Schneller und mächtiger: WatchOS-2-Update der Apple Watch
Cupertino (dpa) - Für die meisten Besitzer der Apple Watch ist das neue Gadget am Handgelenk vor allem eine smarte Ergänzung zum iPhone. Die Uhr zeigt beispielsweise SMS oder E-Mails an, die auf dem iPhone in der Hosentasche landen.
Und ohne das Smartphone hervorkramen zu müssen, kann man die Mitteilungen sehen und schnell darauf antworten.
Die Abhängigkeit an drahtlos angedockte iPhone hatte aber auch Nachteile, denn die Apps auf der Apple Watch mussten immer über das iPhone die Daten beziehen. Mit einem wichtigen Update auf das System watchOS 2, das nun weltweit veröffentlicht wurde, ändert sich das: Apps können jetzt direkt auf der Watch laufen, womit sich die gefühlte Performance der Anwendungen erheblich verbessert.
Apple gestattet nun auch den Apps von Drittanbietern, auf Sensoren in der Smartwatch zuzugreifen. So dürfen beispielsweise Fitnessanwendungen - das Einverständnis des Anwenders vorausgesetzt - die Herzfrequenz des Nutzers anzeigen, die der Sensor der Apple Watch gemessen hat. Aber auch der eingebaute Beschleunigungsmesser oder das integrierte Mikrofon dürfen verwendet werden. Drittanbieter-Apps dürfen den Nutzer auch über die Taptic Engine der Apple Watch lautlos ans Handgelenk „tippen“. Die Apps der Drittanbieter können sofort auf dem Ziffernblatt erscheinen und müssen nicht mehr extra aufgerufen werden. So kann man beispielsweise beim Jogging mit Apps wie Runtastic Pro die Trainingswerte im Blick behalten, ohne die App ständig neu aufrufen zu müssen.
Mächtiger als zuvor ist der Sprachassistent Siri. Man kann beispielsweise der Uhr sagen „Hey Siri, navigiere mich zum Brandenburger Tor!“ - und schon zeigt die Uhr (und parallel auch das iPhone) den Weg zum Berliner Wahrzeichen an. Siri kann aber auch E-Mails beantworten, einen (Audio-)Anruf über FaceTime starten oder ein Aufzeichnungsprogramm für eine sportliche Trainingseinheit starten.
Ein neues Feature der Apple Watch haben sich die Kalifornier bei der Konkurrenz abgeschaut: Ähnlich wie bei der Smartwatch Pebble können sich die Besitzer einer Apple Watch nun mit der neuen Funktion „Time Travel“ Termine oder Reiseinformationen aus der Vergangenheit anschauen. Die Zeitreise erfolgt über die Digitale Krone.
Neu ist auch ein Sicherheitsfeature: Die Besitzer einer Apple Watch können ihr Schätzchen ähnlich wie beim iPhone mit einer Aktivierungssperre versehen, so dass ein Dieb nicht mehr in der Lage ist, eine gestohlene Uhr ohne das Benutzerkennwort des Eigentümers neu aufzusetzen und in Betrieb zu nehmen. Beim iPhone hat diese Funktion zu einer dramatischen Absenkung der Zahl der Diebstahlsfälle geführt.
Aus der Not, dass die Apple Watch jede Nacht aufgeladen werden muss, macht Apple nun eine Tugend. Die Uhr kann auf Wunsch automatisch erkennen, wenn sie auf dem Nachttisch seitlich abgelegt und gleichzeitig geladen wird. Sie verwandelt sich dann in einen Wecker. Neben der Uhrzeit wird die eingestellte Weckzeit angezeigt, der Alarm am Morgen kann mit einem Druck auf die Digitale Krone an der Seite der Uhr ausgestellt werden.
Mit dem Update auf watchOS 2 sorgt Apple dafür, dass die Smartwatch mit dem Apfel-Logo künftig etwas nützlicher sein kann als zuvor. Insbesondere die neuen Möglichkeiten für die Drittentwickler dürften diesen Trend antreiben. Besitzer der Apple Watch werden es aber auch schätzen, dass man das Ziffernblatt nun noch individueller auf den eigenen Geschmack anpassen und beispielsweise Fotos aus dem eigenen Fotoalbum dafür verwenden kann. Unterstützung bei der Navigation im öffentlichen Nahverkehr gibt es in Deutschland bisher nur für Berliner. Auch das Bezahlen mit der Apple Watch funktioniert (im Gegensatz zu den USA und Großbritannien) hierzulande nicht.
Das Update auf watchOS 2 setzt voraus, dass das gekoppelte iPhone auch mit dem neuen iOS 9 läuft, das parallel zu der neuen Apple-Watch-Software veröffentlicht wird. Und für Hardcore-Fans der Apple-Produkte gibt es noch eine schlechte Nachricht: Wer sich aus dem breiten Angebot von Apple gleich mehrere Uhren zulegen möchte, um je nach modischer Laune mit einem unterschiedlichen Modell auszugehen, muss sich auf ein fummeliges Entkoppeln und Neuverbinden einstellen: Die Apple Watch ist derzeit darauf ausgelegt, nur mit einem persönlichen iPhone verbunden zu sein. Und ein iPhone kann nicht mehrere Apple-Uhren gleichzeitig versorgen. Ein spontanes Watch-Hopping haben Apple-Design-Chef Jony Ive und seine Mitstreiter also derzeit nicht vorgesehen.