Zehn lesenswerte Blogs und Websites für 2016
Washington (dpa) - Eine einzige zugängliche Website registrierte das Portal „Internet Live Stats“ im Jahr 1991 - heute sind es laut Internet-Pionier Tim Berners-Lee mehr als eine Milliarde. In diesem undurchschaubaren Wust sind die Perlen des Web nicht immer leicht zu finden.
Zehn Blogs und Websites, die im neuen Jahr einen Klick lohnen:
Nachrichten: Gut anderthalb Jahre ist Ezra Klein mit seinem Projekt „Vox“ nun schon am Start, doch 2016 dürfte die vorerst spannendste Phase seiner Website für verständlich erklärte Nachrichten markieren. Die Karteikarten, mit deren Hilfe „Vox“ komplexe Zusammenhänge in Politik und Weltgeschehen mit Definitionen und Erklär-Absätzen verknüpft, dürften besonders im US-Wahlkampf hilfreich werden.
Klein reiht sich ein in eine Gruppe amerikanischer Journalismus-Profis, die etablierte Zeitungen zugunsten von Internet-Startups den Rücken kehren - wie schon Nate Silver vom gelobten Blog „FiveThirtyEight“.
Hetze: Die Diskriminierung von Muslimen mag 2015 angesichts von Flüchtlingskrise und Terroranschlägen die Schlagzeilen beherrscht haben, doch auch Hetze und Diffamierung von Juden bleibt weltweit ein Problem. Die Antidiffamierungsliga vermerkt auf einer Weltkarte, wo Antisemitismus am stärksten verbreitet ist.
Spitzenreiter im düsteren Ranking: Nahost und Nordafrika. Im Schnitt teilen knapp drei Viertel der Bewohner dieser Regionen teils antisemitische Ansichten - etwa die Aussage, dass Juden in der Geschäftswelt, an den Finanzmärkten oder auf die Arbeit der US-Regierung zu viel Einfluss haben.
Hacker: Den virtuellen Kampf gegen Hacker werden Regierungen und Unternehmen für Netzwerksicherheit auch ins Jahr 2016 tragen. Wer selbst Opfer eines Angriffs wird, merkt dies meist spät - oder überhaupt nicht. Denn aus Sicht durchschnittlicher Computernutzer laufen Cyberattacken unsichtbar ab.
Hier kommt „Have I been Pwned?“ ins Spiel: Auf der Website können User testen, ob ihre E-Mail-Adresse oder ihr Benutzername bei einem Hackeangriff gekapert wurden.
Büro: Für unzählige Angestellte dürften die Begriffe „Liebe“ und „Arbeitsplatz“ als unvereinbare Gegensätze des Alltags gelten. Doch Startups und Großkonzerne wie Google und Facebook verwandeln diese Anti-Begriffe schrittweise in Synonyme.
So auch bei „OfficeLovin'“: Mit Fotos aus schicken, modernen Büros junger Unternehmen wird deutlich, wie cool, komfortabel und schick sich Arbeitsplätze einrichten lassen. Der Blog hatte etwa Exklusivfotos der Büros vom Bewertungsportal Yelp und dem Musikdienst Spotify.
Reisen: Selbst wenn das Wort „Hipster“ vielen Reisenden Galle und Gift hochspülen dürfte, scheint ein Blogger mit genau diesem Begriff ins Schwarze getroffen zu haben. „Travels of Adam“heißt der Blog eines in Berlin lebenden Grafikdesigners aus Boston, der auf seinen Reisen die schönsten, spannendsten und „hippen“ Ecken abseits des touristischen Trampelpfads notiert.
Ob quer durch Europa, mitten in Tel Aviv, auf Haiti oder der Heimreise in den USA: Überall hält er Ausschau nach den „coolsten Dingen, die man auf der Welt machen und sehen kann“. Teils richtet er sich auch an eine schwule Leserschaft.
Zeichnen: Der Blick in ein privates Skizzenbuch kann in Zeiten des allgegenwärtigen Internets etwas Befreiendes haben. Ausgerechnet das World Wide Web hilft Zeichnern auf der ganzen Welt nun, ihre Comics, Skizzen und gemalten Geschichten zu verbreiten.
Fast 34 000 Künstler aus mehr als 135 Ländern sind im „Sketchbook Project“ mittlerweile vertreten. Die einzigartige Bücherei im New Yorker Stadtteil Brooklyn lädt zum Stöbern ein - und die Website nutzt die globale Vernetzung, um analoger Kunst auch ein digitales Guckloch zu verschaffen.
Fitness: Cardio, Core, Pilates, HIIT - wer neu oder nach längerer Pause wieder in die Welt des Fitness einsteigt, steht vor einer Welt aus Fremdwörtern, Abkürzungen und Fachbegriffen. „Booya Fitness“ bündelt alles unter einem Dach und bietet für das Training zu Hause einen Ansatz mit dem Motto: „Jede Form von Fitness-Unterricht, den Sie sich vorstellen können.“
Nachteil: Nach 30 freien Tagen muss ein Abonnement für umgerechnet neun Euro pro Monat abgeschlossen werden.
Tiere: „Ich habe mich in der Nähe von Toilettenpapier nicht unter Kontrolle“, steht auf dem Zettel. Der drei Monate alte Welpe guckt betreten in die Kamera, so wie der junge Husky, der im zerbrochenen Plastik vor folgendem Zettel sitzt: „Ich habe mich gebadet und danach die Wanne zerstört!“
Es sind Hundebesitzer, der ihre Vierbeiner nach deren Vergehen als Genugtuung zumindest im Internet ein bisschen an den Pranger stellen wollen. Auf „Dog Shaming“ (Hunde schämen sich) fotografieren Herrchen und Frauchen ihre Tiere mit schriftlichem Schuldeingeständnis - Hundeblick inklusive.
Essen & Trinken: Eigentlich ist die „New York Times“ eher für harte Recherchen, ausgezeichnete Analysen und eine linksliberale Haltung bekannt als für Hühnerbrust mit Tomaten und Kapern, Kartoffelgratin und Zitronenküchlein mit Seesalz. Doch mit mittlerweile mehr als 17 000 Rezepten ist die Koch-Plattform „Cooking“ des Traditionsblatts seit ihrem Start im Mai 2014 regelrecht - und äußerst geschmackvoll - explodiert.
Die Zeitung hatte ihren Blog „Diner's Journal“ für Restaurantkritiken 2013 eingestellt und angekündigt, dass Kritiker Sam Sifton sich neuen digitalen Produkten zuwenden wolle.
Do It Yourself: Zum Beispiel Boxershorts aus alten Kissenbezügen. Oder einen Stuhl aus Krücken und Fahrradteilen. Oder einen Rollstuhl für einen Hund mit verletzten Hinterbeinen. Dem Universum des „Do It Yourself“ (DIY) sind keine Grenzen gesetzt, und zwar erst recht nicht, seit Tüftler und Bastler auf „Instructables“ Anleitungen veröffentlichen. Schritt für Schritt erklären sie, wie man ein Iglu aus pulvrigem Schnee baut, Zuckersirup in der Mikrowelle kocht oder Möbelteile aus altem Karton bastelt.