Spendentrends im Internet: Mitmach-Potenzial nutzen
Berlin (dpa) - Der digitale Fortschritt beschränkt sich für viele soziale Organisationen auf eine personifizierte Weihnachts-Rundmail an die Spender. Eine Denkfabrik rät, die Nutzer mithilfe des Internets stärker einzubinden.
Facebook und Co. können dabei helfen.
Nicht nur zur Weihnachtszeit: Beim Spendensammeln könnten soziale Organisationen und Projekte digitale Medien noch deutlich stärker nutzen. „Es gibt weltweit viele beispielhafte Initiativen aus dem sozialen Bereich, doch in Deutschland kommt noch sehr wenig davon an“, sagte Joana Breidenbach vom Betterplace Lab, der Denkfabrik des nicht-kommerziellen Internet-Spendenportals betterplace.org mit Sitz in Berlin. „Es geht darum, das immense Wissen, das es bereits gibt, zu strukturieren und allen Interessenten auch im sozialen Bereich nutzbar zu machen.“ Auch für kleine „Grassroot“-Initiativen sei das Potenzial groß.
Im vergangenen Jahr lag in Deutschland der Anteil der übers Internet abgegebenen Spenden laut dem IT-Branchenverband Bitkom bei zehn Prozent - Tendenz steigend. In den USA werden Studien zufolge vor allem nach Katastrophen bereits bis zu 50 Prozent der Spenden online getätigt.
In einem ersten Trendreport hat die Initiative fünf zentrale Themen gebündelt - als wichtige Kriterien für die Adressaten, Mittler und Geber von Spenden. Bedeutende Trends seien Transparenz und Partizipation. „Wer transparent ist, Zahlen und Vorgänge offen legt, dem wird auch beim Spenden vertraut“, sagte Breidenbach. Dies werde umso wichtiger, desto weniger in Zukunft staatliche Gelder fließen und Initiativen somit auf Unterstützung aus Wirtschaft und von Privatleuten angewiesen seien.
Daran knüpft nach Einschätzung des Betterplace Lab ein neuerer Trend an, die Messbarkeit von Erfolgen. „In den USA ist das 'Impact-Investing' bereits großes Thema. Denn gerade viele potente Privatspender wollen wissen: Was bewirke ich konkret mit meiner Spende?“, sagte Breidenbach. In Deutschland sei bislang vor allem der Anteil der Verwaltungskosten die „heilige Zahl“, die Spendenwillige als Qualitätskriterium sähen.
„Dabei kann ein etwas höherer Verwaltungsaufwand durchaus sinnvoll sein, wenn die Maßnahme selbst richtig gut funktioniert“, gab die Expertin zu Bedenken. Erste Werkzeugkästen, um Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von Projekten zu messen, seien bereits verfügbar. „Aber hier sind die Instrumente natürlich ganz unterschiedlich - je nachdem, ob im Bildungssektor oder im Umweltschutz gearbeitet wird.“
Auch auf die Stärke des Mitmach-Prinzips sollten soziale Initiativen noch mehr setzen: „Es kann gar nicht genug Köche geben: Je mehr Menschen einen Wikipedia-Artikel überarbeiten, desto akkurater wird er“, heißt es im Trendreport. Mitmachen und helfen - durch Know-how, Zeit- oder Sachspenden - sei im Netz auch spontan und ohne Vereinsmitgliedschaft möglich.
Zwei weitere neue Trends und Aktionsfelder: Kartierungen und „Webbewerbe“. So könnten Hilfsbedarf, Spendensummen oder Projekterfolge über Smartphone-Anwendungen kartiert und somit wesentlich aussagekräftiger dargestellt werden. „Webbewerbe“, also Aufrufe in Sozialen Online-Netzwerken zur Ideensammlung oder zur Wahl der „besten“ Initiative, seien ein weiteres Werkzeug. Bislang bedeute digitaler Fortschritt für viele soziale Organisationen bestenfalls die „personifizierte Weihnachts-Rundmail“, beklagte Breidenbach.