US-Überflieger Buzzfeed setzt zum Sprung nach Deutschland an

Hamburg (dpa) - Die US-Website Buzzfeed war lange für Katzenbilder und leichte Unterhaltung bekannt. Dann baute Gründer Jonah Peretti die Redaktion aus, neben Fotostrecken gibt es Politikberichte. Nun will Peretti sein Projekt nach Deutschland bringen.

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„Zu welcher Generation gehören Sie wirklich?“ - das fragt Buzzfeed seine Leser. Die Antwort bekommt, wer Fragen wie etwa „Wie stehen Sie zu den Spice Girls?“ beantwortet. Außerdem gibt es eine Fotostrecke der „26 göttlichen Verwendungen für frittiertes Hühnchen“.

Für solche seichten Inhalte ist Buzzfeed bekannt - und damit äußerst erfolgreich. 120 Millionen Menschen schauen im Monat vorbei. Jetzt will Mitgründer Jonah Peretti, dass sein Projekt erwachsener wird. Er hat zusätzliche Journalisten eingestellt und steckt mitten in einer Expansion. Das nächste Ziel: Deutschland.

„Ich glaube, es gibt viele Möglichkeiten, eine Version von Buzzfeed für Deutschland zu machen“, sagte Peretti bei einer Konferenz in Hamburg. „Wir haben bereits eine Million Leser in Deutschland und wir veröffentlichen keine deutschsprachigen Inhalte.“

Buzzfeed setzt auf Geschichten, die Gemeinsamkeiten betonen - wie das Generationenquiz. Werbung ist geschickter als anderswo im Netz untergebracht: Anstelle von Werbeeinblendungen kommen Anzeigen wie Buzzfeed-Geschichten daher, als Autor ist die jeweilige Firma aufgeführt.

In den USA setzt die Website inzwischen auch auf seriöse Berichterstattung. Die Redaktion wurde auf 180 Mann ausgebaut. Hierzulande wollen die Macher vorerst dem klassischen Buzzfeed-Rezept folgen. „Wir werden uns zu Anfang in Deutschland auf die unterhaltsamere Seite von Buzzfeed konzentrieren“, sagte Scott Lamb der dpa. Er ist für die internationale Expansion zuständig. Die deutsche Seite soll mit einigen Mitarbeitern voraussichtlich in Berlin angesiedelt werden. „Es ist fast so, als würden wir Buzzfeed nochmal von vorne aufbauen, in Berlin.“

Die US-Onlinezeitung Huffington Post startete ebenfalls kürzlich eine deutsche Ausgabe. Den Web-Rabauken von Buzzfeed stehen jedoch einige Herausforderungen bevor. Zwei Drittel ihrer Leser kommen über Links auf die Seite, die ihre Freunde oder Bekannten per E-Mail oder in Sozialen Netzwerken geteilt haben. In Deutschland sind die Nutzerzahlen der Netzwerke kleiner, Twitter oder Pinterest spielen für die Masse der Internetnutzer kaum eine Rolle. Traditionelle Medienmarken sind auch im Internet stark.

Die Geschichten von Buzzfeed könnten auch bei deutschen Nutzern gut ankommen, meint Christian Müller. Er ist Gründer einer Werbefirma und organisierte die „Online Marketing Rockstars“-Konferenz mit, auf der Peretti sprach. „Ich glaube, es lässt sich sehr gut auf Deutschland übertragen“, sagt er über den Buzzfeed-Ansatz. Mit den Techniken der Amerikaner könnten auch deutsche Medien mehr Aufmerksamkeit auf ihre Beiträge lenken, glaubt er.

„Buzzfeed ist sehr Technologie-getrieben“, sagt Müller. Die Macher der Website analysieren rigoros die Klickdaten. „Der Knackpunkt liegt darin, gute Inhalte mit guter Technologie zu verknüpfen.“

Immer mehr Menschen surfen zudem mit ihren Smartphones im Netz - eine große Chance, betonte Ben Huh auf derselben Konferenz. Huh sorgte mit seinem „Cheezeburger Network“ dafür, dass Katzenwitze im Internet zum Mainstream gehören. „Man kann jetzt alle Inhalte auf allen Geräte ansehen“, sagte er über die neue Multimedia-Vielfalt. Medien sollten sich das zunutze machen.