XCOM - Enemy Unknown im Test: Die Auferstehung der Rundenstrategie
Düsseldorf. Die Fans der taktischen Rundenstrategie unter den Computerspielern hatten es in den vergangenen Jahren schwer. In Zeiten von 3D-Shootern, Online-Rollenspielen und faszinierenden offenen Welten wie in GTA oder Red Dead Redemption war das eher gemächliche Genre, in dem der Spieler jeden Schritt seines Teams minutiös und ohne Zeitdruck vorausplant, fast schon in Vergessenheit geraten.
Die Neuauflage des legendären Taktikspiels "Jagged Alliance 2" Anfang 2012 war eher enttäuschend. Mit "XCOM: Enemy Unknown" hat Sid Meier's Firma Firaxis jetzt einen anderen Rundenstrategie-Klassiker (UFO: Enemy Unknown) wiederbelebt. Und dabei fast alles richtig gemacht.
In XCOM: Enemy Unknown wird die Welt von einer Alien-Invasion überrascht. Der Spieler führt als Kommandant den Widerstand der Menschen an. In rundenbasierten Kämpfen lenkt er ein sechsköpfiges Team von Elitesoldaten durch alienverseuchtes Gebiet. Jede Figur hat pro Runde zwei Züge, kann also zum Beispiel zunächst ein paar Schritte laufen und dann schießen. Anschließend ist der Gegner am Zug.
Was sich zunächst simpel anhört (zum Vergleich: Bei Jagged Alliance 2 gab es ein System von Aktionspunkten, wo jedes Hinknien, jedes Zielen exakt bewertet wurde), wird durch die Spezialfähigkeiten der Soldaten komplex und taktisch. Schieße ich direkt auf den Alien, oder warte ich, bis er sich aus der Deckung bewegt und gebe einen Reflexschuss ab? Versuche ich, gezielt einen Alien auszuschalten oder werfe ich eine Granate, die mehrere Gegner, aber auch einen Kameraden trifft?
Wie bei Taktikspielen üblich gilt auch bei XCOM: Wer unbedacht mit dem Kopf durch die Wand will, wird gnadenlos bestraft und kann seine gefallenen Soldaten dann im virtuellen Ehrenmal betrachten. Nur wer langsam vorrückt, Hinterhälte baut und die Stärken seiner Figuren gezielt einsetzt, kommt ohne Verluste zum Ziel.
In den Kampfpausen geht es im strategischen Teil des Spiels darum, das XCOM-Projekt durch Forschung und Entwicklung voranzutreiben und die unterirdische Basis auszubauen. So erhalten die Soldaten im Laufe des Spiels immer bessere Waffen und Rüstungen und können die Aliens bald mit ihren eigenen Waffen schlagen.
Dieser Mix aus taktischen Schlachten und globaler Strategie macht schon nach kurzer Zeit ziemlich viel Spaß. Das Spiel ist trotz des für Taktikshooter relativ simplen Spielablaufs fordernd, dabei aber dank des rundenweisen Ablaufs niemals hektisch. Genau das richtige also für einen gemütlichen Winterabend vor dem Rechner.
Ein klein wenig ärgern werden sich allein die PC-Spieler unter den Gamern. Denn während die Steuerung für die Konsolen recht ordentlich umgesetzt wurde, wird am Rechner einiges an Potenzial verschenkt. Bei einem Strategiespiel am PC sind eine frei dreh- und schwenkbare Kamera sowie eine ordentliche Maussteuerung eigentlich Standard. Doch Firaxis hat sich diese Anpassung gespart und setzt auch dem PC-Spieler vier feste Kameraperspektiven und eine umständliche Steuerung über Aktionsbuttons vor. Schade. Aber kein Beinbruch.
XCOM: Enemy Unknown, 2K Games, für PC, PS3, XBox360, ab 16, ab 42 Euro (Konsolen: 55 Euro).