Sony erklärt sich zum Sieger im Konsolen-Wettstreit
Köln (dpa) - Gut ein halbes Jahr sind die neuen Spielekonsolen von Sony und Microsoft inzwischen auf dem Markt - und Sony sieht das Rennen um die Pole Position bereits als beendet.
Insgesamt 10 Millionen Playstation 4 hat das Unternehmen seit dem Marktstart in die Haushalte gebracht, wie Sony zum Start der Spielemesse Gamescom bekanntgab. Microsoft kommt nach eigenen Angaben in etwa dem gleichen Zeitraum mit 5 Millionen Xbox One auf die Hälfte. „Wir haben unsere Position wieder gut ausgebaut und vor allem die Märkte USA und England wieder zurückerobert“, sagte Uwe Bassendowski , Deutschland-Chef von Sony Computer Entertainment, der dpa.
Nach einem halben Jahr bereits Schlüsse auf den Erfolg oder Misserfolg der Geräte zu schließen, hält Microsoft-Manager Gregor Bieler indes für überzogen. „Das Konsolengeschäft ist kein Sprint, sondern ein Marathonlauf“, sagte Bieler. Es gehe darum, wie sich eine stationäre Konsole während ihrer rund zehnjährigen Lebensdauer am Markt behaupte. Der Lauf sei noch längst nicht beendet. Microsoft sei mit der Xbox One gut aufgestellt. Der Online-Dienst Xbox Live habe inzwischen 48 Millionen Mitglieder.
Microsoft hatte damals einen recht holprigen Start mit seiner Xbox One hingelegt, dann aber wieder Boden gewonnen. Ursprünglich sollte die Konsole nur mit aktiviertem Netzzugang funktionieren. Die Kamerafunktion der Bewegungssteuerung Kinect hatte zudem Datenschutzbedenken ausgelöst. Eingefleischte Spielefans hatten sich aber vor allem daran gestoßen, dass die Xbox One zu einer Multimedia-Zentrale für die ganze Familie ausgebaut werden sollte.
Multimedia-Funktionen wie Video auf Abruf sieht Bassendowski dagegen bei Spielekonsolen völlig überbewertet. „Konsolen sind zum Spielen da“, sagt der Sony-Manager. Jedes Gerät heute, auch das Smartphone, sei heute multimediafähig und könne Filme aus Mediatheken abspielen. Dazu brauche es keine Konsole.
Mit Playstation TV will Sony demnächst zwar ebenfalls eine Box auf den Markt bringen, über die Spiele gestreamt werden und Videos gekauft oder ausgeliehen werden können. Doch ein Thema auf der Gamescom sei das nicht, betont Bassendowski.
Das Marktforschungsunternehmen Deloitte sieht das etwas anders. Für die stationären Spielekonsolen müssten die Anbieter neue Erlösquellen erschließen, um eine beobachtete Stagnation bei den Nutzerzahlen auszugleichen, sagte Klaus Böhm von Deloitte. Derzeit liege bei den großen Konsolen großes Potenzial einfach brach. Dabei könnten sie ein ideales Bindeglied zwischen Internet und TV sein.
Auf der Spielemesse Gamescom in Köln setzen Sony und Microsoft den Schwerpunkt auf neue - und vor allem exklusive - Spieletitel. In diesem Punkt sieht sich Microsoft deutlich vorn. „Wir haben eine deutlich höhere Anzahl von exklusiven Titeln zu bieten als der Wettbewerb“, sagte Bieler.
So kommen Titel wie „Ori and the Blind Forest“ oder auch das neue Abenteuer der Pixelikone Lara Croft, „The Rise of The Tomb Raider“ nur für die Xbox One auf den Markt. Sony setzt auf Titel wie „The Order 1886“, „Rime“ und „Hellblade“ , die exklusiv für die Playstation 4 herauskommen.
Einig ist sich die Branche darüber, dass die neue Konsolengeneration das Geschäft ordentlich in Schwung gebracht hat. Eine drohende Marktsättigung wie etwa Deloitte sieht Sony-Manager Bassendowski nicht. Die neuen High-Tech-Spielzeuge haben sich bisher deutlich besser verkauft als ihre Vorgänger, betont der Branchenverband BIU. Neuen Wind bringen zudem Spiele-Apps für Tablets und Smartphones.
Auch das Beratungshaus PwC erwartet wieder weiteres Wachstum. „Nach einem kurzzeitigen Rückgang unter anderem bedingt durch eien starke Mobile-Games-Konkurrenz, erwarten wir wieder Umsatzsteigerungen“, sagte Niklas Wilke von PwC. Die Neuerungen und Trends der achten Generation an Spielekonsolen hätten daran einen entscheidenden Anteil.
Bis zum Sonntag steht der erfolgsverwöhnten Branche, die sich mit einem Umsatzplus von 6 Prozent im vergangenen Jahr gut aufgestellt sieht, mit der Gamescom eine große und bunte Werbeplattform zur Verfügung. Der BIU will zudem den Wirkungsradius der Messe mit Themen wie Jugendschutz, Medienkompetenz und Start-up-Förderung weiter ausbauen. Mit der Games Developer Conference bietet die Messe ein umfangreiches fachliches Rahmenprogramm.