Multimedia-Cloud daheim: Medienserver im Netzwerk einrichten
München (dpa/tmn) — Medienserver stellen Urlaubsbilder, Hollywoodfilme oder Musikalben im ganzen Heimnetzwerk zur Verfügung. Ihre Funktionsweise ähnelt der einer Cloud - nur dass der Server mit den gebündelten Inhalten daheim steht.
Klingt nach kompliziertem Hightech, ist aber einfach einzurichten.
Medienserver-Funktionalität bieten zahlreiche netzwerkfähige Geräte von Haus aus, und in vielen Fällen kann diese sonst auch nachgerüstet werden. In vielen Routern etwa steckt bereits Medienserver-Software. Es muss nur noch ein USB-Speicher in Form einer Festplatte, einer SD-Karte oder eines Speichersticks angeschlossen werden. Und auch in den meisten Netzwerkspeichern (NAS) steckt ein Medienserver.
Selbst ausrangierte Rechner taugen als Medienserver. Allerdings sind alte PCs oft Stromfresser und darüber hinaus oft ziemlich laut. „Sie verfügen häufig über keinen WLAN-Funk“, ergänzt Jörn-Erik Burkert, Medienserver-Experte und Autor beim „PC Magazin“. „Solche PCs schließt man deshalb besser per LAN-Kabel an einen Router an.“ Eleganter ist ohnehin ein ausrangierter Laptop. Er nimmt weniger Platz weg, arbeitet meist leiser und bietet fast immer WLAN.
Beim Streaming per WLAN sollte man ein Auge auf den möglichen Datendurchsatz haben. Bei Musikdateien reiche noch der g-Standard, sagt Burkert. „Bei Filmen wird dieser aber schon kritisch.“ Probleme könne es immer bei Blu-ray-Formaten geben, weil die aufgrund des großen Datenstroms nicht richtig übermittelt werden. Dann kann es ruckeln. Wer etwa oft HD-Videos an den Fernseher schicken will, muss auf den n- oder besser gleich auf den aktuellsten Standard ac setzen oder ganz auf Nummer sicher gehen: Auf WLAN verzichten und die Verbindung über ein LAN-Kabel herstellen. Denn schneller und verlässlicher geht es nicht.
Ist auf dem Gerät der Wahl keine Medienserver-Software vorinstalliert, sind Kodi (früher XMBC) oder Plex gute kostenfreie Lösungen, so Burkert. Sie sind für viele Betriebssysteme und NAS-Lösungen verfügbar und einfach zu bedienen.
Auch die Abspielgeräte (Clients) brauchen Software zum Finden und Wiedergeben der Dateien, die vom Server bereitgestellt werden. „Solche Apps gibt es für Smartphone, Tablets und Fernseher“, sagt Burkert. Eine „echte Geheimwaffe“ für Windows, Linux und Android sei der kostenlose VLC-Mediaplayer. „Er spielt nahezu jedes Format ab.“ Aber auch für Kodo oder Plex gibt es Client- oder Remote-Apps.
Sind alle Geräte im Heimnetzwerk angemeldet, können die Clients den Server erkennen und auf dort gespeicherte Dateien zugreifen. „Das Prinzip ähnelt dem von Clouds“, erklärt Timm Lutter vom IT-Verband Bitkom. Damit sich Client und Server im Netzwerk finden, müssen beide ein entsprechendes Protokoll aktiviert haben, das sie sichtbar macht und den Datenaustausch mit anderen Geräten zulässt.
Am populärsten sind die Standards UPnP AV (Universal Plug and Play Audio Video) sowie dessen Weiterentwicklung DLNA (Digital Living Network Alliance). „Beide sind hersteller- und geräteunabhängig“, sagt Volker Zota von der Fachzeitschrift „c't“. Nutzer von Apple-Geräten greifen zum Streamen von Dateien im Heimnetzwerk hingegen eher auf den Apple-eigenen Standard AirPlay zurück.
Mit gängigen Dateiformaten wie MPEG-4, MP3 oder H.264 kommen in der Regel alle Clients zurecht, sagt Zota. „Problematisch kann es dagegen bei exotischen Formaten werden“, sagt der c't-Redakteur und nennt das Beispiel älterer Digital-Kameras. Da könne es passieren, dass der Client beim Öffnen die Fehlermeldung „Format unbekannt“ zeigt.
Was ist in so einem Fall zu tun? Die Dateien auf eigene Faust in ein anderes Format konvertieren, ist eher unbequem, findet Zota. Besser erledigt das die Server-Software selbst. Einige Anbieter haben dafür eine sogenannte Transcodierungsfunktion an Bord. Allerdings braucht diese gerade beim Konvertieren von HD-Videos während des Streamens einiges an Rechenpower. Computer leisten das meist problemlos. Und es gibt auch NAS-Geräte mit entsprechender Leistung. Diese liegen laut Zota preislich aber bei 500 Euro aufwärts. Der große Vorteil der Transcodierung: „Ganz egal, welche Formate die Clients abspielen können: Mit dieser Software wandelt der Server sie automatisch entsprechend um“, sagt Zota.
Wer nur gängige Formate nutzt, braucht aber keine Transcodierung, betont Timm Lutter. „Der Nutzer sollte sich vorher fragen, was er mit der Medienserver-Software machen möchte.“