SimCity: Wunderschöne Städte und ein fader Beigeschmack

Düsseldorf. Zehn Jahre lang war es ruhig um eine der bekanntesten Computerspiel-Reihen. 2003 hatten Maxis und EA mit SimCity 4 den vorerst letzten Teil der Städtebau-Simulation auf den Markt gebracht.

Entsprechend sehnsüchtig erwartet wurde von den Fans der Serie das neue SimCity, das im März 2013 erschienen ist und als "Neustart" der Serie ganz ohne Forsetzungsnummer auskommt. Wir haben probegespielt - und viel Licht, aber auch viel Schatten gesehen.

Im Test macht SimCity von der ersten Minute an Spaß. Denn es gibt eine ganze Reihe Gründe, das neue SimCity zu lieben. Da wäre zunächst einmal die wunderhübsche 3D-Grafik. Stimmungsvolle Licheffekte und viele liebevolle Details laden dazu ein, der eigenen Stadt andächtig beim Wachsen zuzusehen. Ebefalls positiv: Das Spieldesign nimmt uns lästige und immer wiederkehrende Aufgaben ab. Mussten in früheren Versionen neben den Straßen auch Strom- und Wasserleitungen mühevoll per Hand verlegt werden, sind die Versorgungsleitungen nun in die Straße integriert.

Was nicht heißt, dass das Spiel nun (zu) simpel geworden wäre. Im Gegenteil: Unter der Stadt schlummern Rohstoffe, die der Spieler fördern und zu Geld machen kann. Eine Stadt kann sich alternativ auf Tourismus, Glücksspiel oder Handel konzentrieren. Spezialisierung ist auch nötig: Denn die Karten, auf denen die Städte entstehen, sind viel zu klein für große Metropolen, die vom Industriegebiet bis zum Uni-Campus alles bieten.

Womit wir auch schon bei den Kritipunkten wären. Die Entwickler argumentieren zwar, dass eben dieser Platzmangel den Reiz ausmache. In der Praxis sind Städte dann aber viel zu schnell "ausgespielt", weil schon nach wenigen Stunden der Platz ausgeht. Dass man in der Nachbarschaft eine neue Stadt gründen kann, die mit der ersten kooperiert (zum Beispiel, indem sie Strom und Müllentsorgung als Dienstleistung einkauft, statt selber Kraftwerke und Müllverbrennung zu bauen), ist zwar ein guter Ansatz. Es funktioniert aber nicht wirklich. Denn es gibt keinen gemeinsam Etat. Und damit wirtschaftet am Ende doch wieder jede Kleinstadt für sich.

Die Tatsache, dass SimCity nur mit Online-Anbindung (über EAs Dienst "Origin") gespielt werden kann, ist im Jahr 2013 sicher zu verschmerzen. Dass in den ersten Tagen nach Verkaufsstart die Server derart überlastet waren, dass Spieler zeitweise gar nicht zum Zug kamen, ist jedoch ein Ärgernis. EA schaltete einige Funktionen ab, um die Server zu entlasten. Das Fehlen von Filtermöglichkeiten führte dann aber dazu, dass es quasi unmöglich wurde, einen freien Platz in einer Multiplayerpartie zu finden. Was den eigentlich schönen Ansatz, dass man in den Nachbarschaften zusammen mit bis zu 15 Mitspielern zusammenarbeitet und an Großprojekten werkelt, deutlich entwertet.

All dies hätte man SimCity vermutlich verziehen, so spaßig und kurzweilig spielt sich die Städtebausimulation - wäre da nicht das komische Gefühl, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Je länger man spielt, desto verwunderter betrachtet man das Zusammenspiel aus Einwohnern, Arbeitsplätzen und anderen Faktoren wie Verkehr, Bildung und Handel.

Drei Beispiele:

- SimCity meldet einen hohen Bedarf an Wohn- und Industriegebieten. Wir weisen jede Menge neue Wohngebiete aus. Neue Sims ziehen ein, die Einwohnerzahl steigt. Trotzdem schließen etliche Fabriken, weil sie nicht genügend Arbeiter finden.

- Wir haben in der Stadt große Hauptverkehrsachsen angelegt. Genutzt werden sie nicht. Die Sims stellen sich lieber auf den parallel verlaufenden Nebenstraßen in den Stau.

- Unsere Stadt hat 10000 Einwohner, verteilt auf ein paar Dutzend Gebäuden. Wir platzieren im Freiraum neben zwei großen Wohnblocks der mittleren Einkommensklasse hübsche Parks. Das hebt die Grundstückspreise, die Wohnblocks werden von der Simulation sofort abgerissen, an ihrer Stelle entstehen Luxusappartements. Dass die Einwohnerzahl vorübergehend sinkt, ist logisch. Aber gleich 5000 Sims? Das Schlimmste aber: Nachdem die teuren Wohnhäuser fertig sind, steigt die Zahl der Einwohner kaum merklich auf 5500 Einwohner an. Die halbe Bevölkerung ist verloren, weil wir zwei Parks gebaut haben.

Die Experten des Spielemagazins GameStar haben ähnliche Beobachtungen gemacht und daraufhin eine sehr aufwändige Analyse gestartet. Ihr Ergebnis: Viele Aspekte werden gar nicht simuliert. SimCity tut nur so.

Unser Fazit fällt deshalb äußerst durchwachsen aus: SimCity ist zumindest in den ersten Spielstunden ein faszinierende Spiel, erzeugt dann aber zu viele Frustmomente.