Spielemesse E3 - Konsolen-Fans in der Warteschleife
Los Angeles (dpa) - Amerikas größte Spielemesse E3 öffnet kommende Woche (5. bis 7. Juni) wieder die Tore in Los Angeles. Doch die nächste Generation der Spielekonsolen dürften die großen Hersteller auch in diesem Jahr nicht dabei haben.
Die Hollywood-Metropole Los Angeles wird in der kommenden Woche (5. bis 7. Juni) wieder zum Mekka der Spieleindustrie. Auf der Electronic Entertainment Expo, kurz E3, zeigen die großen Spieleverlage, Elektronikhersteller und Entwickler ihre aktuellen Neuheiten. Doch die Messe wird sich schwer tun, an den Glanz früher Jahre anzuknüpfen. Schon viel zu lange müssten die Fans von Computerspielen auf neue Konsolen-Hardware warten, so die Einschätzung von Experten. Und auch in diesem Jahr dürften die großen drei Konsolen-Hersteller keine neuen Geräte mit im Gepäck haben.
„Das wird wahrscheinlich eine der unspannendsten Messen der letzten Jahre“, schätzt Branchen-Experte Stephan Freundorfer. „Ich bin mir sicher, dass es keine neuen Konsolen zu sehen geben wird.“ Dabei sei die Zeit längst reif, vor allem für die Kernzielgruppe. Doch die nächsten Generationen von Sonys Playstation und Microsofts Xbox dürften noch bis 2013 auf sich warten lassen.
Eines der Highlights in Los Angeles dürfte die Wii U von Nintendo sein. Die technisch aufgestockte Konsole mit neuartigem Touchscreen-Controller gehörte bereits vor einem Jahr zu den gefeierten Neuheiten, die auf Amerikas größter Computerspielemesse gezeigt wurden. Was vor 12 Monaten kaum viel mehr als ein Konzept war, soll nun voraussichtlich noch Ende des Jahres in den Handel kommen - vorerst aber nur in den USA.
Mit der Wii U, die nun erstmals auch Inhalte in hoher Auflösung (HD) zeigen kann, schließt Nintendo technologisch zu Microsofts und Sonys Konsolen auf. Auch dreidimensionale Bilder können wiedergegeben werden. Das Besondere an der neuen Konsole ist aber ein berührungsempfindlicher Touchscreen, der sowohl als Zweitbildschirm wie auch als Controller dient.
Spekulationen über die Nachfolger von Microsofts Xbox 360 und Sonys Playstation 3 gibt es seit geraumer Zeit. Doch dass eines der Geräte noch in diesem Jahr auf den Markt kommen könnte, ist inzwischen kaum zu erwarten. Dass die nächste Playstation eine rein webbasierte Konsole ohne DVD- oder Blu-ray-Laufwerk werden wird, dementierte Sony zuletzt.
Voraussichtlich werde Microsoft in Los Angeles seinen Schwerpunkt auf das neue Spiel „Halo 4“ legen, vermutet Freundorfer. Der Ego-Shooter, der seit zehn Jahren weitgehend exklusiv auf Microsofts Xbox und Windows läuft, wurde bereits vor einem Jahr für Ende dieses Jahres auf der E3 angekündigt. Im Jahr 2002 hatte Microsoft den Entwickler Bungie Studios aufgekauft, um sich die exklusiven Rechte an dem populären Spiel für den Start seiner Xbox zu sichern. Auch für die Gestensteuerung Kinect sowie die Online-Plattform Xbox Live dürfte Microsoft einige Neuheiten mit im Gepäck haben.
„Eine Sache ist klar: Die E3 braucht ein neues Produkt“, schätzt Scott Stein von „c'net“. Es scheine, als würden Konsolen-Spiele derzeit in eine Art Post-Hardware-Landschaft überwechseln. Spiele würden inzwischen vornehmlich über Xbox Live, PSN sowie Android oder Apples App Store aus der Wolke heruntergeladen, so Stein. Ohne neue Hardware oder neue Konzepte sei das Schwinden des Interesses bei den Nutzern garantiert.
Daran haben die traditionellen Spieleentwickler derzeit kräftig zu knapsen. Der Branche geht es nicht gut. Neue Browser-Spiele und eine große Menge an Games, die über Android oder Apples AppStore auf Smartphones und Tablets gespielt werden können, machen den großen Verlagen zunehmend zu schaffen. „Das Geld verteilt sich einfach auf viel mehr Player“, sagt Freundorfer. Mit Konsolen allein lasse sich nicht mehr so viel Umsatz machen wie vor einigen Jahren noch.
Spannend dürfte in Los Angeles werden, wie opulent große Branchen-Player wie Electronic Arts auftreten werden, schätzt Freundorfer. Der Computerspiele-Hersteller steuert derzeit auf einen riesigen Verlust zu. Über 80 Millionen Dollar investierte das Unternehmen in die Entwicklung neuer Spiele für die nächste Generation der Konsolen. Doch zumindest in diesem Jahr dürften sich die Investitionen noch nicht auszahlen.