Ojemine HD - Digitale TV-Aufnahmen mit Hürden
Berlin/München (dpa/tmn) - Was war das umständlich mit dem Videorekorder: Kassette einlegen, spulen, Aufnahmeanfang verpassen, zurückspulen. Dann versprach die digitale Technik grenzenlose Aufnahme-Freiheiten - bis das HD-Fernsehen kam.
Nun ist alles wieder kompliziert.
Hochauflösendes Fernsehen ist eine feine Sache. Gerade den ein oder anderen Film würde man gerne in Kinoqualität aufnehmen. Doch so einfach ist das Aufnehmen, Kopieren und Archivieren der Aufzeichnungen nicht. Digitale HD-Aufnahmen unterliegen vielen Einschränkungen - von proprietären Dateiformaten über Verschlüsselung bis hin zur Vorspulsperre.
Fernsehen kommt auf viele verschiedene Arten ins Haus, von DVB-T über Satellit und Kabel bis hin zum Internet. Für alle Empfangsarten gibt es eigene Empfangs- und Aufnahmegeräte. „Receiver werden in unterschiedlichsten Ausführungen und mit integrierten Festplatten in unterschiedlichen Größen angeboten“, sagt Holger Wenk vom Branchenverband Deutsche TV-Plattform. Darüber hinaus gebe es auch DVD- und Blu-ray-Rekorder. „Manche Geräte sind dabei sogar mit einem USB-Anschluss ausgestattet, so dass sich eine externe Festplatte oder ein USB-Stick anschließen lassen.“
Auch in aktuellen TV-Geräten sind manchmal Festplatten, DVD- oder Blu-ray-Laufwerke integriert, meist besitzen sie aber einen oder mehrere USB-Anschlüsse mit Aufnahmefunktion, erklärt Wenk. Dieses Feature wird auch als Personal Video Recorder (PVR) bezeichnet. Generell sollte man auch darauf achten, wie viele sogenannte Tuner der jeweilige Fernseher oder Receiver bietet: „Nur mit mehr als einem Tuner kann man ein Programm aufzeichnen und gleichzeitig einen anderen Kanal auf dem gleichen Empfangsweg schauen“, so der Experte.
Wer seine Aufnahmen auf DVD oder Blu-ray brennen möchte, kann auf entsprechende Rekorder mit Brennfunktion zurückgreifen. Auch weil jeder Blu-ray-Rekorder DVDs brennen kann, wird es reine DVD-Rekorder nicht mehr lange geben. „Das ist ein Gerät, das vom Markt verschwinden wird“, erklärt Andreas Nolde vom Computermagazin „Chip“. Aktuelle Blu-ray-Rekorder sind mit Festplatte und Twin-Tuner oft gut ausgestattet, haben sich aber wegen vergleichsweise hoher Preise auch für die Blu-ray-Rohlinge noch nicht richtig durchgesetzt.
Das Programmieren und Aufnehmen ist meist recht simpel - zumindest solange man in der Standardauflösung aufzeichnet. „Bei den Programmen in HD sieht das allerdings teilweise anders aus“, sagt Michael Gundall von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Vor allem im Pay-TV-Bereich werden häufig sogenannte No-Copy-Flags eingesetzt, die zwar eine Aufnahme auf der Festplatte zulassen. „Das Brennen auf DVD oder Blu-ray ist damit allerdings nicht möglich.“
Satellitenbetreiber Astra überträgt die HD-Programme der Privatsender verschlüsselt (HD+). „Um die anschauen und aufzeichnen zu können, braucht man einen speziellen HD-Plus-Receiver und eine HD-Plus-Smartcard, für die man jährlich eine Prepaid-Gebühr von rund 50 Euro bezahlen muss“, erklärt Gundall.
Darüber hinaus gebe es Nutzungseinschränkungen beim Aufnehmen dieser Sender: „Bei Astra-Empfang über eine sogenannte CI-Plus-Schnittstelle und bei manchen Kabelanbietern sind HD-Aufzeichnungen von Privatsendern generell nicht möglich“, sagt der Verbraucherschützer. „Zudem sind die Sender mit einer Vorspulsperre versehen, damit man die Werbung nicht überspringen kann.“ Das zeitversetzte Fernsehen (Time-Shift) sei davon aber nicht betroffen.
Wer die PVR-Funktion über einen USB-Anschluss nutzt, muss außerdem manchmal die Erfahrung machen, dass sich HD-Sendungen gar nicht aufnehmen lassen, erklärt Gundall. Und selbst wenn es klappt, sei das Archivieren der aufgenommenen Sendungen - je nach Receiver - nur schwer möglich. „Was in die Box reingeht, darf zwar angeschaut werden, aber diese nicht mehr verlassen.“
Doch warum sind die aufgenommenen Inhalte nicht frei verfügbar? „Meist ist es so, dass die Festplatte formatiert wird, sobald man sie erstmals an den Fernseher anschließt“, sagt Andreas Nolde. „Wenn man sich ein Aufnahme-Archiv anlegen will, ist man dann unter Umständen an die jeweilige Hardware gebunden.“
Erschwerend kommt hinzu, dass beim PVR meist nicht in gängigen Dateiformaten abgespeichert wird. „Die Dateien kann man entweder gar nicht am PC auslesen oder sie lassen sich für den erfahrenen Nutzer nur mit Hilfe bestimmter Tools und Programme über einen Media Player wiedergeben“, erklärt Nolde. Bei vielen Geräten handele es sich um exotische Dateiformate. „Teilweise lässt sich sogar nur schwer herausfinden, welches Format verwendet wird.“ Das seien Schutzmaßnahmen, mit denen die Rechteinhaber verhindern wollten, dass die Dateien zugänglich gemacht und vervielfältigt werden.
Wer keine direkte Aufnahmemöglichkeit hat, kann mit Online-Videorekordern wie Safe.tv oder Bong.tv digital aufnehmen. „Dieser Service ist meist Abo-basiert und kostet dann eine bestimmte monatliche Gebühr“, sagt Nolde. HD-Qualität bekomme man dabei allerdings nicht. „Die Sendungen werden in DVD-Auflösung aufgenommen und können heruntergeladen werden.“