Von Sampeln bis Beatboxing Musizieren per App: Jeder kann es

Berlin (dpa/tmn) — In den App-Stores ist längst auch etwas für Musiker und Musikfans dabei: von der Anwendung, die einem beim Gitarrestimmen hilft, bis zum Synthesizer oder zu Apps, die einem Klavierspielen beibringen.

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Doch können diese einen realen Musiklehrer oder ein reales Tonstudio ersetzen?

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Aktuell gibt es über 50 000 Musik-Apps in der Kategorie Musik und Audio in den App-Stores von Apple und Google. „Die meisten dieser Apps sind für das Abspielen von Musikaufnahmen geeignet“, sagt Matthias Krebs von der Forschungsstelle Appmusik an der Universität der Künste Berlin. „Neben den zahlreichen Player- und Radio-Apps werden ebenso rund 5000 Apps angeboten, mit denen der Nutzer auf vielfältige Weise Musik machen kann.“ Diese Apps unterstützen das Musikmachen mit herkömmlichen Instrumenten wie Klavier und Gitarre oder mit Gesang. Beispielfunktionen wären hier Stimmgeräte, Metronome, Akkordtabellen für Gitarristen oder Noten-Anwendungen.

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Bei unbekannteren Musik-Apps ist es wie bei jeder anderen Anwendung auch sinnvoll, Erfahrungsberichte zu lesen. „Bewertungen sollten aber auch nur bedingt als Indikator herangezogen werden, da nie auszuschließen ist, dass nicht auch Fake-Bewertungen enthalten sind“, warnt Katharina Grasl von der Verbraucherzentrale Bayern. Hier sei es sinnvoll, falls möglich immer mehrere Quellen zurate zu ziehen.

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Aber mit der richtigen App werden Touchdisplays zu Spielinterfaces von App-Instrumenten, und die eingebauten Bewegungssensoren zu Modulatoren für den Klang. „In Studios oder auf großen Konzertbühnen weltweit sind dagegen Mischpult-Apps heute Standard“, weiß Krebs. Aber auch viele Hobbymusiker verwenden Apps als mobile Studios. Und: „Meiner Erfahrung nach haben Musik-Apps das Stimmgerät und das Metronom schon bei sehr vielen Musikerinnen und Musikern ersetzt.“

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Dass Apps jemals Instrumente ersetzen können, glaubt Musikforscher Krebs aber nicht: „Jedes Instrument hat seine eigenen Qualitäten, da ersetzt die E-Gitarre nicht die Akustikgitarre und das Keyboard nicht das Klavier“, sagt der Experte. So seien auch Apps wieder eigenständige Musikinstrumente mit spezifischen Eigenschaften in Klangerzeugung und Handhabung, die geübt werden wollen. Hilfreiche Video-Tutorials finden sich oftmals auf Youtube & Co.

Das vom Bundesbildungsministerium geförderte Musikapp-Netzwerk „ tAPP“ hat insgesamt zwei Dutzend empfehlenswerte Anwendungen zum Musizieren identifiziert und getestet - fast alle für iOS, weil das mobile Betriebssystem eine besonders kurze Reaktionszeit bietet, was insbesondere zur Imitation von Musikinstrumenten wichtig ist. Zu den empfohlenen Apps zählt etwa der kostenlose Drum-Computer „ Keezy Drummer“ für Anfänger oder „ iSpark“ als umfangreiche Lösung für fortgeschrittene Beats-Produzenten sowie die Sample-App „ Samplr“.

Aber auch die Anwendung „ Loopy“ eignet sich „tAPP“ zufolge für Musikinteressierte. Bei dieser werden Sprachaufnahmen in Beats umgewandelt, indem die eigene Stimme mehrmals eingespielt wird. Diese Aufnahmen können dann je nach Gusto aufeinander und nacheinander gelegt werden. Besonders eignet sich die App zum Üben von Beatboxing. Auch „ Pyka_Loop“ ist eine Anwendung zum Loopen von Mikrofonaufnahmen, während sich mit der App „ Das Orchester“ unter anderem der komplette Tonumfang von Orchesterinstrumenten abspielen lässt.

Krebs empfiehlt Einsteigern etwa die kostenlose App „ SoundPrism“ für iOS. Dabei handelt es sich um einen Generator für harmonische Klangtexturen zum Komponieren von Akkordfolgen oder ganzen Songs. Für Android-Geräte und ebenso gratis ist die Anwendung „ GrooveGrid“, mit der auch ohne Musik-Vorkenntnisse Tracks gestaltet werden können. Profis finden zudem in „ Cubasis 2“ (iOS) eine Komplettlösung zum Aufnehmen, Bearbeiten, Abmischen und Verbreiten.