SAP enttäuscht zum Jahresauftakt Erwartungen
Walldorf (dpa) - Europas größter Softwaresteller SAP hat zum Start ins Jahr trotz kräftiger Zuwächse bei den Erlösen und eines Gewinnanstiegs die Erwartungen enttäuscht.
Experten hatten vor allem beim Ergebnis im Auftaktquartal 2011 mit deutlich besseren Werten gerechnet. Grund: Konkurrenten wie Oracle, der Technologiekonzern IBM und der Chiphersteller Intel hatten zuletzt ordentlich vorgelegt. Die SAP-Doppelspitze Jim Hagemann Snabe und Bill McDermott zeigte sich aber optimistisch und bestätigte den Ausblick für das laufende Jahr.
„Wir sehen ein sehr gesundes Wachstum“, sagte Snabe am Donnerstag. „Wir sind bezüglich unserer Zukunftsperspektiven weiterhin zuversichtlich.“ An der Börse machte sich dennoch Ernüchterung breit, die Aktie des Dax-Konzern büßte stark ein. Am Nachmittag stand der Kurs bei knapp 43 Euro, ein Minus von fast sechs Prozent. Zuvor hatte das Papier zeitweise auf bis zu 42,67 Euro verloren.
Der Gesamtumsatz legte im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21 Prozent auf 3,02 Milliarden Euro zu. Die Softwareerlöse wurden um 26 Prozent auf 583 Millionen Euro und der Umsatz mit Services wie Wartung um 20 Prozent auf 2,33 Milliarden Euro ausgebaut. Das Betriebsergebnis stieg um sieben Prozent auf 597 Millionen Euro. Unter dem Strich stand ein Nettogewinn von 403 Millionen Euro - vier Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Die Zahl der Mitarbeiter legte um 13 Prozent auf 53 872 zu.
„Wir sehen ein sehr solides Geschäft in allen Regionen und bei allen Produkten“, sagte Snabe. Er sei zufrieden mit einem Wachstum, das seinen Erwartungen entspreche. „Wir haben die letzten 14 Monate gezeigt, dass wir wieder schnell und innovativ sein können und die Kunden mögen das“, sagte Snabe, der gemeinsam mit McDermott seit etwas mehr als einem Jahr an der SAP-Spitze steht, zu n-tv.
Mittlerweile entwickelt sich auch das Geschäft mit der Mittelstandssoftware „Business by Design“ nach Startschwierigkeiten besser. SAP habe für die Mietsoftware nun 400 Kunden, sagte Snabe. Bis zum Jahresende werde die Zahl voraussichtlich auf 1000 steigen.
Auch vor Übernahmen sieht sich SAP ausreichend geschützt. „Ich glaube, eine starke SAP ist die beste Medizin für eine unabhängige SAP“, sagte Snabe zu n-tv. „Wir haben gezeigt, dass wir genau das können. Wir haben angefangen und jetzt geht es in Zukunft los mit großer Innovation und Geschwindigkeit.“
Das Management bekräftigte den Jahresausblick. Der Umsatz mit Software und Wartung solle währungsbereinigt um bis zu 14 Prozent steigen und das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis auf bis zu 4,65 Milliarden Euro zulegen.
Wie es im Rechtsstreit mit dem Rivalen Oracle weitergeht wird sich im Juli entscheiden. „Wir müssen natürlich dieses Kapitel auch irgendwann hinter uns bringen“, sagte Snabe n-tv. SAP hatte zuletzt versucht, den Schadenersatz für den Klau von Daten beim US-Konzern Oracle herunterzuhandeln. Die Walldorfer forderten das Gericht im kalifornischen Oakland auf, die verhängten 1,3 Milliarden Dollar (rund 885 000 Millionen Euro) auf maximal 408,7 Millionen Dollar zu kürzen. Alternativ strebt SAP ein komplett neues Verfahren an. Das Gericht wird sich am 13. Juli erneut mit dem Fall befassen.