Studie: Fast alle Internet-Nutzer kaufen online ein
Berlin (dpa) - Fast jeder Internet-Nutzer in Deutschland kauft heute auch im Netz ein, 77 Prozent von ihnen mehrmals im Monat.
Deutlich zugelegt habe dabei der Anteil der älteren Nutzer ab 65 Jahren, geht aus einer repräsentativen Studie hervor, die der IT-Branchenverband Bitkom in Auftrag gab. Diese Entwicklung beschert dem Online-Handel weiterhin stürmisches Wachstum.
Laut einer ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Studie des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) setzte der Onlinehandel im 2. Quartal dieses Jahres 10,8 Milliarden Euro um, 14 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Interaktive Handel insgesamt - also unter Einbeziehung der Versandhändler - steigerte seine Umsätze um 11 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro.
Sogar Lebensmittel - und das ist eine der letzten großen Bastionen des stationären Handels - kaufen inzwischen 28 Prozent der Internet-Nutzer online ein, wie aus der Bitkom-Studie hervorgeht. Im Jahr 2012 waren es noch 10 Prozent. Den größten Anteil machen dabei zwar haltbare Lebensmittel wie Nudeln aus (87 Prozent), doch 31 Prozent der Befragten lassen sich inzwischen auch frische Produkte wie Gemüse und Milchprodukte liefern.
Während im vergangenen Jahr noch 88 Prozent der Internet-Nutzer im Alter ab 65 Jahren online einkauften, waren es in diesem Jahr bereits 97 Prozent. „Die zunehmende Häufigkeit beim Online-Shopping zeigt, dass die Nutzer mit dem Einkaufserlebnis zufrieden sind“, sagte Achim Berg, Vizepräsident des Bitkom. Insgesamt stieg der Anteil der Online-Shopper unter allen Internet-Nutzern in Deutschland binnen eines Jahres von 94 auf 98 Prozent.
Zu den Vorteilen des Online-Einkaufs zählen die Nutzer demnach vor allem die Unabhängigkeit von Ladenöffnungszeiten (71 Prozent), die häufig günstigeren Preise (59 Prozent), ein größeres Angebot (56 Prozent) und die Möglichkeit, sich die Ware liefern zu lassen (37 Prozent). Am stationären Handel schätzen die Kunden dagegen vor allem, dass sie die Produkte auch anfassen können (75 Prozent), dass sie sie gleich mitnehmen können (74 Prozent), den Wegfall von Versandkosten (45 Prozent) und die persönliche Beratung (42 Prozent der Befragten).
Die Wachstumsraten im interaktiven Handel sind laut bevh je nach Warengruppe allerdings sehr unterschiedlich. Der Textilhandel verteidigte mit einem Umsatz von 2,8 Milliarden Euro zwar seine Spitzenposition. Das Wachstum fiel hier aber mit „nur noch“ 6 Prozent vergleichsweise bescheiden aus.
Deutlich stärker legte das Segment Unterhaltungselektronik zu, wo die Umsätze noch einmal um 28 Prozent auf knapp 2 Milliarden Euro in die Höhe schossen. Bei Büchern und E-Books mussten die Internet- und Versandhändler der Studie zufolge dagegen einen Rückgang um 6 Prozent auf rund 900 Millionen Euro hinnehmen. Deutlich zweistellige Zuwachsraten gab es der Studie zufolge in den Segmenten Möbel und Dekorationsartikel sowie Lebensmittel.
Dass der Online-Handel auf Kosten des stationären Handels geht, bestätigt die Bitkom-Studie allerdings nicht. 80 Prozent der Internet-Nutzer informieren sich zwar selten, manchmal oder regelmäßig im Geschäft und kaufen anschließend online.
Umgekehrt machen es allerdings jedoch 89 Prozent der Befragten. „Bei den Kunden hat längst ein Denken und Konsumieren über die Einkaufskanäle hinweg eingesetzt“, sagte Berg. „Die Chance des Handels besteht darin, diesen neuen Ansprüchen der Verbraucher mit innovativen Lösungen gerecht zu werden.“ Ziel müsse es sein, den Kunden möglichst überall abzuholen.
Großes Potenzial hätten etwa sogenannte Cross-Channel-Angebote. Immerhin könnten sich 46 Prozent der Befragten vorstellen, online Produkte auszusuchen und sie anschließend im stationären Handel abzuholen („click&collect“).
An der Lieferung am selben Tag durch einen lokalen Händler nach einem Online-Kauf („Same day delivery“) wären 58 Prozent der Befragten interessiert. Darüber hinaus wünschten sich ebenfalls 58 Prozent der Befragten digitale Serviceangebote im stationären Handel, etwa durch zusätzliche Informationen über das Smartphone.