Need for Speed: The Run - mittelmäßiges Rennspiel mit Frustpotenzial

Jedes Jahr lassen sich die Entwickler einen anderen Grund einfallen, warum der Spieler mit schnellen Autos vor der Polizei flieht. Dieses Mal ist der Aufhänger der Geschichte gänzlich unbefriedigend, dafür sind Grafik und Rennen umso besser.

Düsseldorf. In der Reihe Games für den Gabentisch stellen wir neue Spiele für PC und Konsolen vor. Hier: Das EA-Rennspiel Need for Speed: The Run.

Darum geht es: In Need for Speed: The Run geht es um den Straßen-Rowdie Jack Rourke. Dieser muss von San Francisco aus vor der Mafia fliehen — und zwar in den Osten der USA, bis nach New York. Erst dann ist er in Sicherheit. Viele andere Fahrer haben dasselbe Ziel: Als Erster in der Ostküstenmetropole anzukommen. Die Polizei will diesem Spektakel natürlich ein Ende setzen — und versucht dies immer wieder mit unterschiedlichen Methoden wie Straßensperren oder heißen Verfolgungsjagden.

Vorangetrieben wird diese an den Haaren herbeigezogene Geschichte in wenigen Zwischensequenzen mit miserabler Synchronisation. Es gibt weder Tiefgang, noch Spannung oder Überraschungsmomente. Schade.

So spielt es sich: Die Entwickler beziehen den Spieler direkt zu Beginn in das Spielgeschehen ein. Auf dem Bildschirm eingeblendete Knöpfe müssen während der Zwischensequenzen gedrückt werden, um eine Aktion im Spiel auszuführen. Zum Beispiel die Flucht eures Helden aus einer bereits aktivierten Schrottpresse. Nett, aber leider schon zu oft gesehen.

Im Cockpit angekommen, kann das Spiel endlich seine PS auf die Straße bringen: Die original lizenzierten Autos sehen ihren Vorbilder zum Verwechseln ähnlich. Der Spieler hat dabei die Qual die Wahl: Porsche, BMW, Lamborghini oder doch lieber Mercedes? Unzählige Hersteller haben den Weg ins Spiel gefunden. Neben der Autoanzahl beeindrucken vor allen Dingen die Rennstrecken samt Panorama-Landschaften. Die Entwickler haben es geschafft, die unterschiedlichen Regionen und Klimazonen der Vereinigten Staaten detailgetreu ins Spiel zu transportieren. Der Spieler beginnt in der nebligen Küstenstadt San Francisco, arbeitet sich durch die Wüste, Wälder- und Schneelandschaften bis an die Ostküste nach New York. Dabei entscheiden die Untergründe wie Eis oder Asphalt über das Fahrverhalten der Boliden — zumal sich jedes Vehikel aufgrund seiner Eigenschaften individuell steuert.

Das Ziel des Spiels ist es, als Erstplatzierter New York zu erreichen. Der Weg von Ost nach West muss in Etappen absolviert werden, in denen man sich Platz um Platz langsam nach vorne kämpft. Über 200 Teilnehmer wollen erst einmal eingeholt und anschließend überholt werden. Und genau an dieser Stelle ist Kritik angebracht: Dem Spieler ist es schlichtweg unmöglich, einen Vorsprung heraus zu fahren. Die vom Computer gesteuerten Kontrahenten sind einfach nicht abzuwimmeln. Fällt der Spieler allerdings durch einen Unfall im Feld zurück, ist Auf- und Überholen problemlos möglich — allerdings nur bis man wieder Spitzenreiter der Etappe ist. Dann hängt sich die Konkurrenz wieder ans Heck.

So wird ein Sieg oftmals zum reinen Glücksspiel. Fährt der Spieler bis zur letzten Kurve ein fehlerfreies Rennen und rast dann in eine Leitplanke war es das mit dem Treppchen. Ist er hingegen die ganze Zeit fünf Plätze hinter der Spitze und setzt kurz vor Schluss den Nitro-Boost ein, kann er als Sieger über die Ziellinie fahren. Unsinnig, unfair und frustrierend. Ansonsten kann das Spiel aber durch einen schönen Soundtrack, aufgeräumte Menüs, einen unterhaltsamen Online-Modus und fantastische Motoren-Sounds punkten.

Fazit: Dieses Rennspiel ist der klassische Mittelspurfahrer. Grafisch und atmosphärisch zu schön für die rechte Spur, von der Geschichte aber niemals so rasant wie der Verkehr auf der linken Autobahnspur. Viele Automarken, schöne Landschaften, kräftige Motorensounds und beeindruckende Grafik lassen den Spieler jedoch zu keiner Zeit die frustrierenden Computergegner vergessen. Ein Mittelspur-Rennspiel eben.