Innovation Handwerk ist praktizierter Klimaschutz

Zahlreiche Ausbildungsberufe des Wirtschaftsbereichs vermitteln die berufliche Kompetenz in Sachen Klima.

Das Handwerk ist ein maßgeblicher Treiber der Klimawende“, sagt der selbstständige Schornsteinfegermeister und Düsseldorfer Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert. Seine eigene Profession mit Kompetenzschwerpunkt in der Gebäudeenergietechnik und -sicherheit in dritter Generation steht beispielhaft für einen bei der Berufsentscheidung oft übersehenen Aspekt: Der uralte Wirtschaftssektor ist nah dran an allen Vitalfunktionen des (Über-)Lebens wie kein anderer; einschließlich der Umgebung, die sich der Mensch geschaffen hat: von Haus und Wohnung über Betrieb und Arbeitsplatz, den notwendigen Versorgungsinfrastrukturen bis hin zu allem, was das Leben reich und kulturvoll macht.

„Handwerk ist gelebte Nachhaltigkeit“, sagt Ehlert. Denn an kaum einem Merkmal persönlicher Ausstattung und den Prozessen oder Eigenschaften der äußeren – gestalteten – Umwelt ist ein Handwerker nicht integral beteiligt: an Entwurf, Gestaltung, Herstellung einschließlich der weiteren Verfeinerung, am Einbau und der Einpassung, der Wartung und Reparatur, am Aus- und Umbau wie auch der Modernisierung und komfortablen Ausstattung. An einer möglichst sauberen und effizienten Mobilität, nicht zu vergessen. Dieses umfassende Wissen um Bedürfnisse und Bedarfe, um Funktion und Form und um die jeweils passenden Technologien, die nötig sind, um ein stabiles Wertgut zu schaffen, um geeignete Werkstoffe, Bearbeitungsgeräte und Verfahren, bringt den Handwerker in eine unschätzbar vorteilhafte Position: Sein Beruf, ob als Maurer oder als Brunnenbauerin, ob als Goldschmied oder Meisterin im Geigenbau, ob als Elektroniker oder als Kraftfahrzeugmechatronikerin, hat ihn zu individuellen Problemlösern und intimen Experten für die Langlebigkeit und Haltbarkeit aller nur vorstellbaren Erzeugnisse und Services in einem essenziellen Arbeitsgebiet qualifiziert.“

„Das Handwerk. Der Ausrüster der Energiewende“ ist eines der bekanntesten Mottos der Imagekampagne, die der Wirtschaftsbereich seit einigen Jahren organisiert. Es wurde Zeit, die Bedeutung handwerklicher Tätigkeit auch für das Gelingen der Klimaschutzziele darzustellen.

Auch um passende Signale der Attraktivität und Zukunftsgewandtheit des Handwerks auszusenden, wirbt das Handwerk inzwischen um junge Menschen, die sich zu Recht sehr um die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen sorgen.

Tischlereien oder Glasereien, die für kleine Einsatzfahrten inzwischen nicht nur Lasten-E-Bike oder -E-Krad nutzen, werden immer selbstverständlicher. Und sie werben damit auch offensiv.

Der bundesweit wegweisend energieinnovative Bäcker Roland Schüren aus Hilden ist längst mindestens so sehr dafür bekannt, alle Stromverbraucher seines Betriebs – und seine e-mobile Kundschaft – mit selbsterzeugtem Strom zu versorgen, wie für seine exzellenten Brötchen und Teilchen.

Nachhaltigkeitskompetenz ins Miteinander der Gewerke bringen

Roland Schüren weist den Weg: In Zukunft geht es um mehr, nämlich darum, so viel an Nachhaltigkeitskompetenz wie möglich in die gesamte Verwertungskette und ins Miteinander der Gewerke einzubringen.

Die Chancen der Digitalität – beispielsweise jene einer weiterentwickelten Sensorik zur Detektion von Schadzuständen an technischen Anlagen – helfen kräftig mit, diesen nächsten Effizienz-Schritt des Handwerks anzuschieben. Und für diese vernetzte Zukunft wird auch im Handwerk bereits weiterer Kompetenzaufbau betrieben: So haben sich etwa in den letzten Jahren schon mehr als 2000 Installateure und Heizungsbauer, Isolierer und Holz- und Bautenschützer, Elektrotechniker, Dachdecker und Zimmerer aus ganz Nordrhein-Westfalen – oft im Zentrum für Umwelt und Energie der Handwerkskammer Düsseldorf – zu Gebäude-Energieberatern weitergebildet. Ihre weiter vertiefte Kompetenz um ein optimal klimaschonend errichtetes und betriebenes Gebäude ist in Zeiten größter Sorge um die Gasversorgung künftig noch stärker als bislang gefragt.

Auch haben viele Handwerksberufe ihre Ausbildungsprofile der enorm gewachsenen Bedeutung höchster Energieeffizienz aller Prozesse, Produkte und Leistungen angepasst. Bei den Dachdeckern ist eine entsprechende bauphysikalische Beurteilung aller eingesetzten Werkstoffe an Dach und Wand Prüfungsgegenstand, Elektrotechniker und Elektroniker haben erst vor kurzem zusätzlich als neues, spezialisiertes Berufsprofil den Ausbildungsgang zum „Elektroniker für Gebäudesystemintegration“ geschaffen, Schornsteinfeger müssen bereits seit zehn Jahren gesicherte Fertigkeiten und Kenntnisse im technischen Umweltschutz von Feuerungsanlagen nachweisen und Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Verbesserung der Nutzungsfähigkeit einleiten, überwachen und die Kunden vertiefend beraten können – auch über den Emissionszustand von Gebäuden hinaus.