Unsicherheit: Klappt der Verkauf von T-Mobile USA?

New York (dpa) - Die Partystimmung ist erst einmal vorbei. Vor einer Woche noch knallten die Korken, als die Deutsche Telekom ankündigte, ihr US-Mobilfunkgeschäft für satte 39 Milliarden Dollar an den amerikanischen Branchenriesen AT&T zu verkaufen.

Jetzt mühen sich die Unternehmen, die Wettbewerbshüter in Washington von ihrem Vorhaben zu überzeugen. Das wird ein hartes Stück Arbeit, soviel ist sicher. „Wir haben in den USA niemals zuvor ein Geschäft gesehen, das mehr regulatorischen Risiken ausgesetzt ist“, schrieb Credit-Suisse-Analyst Jonathan Chaplin. Es wäre „phänomenal, wenn es klappen würde“. Denn wenn AT&T die kleinere T-Mobile USA tatsächlich schluckt, dann blieben von vier großen US-Mobilfunkanbietern noch ganze drei übrig, wovon zwei - AT&T und der Rivale Verizon - die absolut dominanten Spieler wären.

Mit dem Zusammenschluss von AT&T und T-Mobile USA entstehe ein „Koloss“ mit rund 130 Millionen Kunden, stellte das einflussreiche Magazin „Forbes“ fest. Und die „New York Times“ verglich die Situation mit dem Markt für Softdrinks. Da gebe es im Wesentlichen nur noch Coca-Cola und Pepsi. „Die anderen Wettbewerber sind eigentlich irrelevant.“ Die Zeitung fürchtet, dass in der Folge die Preise für die Kunden steigen.

Die große Frage ist, ob sich das zuständige US-Justizministerium und der Netzregulierer FCC eine derartige Machtballung gefallen lassen. Die Regierung von Präsident Barack Obama fährt einen härteren Kurs als die Bush-Administration. Beobachter rechnen damit, dass AT&T zumindest weitreichende Zugeständnisse machen muss: Im Klartext bedeutet dies, Kunden abzugeben. So war es bereits, als Verizon den kleineren Mobilfunker Alltel übernommen hatte.

AT&T versucht, die Tragweite der Übernahme herunterzuspielen. Konzernchef Randall Stephenson und sein Chefjustiziar Wayne Watts werden nicht müde zu betonen, dass in den einzelnen Regionen des riesigen Landes noch jede Menge Konkurrenten säßen. „Es wird auch nach dem Geschäft einen großen Wettbewerb geben“, versicherte Watts in einer eiligst einberufenen Konferenz mit Analysten und Journalisten.

Vor allem der Rivale Sprint macht Front gegen den Zusammenschluss. Firmenchef Dan Hesse kündigte bereits an, den Kongress einzuschalten. Er fürchtet nach eigenen Worten die „gewaltige“ Macht, die sich da zusammenbraut. Denn noch herrscht ein gewisses Gleichgewicht: Verizon ist die Nummer eins unter den US-Mobilfunkanbietern mit 101 Millionen Kunden, knapp gefolgt von AT&T mit fast 96 Millionen. Es folgen Sprint mit 50 Millionen und T-Mobile mit um die 34 Millionen Kunden.

AT&T hofft nun darauf, dass seine Lobbyisten-Heerschar in Washington den Deal durchboxt. „Es ist unwahrscheinlich, dass AT&T ein Geschäft eingehen würde, von dem sie davon ausgehen, dass es scheitert“, kommentierte Analyst Chaplin. Die Frage sei, welche Zugeständnisse der Konzern bereit sei zu machen.

AT&T-Chef Stephenson räumte zwischenzeitlich ein, dass er mit Auflagen rechne. So sei es bislang noch bei jeder Übernahme gewesen, sagte er. Dieses Mal dürfte die Schmerzgrenze, bis zu der Stephenson bereit ist zu gehen, besonders hoch liegen: Denn wenn die Übernahme von T-Mobile USA floppt, dann müssen die Amerikaner den Deutschen satte drei Milliarden Dollar als Wiedergutmachung zahlen. Das ist mehr als ein Anreiz.