Twitter steigert Umsatz - Aktie dennoch auf Talfahrt
San Francisco (dpa) - Bei Twitter gibt es noch keine Trendwende mit Hoffnungsträger Jack Dorsey: Das erste volle Quartal nach der Rückkehr des Mitgründers auf den Chefposten hat die Anleger enttäuscht.
Zwar steigerte der Kurznachrichten-Dienst den Umsatz im dritten Quartal im Jahresvergleich um 58 Prozent auf 569 Millionen Dollar (515 Mio Euro) und übertraf damit die Prognosen der Analysten.
Doch die Entwicklung der Nutzerzahlen ist weiter schwach. Die Zahl der User, die sich mindestens einmal im Monat bei Twitter einloggen, stieg binnen drei Monaten nur um vier Millionen auf rund 320 Millionen. Zieht man diejenigen ab, die einfach nur Twitter-Nachrichten per SMS erhalten, sind es 307 Millionen Nutzer - drei Millionen mehr als vor drei Monaten.
Das Unternehmen blieb zudem mit einem Quartalsverlust von 132 Millionen Dollar tief in den roten Zahlen. Im Vorjahr hatte das Minus unter dem Strich allerdings noch bei 175 Millionen Dollar gelegen. Die Werbeeinnahmen kletterten im dritten Quartal um 60 Prozent auf 513 Millionen Dollar. Das zeigt zwar, dass Twitter auch bei magerem Nutzerwachstum reichlich Potenzial hat, Erlöse zu generieren. Im Vorquartal hatte das Plus jedoch noch bei 63 Prozent gelegen.
Der Ausblick auf das laufende Quartal fiel schwächer aus als an der Wall Street erwartet. Twitter sagt einen Umsatzanstieg auf 695 bis 710 Millionen Dollar voraus. Analysten hatten aber angesichts der traditionell hohen Werbeausgaben in der Weihnachtssaison mit einem noch deutlich höheren Wert gerechnet.
Insgesamt kam der Quartalsbericht am Markt überhaupt nicht gut an - die Aktie fiel nachbörslich um etwa elf Prozent. Die Kursgewinne nach Dorseys Berufung sind damit weitgehend wieder verpufft. Auf Jahressicht notiert das Papier mit über 25 Prozent im Minus.
Twitter mache Fortschritte dabei, seine Dienste zu vereinfachen und den Wert der Plattform besser zu kommunizieren, erklärte Firmenchef Dorsey. Er hatte die Unternehmensführung nach dem Rücktritt des stark kritisierten Vorgängers Dick Costolo Ende Juni zunächst kommissarisch übernommen und sich Anfang Oktober als Dauerlösung verpflichten lassen. Investoren setzen große Hoffnungen auf Dorsey, der allerdings nebenher auch noch den vor dem Börsengang stehenden Bezahldienst Square leitet.
Nur wenige Tage nach seinem Engagement als ständiger Konzernchef hatte Dorsey Mitte Oktober einen massiven Stellenabbau in Gang gesetzt. Wegfallen sollen rund acht Prozent der Belegschaft, das wären maximal 336 Jobs. Das einsparte Geld solle für ein schnelleres Wachstum investiert werden.