Nokia kauft Vernetzungs-Spezialisten Withings
Espoo/Paris (dpa) - Nokia will mit dem Kauf von Withings wieder stärker ins Geschäft mit Verbrauchern einsteigen. Die französische Firma, die unter anderem Körperwaagen, Uhren, Thermometer oder Sicherheitskameras mit Funkanschluss herstellt, wird mit 170 Millionen Euro bewertet.
Die Übernahme solle zum dritten Quartal abgeschlossen werden, teilten die Unternehmen mit. Als Teil von Nokia werde man mehr Kunden erreichen können, erklärte der Mitgründer und Chef von Withings, Cédric Hutchings.
Die 2008 gegründete Firma ist ein Pionier in dem Geschäft mit Geräten, die Gesundheitsdaten erfassen und mit Hilfe von Apps auswerten lassen. Auf die Waage folgten ein Blutdruckmesser und eine Kamera, die auch die Luftqualität messen kann.
Mit der Uhr Activité, die wie ein klassischer Zeitmesser aussieht, aber dank Sensoren unter anderem Schritte zählen kann, setzte Withings einen Trend. Inzwischen setzen auch mehrere Schweizer Uhrenhersteller auf das Prinzip. Zuletzt stellte Withings im Januar ein Infrarot-Thermometer vor.
In den Markt stürzen sich viele Anbieter, während die Verbraucher noch zögern. Withings hat mit seiner Produktpalette eines der runderen Angebote in dem Geschäft. Das ist wichtig, denn die Geräte arbeiten oft nur mit den eigenen Apps der Anbieter zusammen. Zugleich versuchen Apple und Google, mit übergreifenden Plattformen die Kommunikation zwischen Geräten verschiedener Hersteller zu erleichtern.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein aufstrebender Smarthome-Spezialist von einem etablierten Konzern aufgegriffen wird. Samsung kaufte im Sommer 2014 den Heimvernetzer SmartThings und integrierte die Technologie in eigene Geräte. Google kaufte vor gut zwei Jahren für rund drei Milliarden Dollar die Firma Nest, die mit Withings auch mit einer Sicherheitskamera konkurriert.
Nokia konzentrierte sich nach dem Verkauf der Handy-Sparte an Microsoft auf die Ausrüstung von Telekom-Netzen als Kerngeschäft. Unter dem Nokia-Namen wurde aber auch bereits ein Tablet verkauft. Konzernchef Rajeev Suri schloss nicht aus, dass es nach Ablauf der Namensrechte von Microsoft auch wieder Nokia-Telefone geben könnte. Der finnische Konzern will aber kein kompletter Handy-Hersteller mehr werden: Die Geräte könnten bei Nokia entwickelt und in Lizenz von einem anderen Unternehmen gebaut werden, hieß es.