PC-Flaute: Lenovo behauptet sich besser als Hewlett-Packard

Palo Alto/Peking (dpa) - Der weltgrößte Computerhersteller Hewlett-Packard wird vom Umbruch der Branche mit voller Wucht getroffen.

Im zweiten Geschäftsquartal von Februar bis April sank der Umsatz um zehn Prozent auf 27,6 Milliarden Dollar, der Gewinn brach um 32 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar (850 Mio Euro) ein.

HP muss zudem hinnehmen, dass Konkurrent Lenovo den Abstand beim globalen PC-Marktanteil weiter verringern kann. Das chinesische Unternehmen kann auch bei Umsatz und Gewinn weiter zulegen.

Die Zahl der von HP abgesetzten Tischrechner sank binnen Jahresfrist um 18 Prozent, die der Notebooks sogar um 24 Prozent. Auch Drucker verkauften sich schlechter als im Vorjahresquartal, wie der Konzern am Mittwoch im kalifornischen Palo Alto mitteilte.

HP leidet darunter, dass viele Kunden mittlerweile lieber zu einem Tablet-Computer greifen oder sich für Informationen im Web oder das Schreiben von E-Mails mit ihrem Smartphone begnügen. Hier ist HP schwach aufgestellt.

Der Abwärtstrend beschleunigte sich damit. Das Geschäft mit Privatkunden brach regelrecht ein und selbst das als solide geltende Software- und Servicegeschäft mit Firmenkunden war rückläufig.

Gleiches galt für Server und Speichersystem, die angesichts des steigenden Datenvolumens im Internet eigentlich gebraucht werden. „Das sind wettbewerbsintensive Märkte“, sagte Konzernchefin Meg Whitman.

Allerdings hatten Analysten mit einem noch schlechteren Abschneiden gerechnet. Zudem fiel der Ausblick auf das laufende Quartal besser aus als gedacht und der Schuldenabbau schritt voran. Nachbörslich stieg die Aktie deshalb um 13 Prozent.

„Wir machen Fortschritte“, erklärte Whitman. Die Managerin stellt das Branchenurgestein neu auf, um dem rasant fortschreitenden Wandel in der Branche zu begegnen. Das bedeutet im Klartext: Sparen. 29 000 Jobs fallen weg, das ist fast jeder zehnte Beschäftigte. In Deutschland gibt HP den Standort Rüsselsheim mit 850 Mitarbeitern auf. „Wie ich schon so oft gesagt habe, ist dies eine mehrere Jahre dauernde Reise“, sagte Whitman.

Der US-Rivale Dell kämpft mit den gleichen Problemen, allerdings war der Umsatzschwund hier zuletzt wesentlich moderater ausgefallen. Zur Schwäche von HP trugen Fehlentscheidungen der früheren Konzernführung bei. Dazu zählt der Zickzack-Kurs um die letztlich abgesagte Abspaltung des PC-Geschäfts. Der Zukauf der Software-Firma Autonomy entpuppte sich als Milliardengrab. Whitman war im September 2011 zum Aufräumen geholt worden.

„Wir befinden uns mitten in dem tiefsten Umbruch seit einer Generation“, sagte sie in einer Telefonkonferenz mit Analysten im Hinblick auf Smartphones und Tablets, wo Konzerne wie Apple oder Samsung den Ton angeben. Erschwerend kommen die wirtschaftlichen Probleme in einigen Weltregionen hinzu. Finanzchefin Cathie Lesjak nannte vor allem das von der Schuldenkrise geplagte Europa.

HP könnte demnächst seine Marktführerschaft im PC-Geschäft verlieren. Nach Angaben des Marktforschers IDC sank der Anteil von 17,7 auf 15,7 Prozent. Lenovo konnte sich hingegen von 13,2 auf 15,3 Prozent verbessern. Nummer drei der Branche ist Dell. Um diesen Konzern tobt gerade ein Übernahmekampf zwischen Gründer und Firmenchef Michael Dell sowie großen Investoren.

Lenovo trotzt der PC-Flaute mit einem erfolgreichen Verkauf von Smartphones und Tablet-Computern. Das chinesische Unternehmen konnte seinen Umsatz im ersten Quartal um 4,5 Prozent auf 7,8 Milliarden Dollar steigern, wie der weltweit zweitgrößte PC-Hersteller am Donnerstag in Peking mitteilte. Der Gewinn schnellte um 90 Prozent auf 126,9 Millionen Dollar nach oben und übertraf damit die Erwartungen der Börse deutlich. Auch im Kerngeschäft mit PCs machte Lenovo Boden gut. Im Unterschied zur Konkurrenz verzeichnete Lenovo keinen Absatzrückgang.