Nokia steht wohl kurz vor Kooperation mit Microsoft
Washington/Berlin (dpa) - Der weltgrößte Mobilfunkkonzern Nokia steht nach Medienberichten kurz vor einer Kooperation mit Microsoft. Derzeit liefen konkrete Gespräche über eine Software-Partnerschaft, berichtet unter anderem das „Wall Street Journal“.
Die Zeitung beruft sich auf mit der Sache vertraute Personen. Nokia und Microsoft dürften sich von einer Zusammenarbeit vor allem versprechen, endlich zur derzeit davon eilenden Konkurrenz von Google und Apple im boomenden Smartphone-Markt aufzuschließen.
Zur Diskussion steht den Berichten zufolge unter anderem, ob Nokia künftig Microsofts Betriebssystem Windows Phone 7 anstelle des eigenen Symbian auf seinen Handys nutzt. Auch die Finanznachrichtenagentur „Bloomberg“ berichtet, dass eine Entscheidung unmittelbar bevor stehe. Danach könnte Nokia bereits am Freitag auf einer Analystenkonferenz eine strategische Zusammenarbeit ankündigen.
Bereits in den vergangenen Tagen hatten sich entsprechende Gerüchte um eine Partnerschaft verdichtet. Analysten halten es auch für möglich, dass das Unternehmen einen Deal mit Google für dessen Android-Betriebssystem erwägt. Allerdings hatte sich Google-Vizepräsident Vic Gundotra schon am Mittwoch im Kurznachrichtendienst Twitter über die bevorstehende Ankündigung lustig gemacht: „#feb11 "Two turkeys do not make an Eagle"“ (11. Februar - "Zwei Truthähne ergeben keinen Adler").
Am Freitag will Nokia-Chef Stephen Elop, ehemaliger Microsoft-Manager, seine Pläne bekannt geben, wie der finnische Handy-Hersteller wieder auf die Beine kommen soll. In einer Brandrede hatte Elop in dieser Woche in selten drastischen Worten die kritische Situation des finnischen Unternehmens beschrieben. „Apple hat das iPhone 2007 herausgebracht, und wir haben immer noch kein Produkt, das ihrer Erfahrung nahekommt“, kritisierte Elop. Android sei gerade einmal zwei Jahre auf dem Markt - „und diese Woche haben sie uns auch die Führungsposition bei Smartphones abgenommen. Unglaublich.“
Das eigene Betriebssystem Symbian spielt in der derzeit sehr lukrativen Gerätesparte der Smartphones nahezu keine Rolle. Um die Plattform MeeGo für Handys, Smartphones und Tablets , die Nokia gemeinsam mit Intel entwickelt hat, ist es ebenfalls still geworden. Dabei gibt Nokia mit jährlich 5,9 Milliarden Euro mehr als vier Mal so viel für Forschung und Entwicklung aus wie Apple.
Ob eine Partnerschaft mit Microsoft den einstigen Marktführer tatsächlich noch einmal an die Spitze katapultieren könnte, bleibt allerdings abzuwarten. „Sehr wenige Unternehmen gewinnen ihre Marktführerschaft wieder, wenn sie sie einmal verloren haben“, sagte Hakim Kriout, Anlageberater bei der Grigsby & Associates in New York. Das sei eine sehr schwere Sache, denn für einen solchen Abwärtstrend gebe es in der Regel nicht nur ein oder zwei Ursachen, sondern würden durch eine Kombination verschiedenster Probleme hervorgerufen.