Tragbare Apps - Das Büro für die Hosentasche

Frankfurt/Main (dpa) - Schnell mal am PC den Freunden die Bilder vom letzten Urlaub zeigen? Das kann zum Problemen werden, wenn dort das passende Programm fehlt. Oder unterwegs eigene Dokumente oder E-Mails an fremden Rechnern aufrufen?

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Das funktioniert nur mit der richtigen Office-Software.

Mit sogenannten portablen Programmen lässt sich das Problem lösen. Sie werden auf USB-Sticks gespeichert und von dort gestartet - auf jedem beliebigen Windows-Computer.Tragbare Programme sind vor allem dann nützlich, „wenn die Anwendung direkt mit persönlichen Daten verknüpft ist, die ich nicht aus der Hand geben möchte“, erklärt André Kramer von der Fachzeitschrift „c't“. „Zum Beispiel das Mailprogramm Thunderbird, da habe ich sofort mein E-Mail-Postfach und alles eingerichtet“, so Kramer.

Ein Problem sind auch Office-Dateien in einem Format, das sich nicht mit jeder Anwendung lesen lässt. Portable Programme sind außerdem ideal, „wenn man sich öfters um andere Rechner kümmert“, erklärt Arne Arnold von der „PC Welt“. Dann hat man immer alle nötigen Werkzeuge dabei.

Wer nach solchen portablen Programm sucht, stößt schnell auf Pakete mit 50 bis 100 Programmen oder mehr, sagt Arnold. Bei PortableApps.com etwa kann man Sammlungen mit eigenem Startmenü zusammenstellen. Ähnlich funktioniert es bei PStart oder der Lupo PenSuite, die es in drei verschiedenen Größen gibt.

Portable Programme gibt es für so ziemlich jeden Zweck - das wird bei einem Besuch der Website „Portable Freeware Collection“ schnell klar: Vom Bildbetrachter über Office-Programme und Systemwerkzeuge bis zu Mailprogrammen und Browsern ist alles dabei. Darunter sind auch bekannte Programme wie der Browser Firefox, das Mailprogramm Thunderbird, das Bildbearbeitungsprogramm Gimp oder das Büroprogrammpaket Libre-Office.

Man kann noch viele weitere Programm mitnehmen: „Es eignet sich aber nicht jede Anwendung dafür“, erklärt Kramer. „Unter Windows ist es relativ leicht, Software für den Portablen Einsatz vorzubereiten.“ Ist ein Programm nicht sonderlich systemabhängig, lässt es sich häufig auch einfach auf einen USB-Stick installieren. Meistens reicht es schon, das Programm-Verzeichnis zu kopieren.

Die ideale Auswahl an portablen Programmen gibt es wohl nicht. „Jemand, der PCs repariert, braucht andere Apps als jemand, der eine Diaschau im Verein zeigen will“, sagt Arnold. Ein Nachteil dieser Art von Programmen ist, „dass sie sich standardmäßig nicht selbst aktualisieren.“ Sie können sich erst aktualisieren, wenn man sie startet. Unter Umständen starten und arbeiten sie auch etwas langsamer als Programme, die direkt auf dem Rechner installiert sind - gerade von alten USB-Sticks mit langsamen USB-1.1- oder USB-2.0-Anschlüssen.

Wer nicht nur ein paar Programme, sondern gleich sein ganzes System mitnehmen will, sollte ein Linux-Live-System auf seinen USB-Stick speichern. Einmal eingesteckt, kann man so sein eigenes Betriebssystem plus Programme direkt vom Stick starten. Besonders beliebt sind die verschiedenen Versionen von Ubuntu, die sich vor allem durch unterschiedliche Benutzeroberflächen unterscheiden.

Bereitgestellt werden diese sogenannten Live-Systeme typischerweise als iso-Dateien. Auf einen USB-Stick bekommt man sie mit Programmen wie „Iso to usb“, „Unetbootin“, „Win32DiskImager“ oder auch „Sardu“, wenn es mehrere Betriessysteme sein sollen, erklärt Arnold.

Bekannt wurden Linux-Live-Systeme seit 2007 vor allem durch Knoppix, ein vom IT-Experten Klaus Knopper entwickeltes System. Daneben gibt es aber auch spezielle Linux-Live-System wie etwa Gparted, Clonezilla oder PartedMagic, die vor allem Systemwerkzeuge mitbringen. Auf das anonyme Surfen im Netz spezialisiert ist hingegen Tails, auf sicheres Online-Banking das Live-Sytem „Bankix“. Die Webseite Distrowatch.com liefert in der Kategorie Live-Systeme mehr als hundert verschiedene Ausgaben - sortiert nach ihrer Beliebtheit.

Es muss aber nicht immer Linux sein. Auch Windows gibt es mittlerweile zum Mitnehmen. Microsoft stellt auf seiner Webseite die nötigen Programme bereit, um sich ein Windows PE auf CD oder USB-Stick zu erstellen. Die Zusammenstellung ist aber etwas kompliziert, und es gibt einige technische Einschränkungen bei der Nutzung. „Das ist schon ein bisschen fummelig“, sagt Arnold. „Ein Live-Linux ist einfacher und lässt sich auch leicht bedienen.“