Ein schöner Tag im Kaiserswerther Freibad
Der Verein „Flossen weg“ sorgt in Düsseldorfs kleinstem Bad für eine sehr familiäre und charmante Atmosphäre. Das Angebot gilt auch für Tagesgäste.
In so einer großen Stadt gibt es noch so ein kleines Freibad? Das staunen nicht wenige, die das Bad im Düsseldorfer Stadtteil Kaiserswerth für sich entdecken. Und die überschaubare Größe ist nur einer von vielen Aspekten, die den Charme des Freibades ausmachen. Das Freizeitziel im Norden der Landeshauptstadt ist ein Kleinod, das auch bei vielen Düsseldorfern nicht so bekannt ist. Es befindet sich zwischen einer Wohnstraße (der Kreuzbergstraße) und dem großen Gelände der Kaiserswerther Diakonie.
Und jene Diakonie war es auch, die das Bad 1935 für die Diakonissen öffnete. In den Kriegsjahren wurde das Becken als Löschteich gebraucht, später wieder als Bad. Doch 1993 drohte dessen Schließung. Das wollten viele Kaiserswerther Bürger nicht hinnehmen. Sie wollten ihr Freibad erhalten und gründeten zu diesem Zweck den Verein „Flossen weg“. Nach dem Motto „Hände weg von unserem Freibad“ führt der Verein seit 1997 den Betrieb in Düsseldorfs kleinstem Freibad in eigener Regie. Das Grundstück gehört weiterhin der Diakonie. Finanziert wird das Bad durch die Mitgliedsbeiträge, jährliche Zuschüsse der Stadt, durch Sponsoren und Spenden. Und eben durch die Eintrittsgelder, denn Tagesgäste sind bei „Flossen weg“ ebenfalls willkommen.
Seit 2009 ist Birgit Korz verantwortlich für den Betrieb. Die Badleiterin sprang damals im Sommer ein, der Verein brauchte kurzfristig eine Schwimmmeisterin. Es muss wohl Liebe auf den ersten Blick gewesen sein, denn Korz, zweifache Mutter, entschied sich sehr schnell zu bleiben. „Es ist der familiäre Charakter, der mich überzeugt hat und der das Ganze prägt“, sagt die 49-Jährige, die zuvor bei der Düsseldorfer Bädergesellschaft gearbeitet hatte.
Dieser familiäre Charakter ist ein Konstante, die auch beim Freibadbesuch auffällt. Mütter beobachten am Beckenrand ihre Kinder bei den Schwimmkursen, eine Gruppe Jugendlicher chillt nach Schulschluss auf der Liegewiese, ältere Besucher, meist Mitglieder ziehen ihre Bahnen – manche aus der Nachbarschaft tun dies morgens und abends. Dazwischen Tagesgäste, die ebenso freundlich begrüßt werden. „Hier achtet jeder auf jeden“, sagt Birgit Korz, die stolz auf dieses Miteinander ist. Sie legt Wert auf einen „respektvollen Umgang.“
Lange Saison garantiert: Von Ostern bis Mitte September
Im Gegensatz zu größeren Bädern, in denen es auch in Düsseldorf zuletzt zu Polizeieinsätzen und vorzeitigen Schließungen nach Tumulten kam, herrscht in Kaiserswerth ein angenehmes Klima. Die Herkunft ihrer Gäste ist der Badleiterin völlig egal, nur an die Regeln müssen sie sich eben in Kaiserswerth halten. Doch auch sie hat schon Hausverbote ausgesprochen, als ein Gast eine Badeaufsicht beleidigt hatte.
Wer als Nicht-Mitglied das Freibad besuchen möchte, kann dies in den Ferien ab 10 Uhr morgens tun (die Flossenweg-Mitglieder dürfen schon früher rein). Die Badezeit endet um 19.45 Uhr, doch an den heißen Tagen im Juni war das Team der Mitarbeiter flexibel und ging spontan an ein paar Tagen in die Verlängerung.
