Gemeinsam statt einsam: Multiplayer auf der Couch
Berlin (dpa) - Multiplayer findet im Internet statt. Zumindest für jüngere Gamer ist das selbstverständlich: Ein Online-Modus gehört bei fast jedem Titel dazu. Gemeinsam an einer Konsole sitzen und zocken war in Vergessenheit geraten.
Jetzt feiert der sogenannte lokale Multiplayer ein Comeback.
Was macht den besonderen Reiz solcher Spielepartys aus? „Gemeinsames Computerspielen, ob digital oder analog, lebt von Emotion und Interaktion“, sagt Andreas Lange, Direktor des Computerspielemuseums Berlin. „Und das geht am besten physisch, am gleichen Ort.“ Diese Art des Zockens sei historisch gesehen der Ursprung des Computerspiels: „Pong war eigentlich ein reines Zwei-Personen-Spiel“, erklärt er. „Und die frühen Konsolen und Heimcomputer hatten immer mindestens zwei und oft bis zu vier Anschlüsse für Controller.“
In Vergessenheit geraten sei das erst durch die weite Verbreitung des Online-Multiplayers. „Das hat auch seine Vorteile“, so Lange. „Die Anzahl und Auswahl an Leuten, die man dort treffen kann, ist natürlich viel größer.“ Und auch für die Spielehersteller seien Online-Modi reizvoller: Hier braucht in der Regel jeder Spieler seine eigene Titel-Kopie. Gut also für die Verkaufszahlen. Die Spieleparty auf dem Sofa gibt es dagegen schon für nur einmal Geldausgeben.
Viele lokale Multiplayer gehen nun den umgekehrten Weg und verzichten auf einen Online-Modus. Das liegt nicht nur daran, dass Schadenfreude und gemeinsame Erfolgserlebnisse auf dem Sofa mehr Spaß machen. Es gibt schlicht auch technische Gründe, sagt Bennett Foddy von „Die Gute Fabrik“, Entwickler der Spielesammlung „ Sportsfriends“: „In vielen solcher Spiele ist der Spaß sofort weg, wenn es nur ein bißchen Verzögerung gibt.“ Beim Online-Zocken lassen sich Verzögerungen (Lags) aber nicht vermeiden. Onlinespiele wie Shooter werden daher um den Lag herum entwickelt. Bei schnellen Sport- oder Kampfspielen à la „ Street Fighter“ ist das jedoch fast unmöglich.
So wie „Sportsfriends“ (PS4) stammen viele moderne Sofaparty-Spiele von Indie-Entwicklern. „Das passt einfach besser“, sagt Stephan Günzel, Professor für Game Design an der BTK Hochschule für Gestaltung in Berlin. „Das sind oft kleine Teams, die eine gute Idee haben und die dann schnell umsetzen können.“ Oft haben die Spiele einen Bezug zu Klassikern wie „Bomberman“, Retro-Pixel-Grafik inklusive - und sie kosten selten mehr als 15 Euro. „So etwas lässt sich dann auch spontan herunterladen und ausprobieren“, sagt Günzel.
Unter den aktuellen Konsolen gibt es solche Spiele vor allem für die Playstation 4 (PS4). Hier gibt es etwa die bunte Fantasy-Action von „Towerfall Ascension“ (Matt Makes Games) für bis zu vier Spieler oder die spannenden Fechtduelle von „Nidhogg“ (Messhoff) - alles in Retro-Optik und für um die 15 Euro. Bei der Xbox One ist man für lokale Wettbewerbe auf Shooter wie „Halo: The Masterchief Collection“ (Microsoft) oder einschlägige Sport- und Rennspiele angewiesen.
Spaß machen die Wettbewerbsspiele natürlich nur, wenn auf dem Sofa die richtige Gruppe sitzt. Schlechte Verlierer oder Überflieger können die Party schnell verderben. Kooperative Spiele sind dann vielleicht besser. „Das ist natürlich ein anderes Spielgefühl, weil es eher um Teamwork und Koordination geht“, sagt Andreas Lange. Hinzu kommt: Solche Koop-Spiele machen oft auch alleine Spaß, wenn sie etwa Rätsel oder eine Story mitbringen, so der Experte. „Partyspiele werden beim Solospiel gegen den Computer schnell langweilig.“
Für gemeinsame Erfolgserlebnisse gibt es auf PS4 und Xbox One zum Beispiel „Lara Croft und der Tempel des Osiris“ (Square Enix, um 20 Euro). Bis zu vier Abenteurer können hier Lara und ihre Verbündeten durch fallen- und rätselgespickte Gräber steuern. Beim höllisch schweren „Helldivers“ für die Playstation-Konsolen (Arrowhead Game Studios, um 20 Euro) steht gemeinsames Ballern auf böse Aliens im Mittelpunkt. Und wer etwas mehr ausgibt, kann etwa auch die vielen Lego-Spiele von Warner Interactive gemeinsam zocken.
Ob miteinander oder gegeneinander: Die vielleicht beste aktuelle Konsole für Spielepartys ist vielleicht Nintendos Wii U. Die entsprechende Titelauswahl ist hier groß, weil der japanische Entwickler traditionell viel Wert auf lokalen Multiplayer legt. „Super Smash Bros.“ bietet chaotische Prügelaction für bis zu acht Spieler, in „Mario Kart“ rasen bis zu vier Kartpiloten um die Wette, und in „Super Mario 3D World“ rennt und springt man gemeinsam durch die fantasievollen Level. Alle Titel kosten um die 50 Euro.