Wall „Auf die Bäume werden wir noch Jahre warten müssen“
Wupppertal · Ob Wall, Döppersberg oder Osterholz: Viele Wuppertaler sorgen sich um die grüne Lunge der Stadt.
Mehr Grün in den Innenstädten ist ein Anliegen, das auch vielen Wuppertalern nicht erst seit gestern am Herzen liegt. Im Zuge der aktuellen Klimadebatte geraten auch ältere „Fälle“ wie der Wall und seine Neubepflanzung in den Fokus.
Die Straße im Elberfelder Zentrum zieht sich nicht nur quer durch die Innenstadt, mit ihrer Nähe zum Hauptbahnhof war sie auch stark betroffen vom Umbau des Döppersbergs. Zeitweilig war der Wall - sonst Fahrten Richtung City vorbehalten - während der Bauphase in beide Richtungen befahrbar.
Als die Maßnahme im Vorfeld des Mammutprojekts klar wurde, mussten Bäume weichen. Doch die Stadt sagte zu: Im Anschluss wird neu angepflanzt.
Nun ging der Umbau zu Ende, doch die Umsetzung lässt nach Eindruck mancher auf sich warten: Viele Parkplätze, wenig Grün, so der Vorwurf.
Bürger und Geschäftsleute verfolgen Entwicklung kritisch
2019 war auch das Jahr der Initiative „Osterholz bleibt“, die man als lokale Variante der Großproteste im Hambacher Forst wahrnehmen konnte. Kein Zweifel: Die Bevölkerung ist sensibilisiert, auch innerhalb der City.
Bürger klagen über unnötige Baumfällungen, gefühlt dröhnten in letzter Zeit überall die Kreissägen. Zwar schmerzt es besonders und mehr, wenn Bäume gefällt werden und nicht „nur“ fehlen. Doch auch der fehlende Bestand, wie am Wall, wird aufmerksam registriert.
Klaus Lüdemann, Wuppertaler Grünen-Politiker und Ratsmitglied, sieht in naher Zukunft am Wall keine neue Bepflanzung. „Auf die Bäume werden wir noch Jahre warten müssen. Diese werden erst bei einer kompletten Umgestaltung des Walls kommen.“ Er sieht die Frage auch im Zusammenhang mit einem anderen Thema, das ihn und viele weitere Fahrradfahrer betrifft: Ist doch geplant, am Wall auch stadteinwärts radeln zu können, um dieses Verkehrsmittel attraktiver zu machen. Hier habe er von der Verwaltung gehört: Anfang 2020 soll die Spur in Gegenrichtung kommen. Geplant sei als Übergangslösung: „Alle Parkplätze für Behinderte und Lieferanten werden auf die östliche Seite verlegt. Parken ist für Pkw auch samstags und sonntags nicht mehr erlaubt.“ Hieße auch, anders gesagt: Weniger Parkraum bedeutet nicht sofort mehr Bäume.
Thomas Pusinelli, Elberfelder Einzelhändler, verfolgt nicht nur am Wall die Situation mit Skepsis. Rund um den „Wupperpark Ost“ hatte er im Sommer einen Bürgerantrag eingebracht, um die Platanen dort zu schützen – vergeblich. Zum Wall schrieb er schon im Juni auf Facebook: „Man kann es schon nicht mehr aufzählen, wie viele Bäume in den letzten fünf Jahren in der Elberfelder City abgehackt wurden. Am alten Platz neben dem Wuppertal Institut. Am Wall. Auf dem Von-der-Heydt-Platz. Es interessiert aber offensichtlich niemanden, wahrscheinlich, weil es noch keine passende App gibt.“ Sein bitteres Fazit damals: „Bäume spielen in der Stadt keine Rolle.“
Aufmerksam, aber wohlwollend, äußert sich zum Wall die Bezirksvertretung. Bezirksbürgermeister Jürgen Vitenius (SPD) erinnert an die Haltung vor dem Döppersberg-Umbau, als das Aus für Bäume abzusehen war: Man habe die Notwendigkeit eingesehen und zugestimmt - freilich mit der Gewissheit, dass zu gegebener Zeit neu gepflanzt werde. Dann allerdings sei es demnach zum Bau des Regenwasser-Rückhaltebeckens in der Straße gekommen: eine neue Situation. Inzwischen sind laut Vitenius neue Optionen Richtung Neumarkt und Verwaltungshaus im Gespräch, aber noch über Überlegungen nicht hinaus. „Wir lassen das mal alles auf uns zukommen.“ Im neuen Jahr soll es für einen grüneren Wall demnach konkreter werden.