Überhaupt bietet der Verein „Flossen weg“, der in diesem Jahr auch sein 25-jähriges Bestehen feiert, eine lange Badesaison an. Ohne Rücksicht auf das Wetter findet das Anschwimmen immer zum Ende der Osterferien statt, stets verbunden mit besonderen Aktionen, so zuletzt mit einem Picknick und freiem Eintritt. Als das Wetter im April so schön war, reagierten die Verantwortlichen ebenfalls spontan und öffneten die Saison etwas früher.
Das Ende ist in diesem Jahr für den 14. September geplant. Traditionell wird das mit einem Trödelmarkt verbunden, bei dem der Verein selbst die Sachen anbietet, die im Laufe der vergangenen Monate im Bad gefunden wurden.
Ein Markenzeichen: Das Wasser ist immer 26 Grad warm
Ein großes Plus dieses Freibades ist gerade für Ältere und eben auch für die ganz Kleine die konstante Temperatur des Wassers von 26 Grad. Das bieten nicht viele an, sagt Birgit Korz. Das Schwimmbecken ist mit 15 mal 30 Metern nicht das größte. Am Beckenrand des Nicht-Schwimmerbereichs gibt’s eine Rutsche. Gegenüber beim 3,80 Meter tiefen Bereich der Schwimmer kann man vom Einer ins Wasser springen.
Obwohl das Bad aus dem Jahre 1935 stammt, ist die Technik auf einem guten Stand, weil sie immer wieder erneuert wurde. An die Historie erinnern aber noch heute ein Teil des Kassenhäuschens und die Einzelumkleidekabinen mit den Holztüren. Die früheren Sammelumkleiden wurden zu modernen Toilettenanlagen umgebaut und es gibt nicht nur die Außenduschen, sondern auch Duschräume. Zudem kleine Schließfächer für die Wertsachen.
Alter Baumbestand und Sonnensegel sorgen für Schatten
Schattenplätze findet man auf der Liegewiese, das macht der alte Baumbestand mit Eichen und 80-jährige Pappeln rundum das Gelände möglich. Zudem wurde in eine Holzterrasse mit langen Bänken, Tischen, Stühlen und Liegestühlen investiert. Auch eine großes Sonnensegel spendet Schatten. Rundum das Becken stehen Sitzbänke. Wer aber Bewegung will, kann sich an der Tischtennisplatte austoben. Dort kommt es schon mal spontan zum Rundlauf-Turnier. Zum Angebot gehört auch ein Beachvolleyballplatz, Bälle werden ausgeliehen. Die Kinder können auf dem großen Piraten-Holzschiff klettern.
Zum schönen Tag im Freibad gehört für viele nicht nur das Schwimmen und Gammeln auf der Wiese dazu, sondern auch ein kleiner Snack. Das Team von „Flossen weg“ öffnet dazu bei schönem Wetter seinen Kiosk „Piratennest“. Natürlich gibt es da Getränke (kein Alkohol), eine größere Eis-Auswahl, Laugenbrezel, warme Donuts und sonntags auch Kuchen. Wichtig ist Badleiterin Birgit Korz, dass sich auch die Kinder hier für wenig Geld etwas kaufen können. „Wir bieten deshalb für 50 Cent eine süße Tüte an, die ist sehr beliebt“, sagt sie. Gleich neben dem „Piratennest“ befinden sich weitere schattige Plätze an Tischen und Stühlen. Ein toller Platz auch für einen Kindergeburtstag.
Beim Aufenthalt im Kaiserswerther Freibad fällt die Liebe zum Detail und Persönlichem auf: Gleich am Eingang erfährt man, wer vom Team im Einsatz ist, die Rheinbahnfahrpläne hängen aus und wer mag kommt mit Personal und Gästen schnell ins Gespräch. „Ja, wir haben hier einen guten Umgangston. Darauf achten wir“, sagt die Badleiterin, die viele Gäste persönlich begrüßt.