Thalia-Chef: E-Book-Markt wird explodieren

Frankfurt/Main (dpa) - Auf der Frankfurter Buchmesse reden alle von digitalen Inhalten, die einen voller Hoffnung, andere eher besorgt.

Der Geschäftsführer des zur Douglas-Gruppe gehörenden Buchhandelsunternehmens Thalia, Michael Busch, erwartet in den nächsten zwölf Monaten den Durchbruch fürs E-Book, sieht aber auch gute Chancen für den stationären Buchhandel, wie er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa erläutert.

Jedes Jahr zur Buchmesse wird der Aufbruch ins digitale Lesen verkündet. Was sind Ihre Erwartungen in diesem Jahr?

Busch: „Es werden in diesem Jahr qualitativ sehr hochwertige dedizierte Lesegeräte zu einem wirklich erschwinglichen Preis zwischen 100 und 150 Euro angeboten. Außerdem sagen die Verlage jetzt: Alles, was an Neuheiten erscheint, machen wir auch als E-Book verfügbar. Der Marktanteil von E-Books am Buchhandelsumsatz ist bisher mit 0,7 Prozent noch unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Wir gehen davon aus, dass sich der Marktanteil in den kommenden zwölf Monaten zwischen drei und vier Prozent bewegen wird. Das Weihnachtsquartal wird einen enormen Schub bringen und in diesen nächsten zwölf Monaten werden wir den Durchbruch des E-Books erleben. Wir gehen davon aus, dass sich der Marktanteil dann in zwei Jahren in Richtung zehn Prozent bewegt. Dies wird zu einer enormen Umbruchsituation im Buchhandel im allgemeinen führen.“

Was sollte der Buchhandel in dieser Situation beherzigen?

Busch: „Wir sind der festen Überzeugung, dass sich in Zukunft nur Multi-Channel-Modelle durchsetzen werden. Dies bedeutet, dass man den Kunden jederzeit, überall und aus einer Hand erreicht, so dass er wirklich in der Marke bleiben kann, unabhängig davon, ob es sich um den stationären Buchhandel, das klassische Internet oder den digitalen Vertriebsweg handelt. Der Kunde will je nach Situation weiter im Buchladen stöbern, sich daheim ein E-Book herunterladen oder unterwegs mobile Geräte nutzen. Der Kunde soll sich keine Gedanken machen müssen, ob er den richtigen Content auf dem richtigen Gerät hat, sondern er soll den Content auf jedem Gerät lesen können, ob das ein dedizierter E-Book-Reader, ein Tablet, der PC zuhause oder das gedruckte Buch ist.“

Wie kann sich der Buchhandel gegen den Druck des globalen Marktführers Amazon behaupten?

Busch: „Wettbewerb belebt das Geschäft und treibt uns zu positiven Innovationen. In der Buchbranche wird es einen Selektionsprozess geben, denn nur wer diese enorme Innovationsgeschwindigkeit mitgehen kann, und zwar über alle drei Kanäle, wird dauerhaft erfolgreich sein. Wir sind in diesem Markt verankert und sehr nah an unseren Kunden. Eine Maschine wird nie eine solch emotionale Kundenbindung erzeugen können wie ein Mensch. Wir haben rund 5000 Buchhändlerinnen und Buchhändler, alle sind begeisterte Überzeugungstäter, die eine enorme Kundenbindung haben. Da haben wir einen unschätzbaren Vorteil gegenüber einem reinen Internet-Player.“

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