Kindesmisshandlung in Grevenbroich-Wevelinghoven Zweijähriger ist qualvoll gestorben
Wevelinghoven. · Eine Mutter aus Wevelinghoven (28) soll im April ihr zwei Jahre altes Kind getötet haben. Sie ist wegen Totschlags angeklagt. Erstmals hat die Justiz jetzt Einzelheiten zu dem Fall genannt.
Diese Tat ist selbst für erfahrene Kriminalbeamte schwer zu ertragen: Weil sie ihren Sohn auf brutale Art und Weise getötet haben soll, muss sich demnächst eine junge Frau aus Wevelinghoven vor dem Landgericht Mönchengladbach verantworten. Der 28-Jährigen wird Totschlag durch Unterlassen und Misshandlung von Schutzbefohlenen vorgeworfen. Erstmals hat die Justiz jetzt Einzelheiten zur mutmaßlichen Tat im April dieses Jahres genannt.
Heizlüfter eingeschaltet und zwei Tage das Zimmer nicht betreten
„Laut Anklage soll die Mutter am Tattag mit ihren beiden Kindern nach Hause gekommen sein und den knapp zwei Jahre alten Sohn in seinem Kinderbettchen abgelegt haben“, sagt Gerichtssprecher Fabian Novara. „Anschließend soll sie einen Heizlüfter eingeschaltet und vor das Bett gestellt haben. Danach hat sie laut Staatsanwaltschaft den Raum zwei Tage lang nicht mehr betreten.“ Der Junge sei weder mit Essen noch mit etwas zu trinken versorgt worden – er ist offenbar verhungert, verdurstet und
ausgetrocknet.
Als die Mutter nach zwei Tagen das Kinderzimmer wieder betreten hatte, war der Zweijährige tot – der Todeszeitpunkt lässt sich nach Angaben von Gutachtern nicht genau bestimmen, das Kleinkind muss aber wohl stundenlang gelitten haben. „Die Anklage der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach ist inzwischen der Beschuldigten zugestellt worden“, berichtet der Justizsprecher. „Ein Prozesstermin steht noch nicht fest.“ Die 28-Jährige hatte derweil nach der Tat „Überforderung“ als Motiv angegeben. Die gebürtige Berlinerin ist Mutter von zwei Kindern, neben dem Sohn hat sie noch eine ältere
Tochter.
Die Familie war seit 2017 vom Jugendamt der Stadt Grevenbroich betreut worden. Vorwürfe, wonach die Stadt im Umgang mit der 28-Jährigen und ihren Kindern Fehler gemacht habe, hatten Bürgermeister Klaus Krützen und Jugenddezernent Michael Heesch zurückgewiesen. Anfangs sei es zu mehreren Hausbesuchen gekommen, später seien die Kontakte weniger geworden, hatte es im April im Rahmen einer Pressekonferenz im Rathaus nach der Tat geheißen. In der Wohnung der Familie sei es manchmal völlig unaufgeräumt, dann wieder „tiptop“ sauber gewesen. Die Tochter sei regelmäßig im Kindergarten und auch zu Vorsorgeuntersuchungen erschienen. Es habe keinen Hinweis gegeben, dass mit den Kindern etwas nicht stimmen könnte, so die Aussage der Verantwortlichen der Stadt.
Jetzt vor Gericht drohen der 28 Jahre alten Wevelinghovenerin bis zu 15 Jahre Gefängnis. Sie selbst hatte mehrfach gegenüber der Polizei und der Staatsanwaltschaft Angaben zur Tat gemacht. Sie bestreitet das Geschehen nicht, sagt Fabian Novara. Überraschend war der Haftbefehl gegen sie außer Vollzug gesetzt worden. Wann es zum Prozess vor dem Schwurgericht in Mönchengladbach kommt, ist noch unklar. Experten rechnen damit im kommenden
Frühjahr.