Grüne Gewissen der CDU Ex-Bundesumweltminister und CDU-Politiker Klaus Töpfer ist tot
Er war Deutschlands zweiter Umweltminister - aber der erste, der das Amt prägte. Über Jahrzehnte war Klaus Töpfer das grüne Gewissen der CDU. Eine Legende konnte nie ausräumen.
Wenn jemand nicht mehr wusste, wer Klaus Töpfer war, dann half oft dieser Satz: Das war der Umweltminister, der mal durch den Rhein geschwommen ist. Sein beherzter Sprung mit Badekappe und Flossen von einem Polizeiboot in den Rhein hat den CDU-Politiker 1988 bekannt gemacht. Doch seine Leistung war eine ganz andere: Als „Mister Umwelt“ und später auch „Mister Nachhaltigkeit“ kämpfte er jahrzehntelang für den Planeten und seine Bewohner. Am Samstag ist er im Alter von 85 Jahren gestorben.
Töpfer war nicht der erste Umweltminister der Bundesrepublik, aber der erste, der das Amt geprägt hat. Sein Vorgänger Walter Wallmann blieb nicht mal ein Jahr Chef des 1986 gegründeten Ressorts. 1987 folgte ihm Töpfer, zuvor Landesumweltminister in Rheinland-Pfalz, auf dem Posten nach - bis 1994 sollte er bleiben. Die Atomkatastrophe von Tschernobyl hatte die Regierung des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) bewogen, Umweltthemen in einem eigenen Ministerium zu bündeln, Reaktorsicherheit inklusive.
Schon 1988 forderte Töpfer eine Zukunft ohne Kernenergie, aber auch mit immer weniger fossilen Energien. Da war der Weg zum Atomausstieg noch weit, zum Kohleausstieg erst recht. Jahrzehnte später bemühte sich Töpfer im sogenannten Nationalen Begleitgremium als Vermittler mit großer Glaubwürdigkeit, gesellschaftliche Konflikte um die Suche nach einem Atommüll-Endlager in Deutschland zu befrieden. Es war eine seiner letzten großen Aufgaben - erst im Frühjahr 2020 schied er aus dem Gremium aus.
Töpfer wurde 1938 in Schlesien geboren und kam nach dem Krieg nach Höxter in Westfalen. Die Familie war arm, das weckte den Ehrgeiz des Jungen. „Man war schon ein hungriger Mensch, der vorankommen wollte.“ Abitur, Studium, Doktorarbeit, Professur, CDU-Politiker - Töpfer war „immer auf der Suche nach dem nächsten“, wie er einmal sagte. Viele Jahre später sollte Höxter ihn zum Ehrenbürger der Stadt machen.
Nicht alles, was möglich schien, wurde wahr. Ministerpräsident im Saarland wurde Töpfer ebenso wenig wie Bundespräsident. Stattdessen blieb die Umwelt sein zentrales Thema - auch, als Kohl ihm das Ressort 1994 wegnahm. Seine Nachfolgerin dort wurde Angela Merkel. Als Bauminister bereitete Töpfer zwar hauptsächlich den Umzug des Bundestags und von Teilen der Bundesregierung von Bonn nach Berlin vor, aber 1996 vertrat er Deutschland bei der UN-Habitat-Konferenz in Istanbul. Dort ging es um die Lebensqualität in den Städten - und damit auch um die Themen Armut und Umwelt.
Dass sie eng zusammengehören, davon war Töpfer spätestens seit seiner Arbeit als Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) überzeugt. Von 1998 bis 2006 leitete er sozusagen das Umweltministerium der Welt in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Das Leben der Menschen dort beeindruckte ihn tief. Sein Credo war: Armut ist Gift für die Umwelt, und Umweltschutz sichert die Lebensqualität kommender Generationen. Aus „Mister Umwelt“, wie er früher oft genannt wurde, war „Mister Nachhaltigkeit“ geworden.
Auch nach seiner Rückkehr 2006 blieb er in der deutschen Öffentlichkeit präsent. Er hielt Vorträge, ging in Talkshows, war in der Ethikkommission für Atomenergie aktiv und an der Gründung des Forschungszentrums für Nachhaltigkeit IASS in Potsdam beteiligt.
Auch seiner Partei ließ Töpfer keine Ruhe - er blieb einer der profiliertesten Umweltpolitiker der Union. Als 2019 der Klimaschutz ganz nach oben auf die Agenda rückte, attestierte Töpfer seinen Christdemokraten „viel Luft nach oben“ bei diesem Thema und stellte eben erst getroffene Richtungsentscheidungen der Union öffentlich infrage.
Eine Legende um seine Person konnte Töpfer, auch wenn er es immer wieder versuchte, nicht so recht ausräumen: Dass er mit dem Sprung in den Rhein beweisen wollte, dass dieser sauber genug zum Schwimmen sei. Der berühmte Badeausflug sei nur Folge einer verlorenen Wette gewesen, beteuerte er immer wieder. Sein SPD-Konkurrent im Wahlbezirk sei 1987 überzeugt gewesen, dass der CDU-Mann bald in die Hauptstadt Bonn wechseln werde - und habe recht behalten.