Ultra-HD: Schärferes Fernsehen mit Hindernissen
Berlin (dpa) - Schärfer als die Wirklichkeit - so preisen die Hersteller von TV-Geräten die neue Ultra-HD-Technik als Zukunft des Fernsehens an. Aber TV-Inhalte in der Auflösung gibt es noch lange nicht.
Und es sind noch einige andere Hürden zu nehmen.
Die großen Hersteller von TV-Geräten haben das Thema Ultra-HD zu einem zentralen Trend der IFA (Publikumstage: 6. bis 11. September) in Berlin erklärt. Neue große Fernseher sollen das Bild mit Hilfe der Technologie fast noch schärfer als die Wirklichkeit aussehen lassen. Die Gerätehersteller erhoffen sich großes Interesse bei den Zuschauern, denn zuletzt war das Geschäft um ein Viertel eingebrochen. Die neue Technologie soll es nun richten.
Bislang gibt es allerdings kaum Inhalte, die in der ultrahohen Auflösung verfügbar sind. Sony produziert erste Spielfilme in dem Format, doch bis die TV-Sender ihre Programme in Ultra-HD ausstrahlen, dürften noch einige Jahre ins Land gehen. Schließlich sind viele Anstalten noch mit dem Umstieg auf HD beschäftigt.
Auch bei der Infrastruktur muss noch viel getan werden, da die Datenmengen durch Ultra-HD viel größer sind. Die Hersteller der TV-Panels gingen mit ihren Entwicklungen deutlich schneller voran als es bei den Fernsehanstalten und Filmstudios sinnvoll sei, sagte Helmut Stein von der Deutschen TV-Plattform. Es werde aber suggeriert, dass es sich bei den neuen Ultra-HD-Geräten um das neue Fernsehen handele, obwohl es an TV-Inhalten fehle.
Die viel größeren Datenpakete müssen entsprechend komprimiert werden, damit sie durch die Leitungen gehen. Dafür sei das Komprimierungsverfahren HEVC (auch H.265 genannt) als Nachfolger von MPEG4 dringend erforderlich, sagte Stein. Die entsprechenden Encoder und Decoder seien aber erst als Prototypen verfügbar und noch weit von der Marktreife entfernt.
Sind Ultra-HD-Fernseher zumindest derzeit also eine Mogelpackung? Die neue Technologie bringt mit 3840 mal 2160 Pixel auf jeden Fall vier Mal mehr Bildpunkte auf den Bildschirm als das bei Full-HD der Fall ist. Hinzu kommt, dass die Panels die eingehenden Signale qualitativ so gut interpolieren können, dass selbst ein betagtes PAL-Signal ein gutes Bild abgibt. Redakteure des Fachmagazins „c't“ zeigen auf der IFA, wie das auf einem Ultra-HD-Fernseher von Sony aussieht und wie gestochen scharf ein HD-Signal selbst bei geringem Abstand wirkt.
Samsung etwa geht für seine Ultra-HD-Fernseher eine Partnerschaft mit dem Satelliten-Betreiber Eutelsat ein, der in Kürze einen Demokanal für Ultra-HD-Sendungen starten will. Über eine App sollen die Besitzer eines Samsung-Fernsehers damit schon einmal sehen können, was die Zukunft bringt.
Einen technischen Flaschenhals gibt es allerdings noch, und zwar die HDMI-Schnittstelle, die Fernsehsignale in hoher Auflösung in den Fernseher leitet. Für die schnelle Übertragung der Ultra-HD-Daten mit einer Bildwiederholrate von 60 Hertz soll der neue Standard HDMI 2.0 geeignet sein, der auch einen von der Filmindustrie geforderten Kopierschutz enthält. Das Manko: Entsprechende Anschlüsse werden erst Ende des Jahres verbaut werden können.
Um ihre schon heute auf der IFA präsentierten TV-Geräte trotzdem zukunftssicher auf den Markt zu bringen, gehen die Gerätehersteller verschiedene Wege. Sony etwa bietet den Käufern eines Ultra-HD-Geräts ein nachträgliches Software-Upgrade an. Samsung will das Problem auf Hardware-Seite lösen und bietet eine spezielle Box mit allen Anschlüssen, die beim Umstieg auf HDMI 2.0 einfach ausgetauscht werden kann. Auch Philips will mit einer Hardware-Lösung seine Geräte für die Zukunft rüsten.
Die Hersteller hoffen, dass sich mit der IFA und der neuen Technologie das Geschäft mit TV-Geräten nach der Flaute wieder kräftig belebt. Und um den Markt anzutreiben, lassen sie zur Messe unter dem Funkturm auch die Preise purzeln. Anders als bei früheren Hightech-Entwicklungen soll es nicht Jahre dauern, bis die Geräte auch den Massenmarkt erreicht. Die magische Grenze liege bei weniger als 3000 Euro, ist sich Sascha Lange von Toshiba sicher.