Pebble Time: Der Langläufer unter den Smartwatches
Berlin (dpa) - Der Smartwatch-Hersteller Pebble kann sich auf seine Fan-Gemeinde verlassen. Für die neueste Version der Computeruhr versprachen 78 471 Unterstützer auf der Crowdfundig-Plattform Kickstarter bereits im vergangenen Februar, die Produktion finanziell zu unterstützen.
Inzwischen hat das kleine Unternehmen aus dem kalifornischen Palo Alto die Produktion hochgefahren und startet in diesen Tagen mit der Auslieferung der Smartwatch Pebble Time. Wir haben eines der ersten Exemplare einem Praxistest unterzogen.
Der erste Eindruck: Diese Uhr ist nicht unbedingt ein Hingucker. Während man mit einer Apple Watch oder der wuchtigen Android-Smartwatch Moto 360 am Handgelenk ständig angesprochen wird, kommt die Plastik-Version der Pebble Times unauffällig daher. Das Gehäuse ist um 20 Prozent dünner als beim Original aus dem Jahre 2012: Nur 9,5 Millimeter ist die Uhr dick. Das Design der Time strahlt den Charme einer Digitaluhr der 80er-Jahre aus. Ob man diese Retro-Ästhetik mag, ist wie immer Geschmacksache.
Wie die Vorgängermodelle kann die Pebble Time sowohl mit dem iPhone als auch mit Android Smartphones verbunden werden. Nach einer ersten schnellen Konfiguration und der Auswahl eines virtuellen Ziffernblatts bekommt man auf dem farbigen E-Ink-Display wie erwartet zunächst die Uhrzeit zu sehen. Im Gegensatz zu Apple schränkt Pebble die Auswahl der „Watchfaces“ nicht streng ein, sondern hat auch Drittanbieter eingeladen, Zifferblätter zu gestalten.
Die Darstellung der Uhr ist der Ausgangspunkt einer Zeitleiste der Pebble, durch die man sich durchscrollen kann. In dieser „Timeline“ sind Kalender-Einträge, News-Meldungen oder Wettervorhersagen zu sehen. Man kann anderthalb Tage nach vorn oder zurück blicken, um beispielsweise schnell zu überprüfen, welche Termine man am Nachmittag und am nächsten Vormittag im Kalender stehen hat. Auch Meldungen anderer Apps können in die Zeitleiste eingefügt werden.
Die von Pebble verwendete E-Ink-Technologie des Displays fällt zwar durch leicht verwaschene Farben und deutlich sichtbare Pixel auf, hat aber auch Vorteile: Zum einen verbraucht das Display viel weniger Strom, so dass man die Uhr erst nach fünf bis sieben Tagen aufladen muss. Andere Smartwatches brauchen jede Nacht eine Stromzufuhr. Der zweite Vorteil ist, dass der Bildschirm draußen bei hellem Sonnenschein gut abzulesen und immer eingeschaltet ist.
Beim Einsatz als Fitness-Sensor muss man bei der Pebble einige Abstriche machen. Zwar zählt sie auch ohne eine Verbindung zu einem Smartphone die Schritte, sie kann aber nicht solo Musik beim Joggen abspielen. Es fehlt auch ein Sensor für die Herzfrequenz, den man bei anderen Smartwatches findet. Über eine Schnittstelle auf der Rückseite der Uhr sollen künftig allerdings auch „smarte Armbänder“ angedockt werden können, die bislang fehlende Funktionen ergänzen - etwa GPS-Empfang oder mehr Akkulaufzeit. Im Gegensatz zu den meisten anderen Smartwatches ist die Pebble Time auch schwimmbadtauglich.
Nach Auskunft von Pebble-Chef Migicovsky sind drei von vier Pebble-Käufern Besitzer eines iPhones, während die Android-User in der Minderheit sind. Daher verwundert es, dass die Pebble Time mit dem iPhone deutlich schlechter zusammenarbeitet als mit einem Android-Smartphone. Während beim Zusammenspiel mit dem Apple-Gerät Benachrichtigungen nur in einer Einbahnstraße auf die Uhr einlaufen, kann man bei den Android-Phones in vielfältiger Form interagieren und beispielsweise Nachrichten per Spracherkennung beantworten, ohne das Smartphone aus der Tasche nehmen zu müssen.
Für die Pebble spricht, dass hinter der Plattform eine große Gemeinschaft von kreativen Entwicklern steht, die unzählige Apps anbieten. Auch die vergleichsweise lange Batterielaufzeit kann Pebble als Plus verzeichnen. Beim Design der Oberfläche und der Hardware kann die Pebble Time allerdings nicht mithalten. Dafür kostet sie auch nur halb so viel wie die billigste Apple Watch und immer noch deutlich weniger als die meisten Android-Wear-Modelle.