integriert wird. Alles natürlich basierend auf Microsoft Azure-Cloud, nicht auf Amazons AWS oder Googles Cloud-Diensten.

Die Partnerfirmen sind wichtig für Microsoft. Allein 17.000 Leute waren nach Washington gekommen, um sich bis Donnerstag über die neuen Produkte und Dienste zu informieren. Insgesamt beschäftigen Microsoft-Systempartner 17 Millionen Menschen und sorgen für 95 Prozent des Microsoft-Konzernumsatzes mit Unternehmenskunden. Nadella kann nicht riskieren, sie an die Konkurrenz zu verlieren. Für jeden Dollar Umsatz, den Microsoft hier macht, generieren die Partner weitere 9,01 Dollar, rechnet Nadella vor. Soll heißen: Ihr habt es gut bei uns.

Über 64.000 Partner arbeiten schon an Cloud-Projekten, weil die Unternehmen die digitale Transformation vorantreiben und dabei oft direkt die Cloud integrieren. Hier muss Microsoft dabei sein. Bis 2018 hat Nadella 20 Milliarden Dollar mit Cloud-Produkten als Umsatzmarke vorgegeben, bislang sind es 15 Milliarden pro Jahr.

Einsamer Marktführer ist noch Amazon, gefolgt von Microsoft und Google. Microsoft umwirbt die Partner. Wer Azure, so der Name der Microsoft Cloud, in seinen Apps verbaut, bekommt Preisnachlässe von bis zu 50 Prozent. Denn nur, wenn immer mehr Apps über standardisierte Schnittstellen auf die gigantischen Microsoft-Server zugreifen, steigt in Redmond der Umsatz. Und die Gewinnmargen der Microsoft-Partner seien 19 Prozent höher als bei der Konkurrenz, rechnet der Konzern vor.

Microsoft 365 Business wendet sich als Zukunftsprodukt an kleine und mittlere Unternehmen. Es vereint eine Update-Lizenz auf Windows 10, Office 365 Business in einer „Premium“-Version sowie „ausgewählte“ Bestandteile der professionellen Microsoft-Angebote für IT-Management und Datensicherheit. Das wäre zum einen einmal eine Software-Konsole, mit der einfach neue Rechner für neue Mitarbeiter aufgesetzt und Rechner im Netz von einer Stelle aus gewartet werden können. Vor allem mit den Zusätzen für Datensicherheit rennt Microsoft nach den jüngsten „Ransomware“-Angriffen auch bei Mittelständlern offene Türen ein.

Ransomeware („Lösegeld“-Software) verschlüsselt Computer und Daten und gibt sie erst gegen Bezahlung wieder frei. Microsoft 365 hält die Computer automatisch auf dem neuesten Stand und senkt die Gefahr, von solchen Angriffen lahmgelegt zu werden. Viele der Angebote sind auch von anderen Anbietern erhältlich. Microsoft setzt aber ausdrücklich auf Bequemlichkeit und Einfachheit. Das Angebot wendet sich mit der Business-Version an Unternehmen mit bis zu 300 Mitarbeitern. Die können sich oft keine große IT-Abteilungen leisten und leben in ständiger Angst.

Mehr noch: Die Premium-Variante von Office 365 erhält im ersten Schritt vier neue Funktionen, die für Kleinunternehmer und Freiberufler maßgeschneidert sind. Zum einen „Microsoft Connections“, ein Zusatz für komfortables E-Mail-Marketing. Dazu kommt Microsoft Listings, um Firmeninformationen auf großen Seiten wie Google, Facebook, Bing und Yelp auf einen Schwung einzurichten und zu aktualisieren. Inbegriffen ist auch eine Web-Steuerung, um die Performance zu messen oder Ratings zu sehen.

Invoice ist, wie der Name sagt, ein Werkzeug für schnelle Rechnungsstellung und arbeitet mit PayPal zusammen, um Kreditkartenzahlungen zu akzeptieren. Gezeigt wurde in Washington auch eine frühe Version für integrierte Fahrtkostenabrechnung. Alle neuen Erweiterungen lassen sich über eine gemeinsame Oberfläche selbst von einem Smartphone aus steuern.

Alle Erweiterungen sollen Ende des Jahres in finaler Version verfügbar sein. Öffentliche Beta-Versionen werden ab August vorliegen. Die genauen Eckdaten für Deutschland liegen noch nicht vor. Weiteres Zeichen der Zeit: Alle Microsoft-Produkte werden auch in Zukunft als Einzelprodukte zu bekommen sein und für Betriebssysteme wie Android oder iOS.