Einzelhandel Der Wuppertaler Döppersberg entfaltet seine Sogwirkung
Wuppertal · Die gefallenen Umsätze des umliegenden Handels um den Döppersberg in Wuppertal steigen wieder - und das nicht erst, seit der Primark eröffnet hat.
Der neue Döppersberg zieht derzeit massenweise Menschen in die Innenstadt. Einen starken Impuls hat die Primark-Eröffnung am 16. April gebracht. Am Nachmittag sind die Sitzringe auf dem Döppersberg regelmäßig voll besetzt. Die Papiertüten mit dem blauen Schriftzug sind überall in der City zu sehen, häufig getragen von Gruppen junger Leute.
Katrin Becker, Center-Leiterin der City-Arkaden, ist nah dran am neuen Tor zur Stadt. Sie berichtet: „Fakt ist, dass wir im Moment eine sehr hohe Frequenz haben.“ Diesen Effekt möchte Becker allerdings nicht allein auf Primark zurückgeführt wissen: „Wir haben natürlich auch Ferien und es ist gutes Wetter.“ Generell sei die Besucherfrequenz nach der Wiedereröffnung der B7 und der Belebung des Döppersbergs kontinuierlich gestiegen. „Ich höre von unseren Mietern, dass sie die steigende Frequenz auch beim Umsatz bemerken“, sagt Becker. „Und das nicht erst seit der vergangenen Woche.“
„Das zieht die Leute magisch an“
Die Tüten-Träger ziehen auch in Strömen an der Vorwerk-Filiale auf der Geschäftsbrücke vorbei. Filialleiterin Verena Du Luca hat die Entwicklung im Blick: „Das zieht die Leute magisch an.“ Obwohl auf dem Döppersberg in diesen Tagen deutlich mehr los sei, bekomme von diesem Mehr an Besucherverkehr nicht jeder etwas zu spüren. „Das ist nicht unbedingt unsere Zielgruppe“, sagt Du Luca. Sie und ihre Kollegen sehen den neuen Döppersberg insgesamt noch mit kritischem Auge. Weil noch das Grün fehlt, das der Wupperpark-Ost verspricht, und weil ein günstiger Parkplatz nicht in Sicht ist.
Der Döppersberg ist immer noch ein Flickenteppich
Eine ähnliche Sichtweise hat auch IG1-Vorstandsmitglied Matthias Zenker. Auch er sagt zum Primark-Strom: „Das ist nicht unser Klientel.“ Und den Döppersberg empfindet er noch immer als unfertig: „Das ist hier noch ein ziemlicher Flickenteppich“. Der große Branchen-Mix fehle noch. Die IG1 warte noch auf den hochwertigen Handel, der dann irgendwann ins neue Köbo-Haus ziehen soll. „Es geht uns um Qualität in der Innenstadt.“ Über allem steht natürlich weiterhin der „Bremsklotz“ FOC. Solange das Projekt in der alten Bundesbahndirektion nicht offiziell beerdigt ist, bestehe Unsicherheit bei potentiellen Neuansiedlungen.
Als die „Kultmarke“ Primark seine ersten Filialen in Essen und später Düsseldorf eröffnete, pilgerte die junge Zielgruppe auch aus dem weiträumigen Umkreis in die Städte, nur um zu shoppen. Dieser Effekt scheint sich gelegt zu haben. Eine Blitzumfrage der WZ vor dem Eingang des Kubus ergab: Nur eine von 15 Kunden kam aus einer anderen Stadt. Und Michelle Schmitz (27) aus Remscheid gestand: „Ich war sowieso in Wuppertal.“ Zudem weist sie darauf hin, dass die Filiale ziemlich klein ist. „Da fahre ich demnächst lieber wieder nach Essen.“
P&C hat mehr als doppelt so viel Fläche
In Wuppertal verkauft Primark auf 3200 Quadratmetern, in Essen auf 8400. Auch auf die Elberfelder Innenstadt bezogen ist der Textil-Discounter flächenmäßig kein Großgewicht. Zum Vergleich: Peek & Cloppenburg am Wall verkauft auf 8000 Quadratmetern.
In Sachen Mode-Angebot hat Wuppertal auch mit dem neuen Filialisten großen Nachholbedarf, worauf auch Marco Trienes von der Wuppertaler Wirtschaftsförderung hinweist: „Darauf sollten sich die Ansiedlungsbemühungen der verschiedenen Partner in Zukunft mehr konzentrieren.“ Bei einem Blick auf die aktuellsten Einzelhandels-Eckdaten der Stadt (Zahlen von 2017) fällt auf, dass die Elberfelder City bei der „Modezentralität“ - dem maßgeblichen Indikator für die innerstädtische Leitbranche Mode - bei dem Wert 116,7 liegt, wobei der bundesdeutsche Durchschnitt in Städten vergleichbarer Größe eine 184,3 vorgibt. Ergo: Das Mode-Angebot in der Wuppertaler City ist quantitativ deutlich unterdurchschnittlich - und seit 2014 verschlechtert sich die Situation sukzessive.
Trienes hofft nun auf eine Attraktivierung der Fußgängerzone jenseits der Geschäftsbrücke durch die neue ISG Poststraße und eine baldige Neuausrichtung der Rathaus-Galerie, die mit einem Markthallen-Konzept neue Kunden gewinnen will. Doch den einen großen Ankermieter, der die Menschen vom Döppersberg bis zum Neumarkt zieht, sieht Trienes nicht als Lösung. „Wahrscheinlich brauchen wir eher eine höhere Diversität mit vielen kleinflächigeren Konzepten“, sagt der Investorenbetreuer. Klar ist: Der Döppersberg darf keine Insel werden. Trienes: „Die Kunden muss etwas Spannendes am Horizont erwarten.“