Draisaitls neue Chance - Sturm: „Nichts falsch gelaufen“

Edmonton (dpa) - Der Frust über seine Degradierung ist bei Ausnahmetalent Leon Draisaitl schnell verschwunden.

Foto: dpa

Nur drei Wochen nach dem Saisonstart in der NHL bekam der 20-jährige Nationalstürmer bei den Edmonton Oilers eine neue Chance - und scheint dank seiner furiosen Auftritte die Verantwortlichen vorerst von sich überzeugt zu haben. „Ich will hierbleiben, ich will hier spielen, unterstreicht Draisaitl ehrgeizig.

Auch Bundestrainer Marco Sturm hofft, dass sich der gebürtige Kölner „langfristig im Kader festsetzen“ kann. Der frühere NHL-Star hält aber auch eine längere Lehrzeit für sinnvoll. „Er ist immer noch so jung“, betonte Sturm, der beim Deutschland Cup in Augsburg seinen Einstand gibt und in Zukunft bei wichtigen Turnieren auch auf Draisaitl zurückgreifen möchte.

„Edmonton hat den Fehler in den letzten drei, vier, fünf Jahren gemacht, dass sie die jungen Spieler zu schnell in die NHL geführt haben“, meinte der deutsche NHL-Rekordspieler. „Im Endeffekt sind sie nicht weitergekommen.“ Deswegen sehe er es auch positiv, Talente wie Draisaitl über „zwei, drei Jahre“ in den Farmteams auszubilden. Dass Edmonton den Deutschen kurz vor Saisonbeginn vorerst aus dem Topkader sortierte, überraschte Sturm nicht. „Es ist nichts falsch gelaufen“, betonte Sturm, der einst mit 19 Jahren in der stärksten Liga der Welt begann. „Es schafft ja nicht jeder den direkten Sprung.“

Der heute 37-Jährige stuft den für junge Spieler üblichen Umweg als „gute Erfahrung“ ein. Draisaitl selbst war mächtig bedient. „Frust ist das Schlimmste, was ein Spieler mit sich tragen kann“, sagte Vater Peter Draisaitl, einst selbst Nationalspieler, inzwischen Coach in Tschechien. „Damit hatte er sicherlich ein bis zwei Wochen zu kämpfen. Dann hat er sich berappelt.“

Nur für sechs Partien blieb Leon Draisaitl in der AHL am Puck - und betrieb dann zurück in der NHL mächtig Werbung für sich. Mit insgesamt drei Toren in drei Spielen übertraf der Rheinländer schon vor dem Auftritt gegen die Pittsburgh Penguins in der Nacht zum Samstag seine Bilanz aus der Premierensaison. Seine erste Spielzeit dauerte für ihn 37 Spiele, ihm glückten nur zwei Treffer.

Mittlerweile hat er seine Mitspieler zum Schwärmen gebracht. „Er ist viel schneller und das ist großartig“, sagte der wiedergenese Toptürmer Jordan Eberle, von dessen Verletzung der junge Deutsche zuvor profitiert hatte. Nach dem Ausfall des erst 18-jährigen Connor McDavid könnte Draisaitl noch mehr Verantwortung bekommen. „Leon bringt Gefühl, Spielverständnis und Selbstvertrauen auf das Eis“, lobte Trainer Todd McLellan. Vater Peter Draisaitl nimmt die netten Worte gern zur Kenntnis, genießt sie aber mit Vorsicht: „Signale so oder so - die NHL ist keine Ausbildungsliga.“