Braunkohle-Protest Immerather Dom besetzt: Abriss startet verspätet

Der Abriss des „Immerather Doms“ für den Tagebau Garzweiler sollte am Montagmorgen beginnen. Umweltaktivisten machten dem Tagebaubetreiber RWE Power einen Strich durch die Rechnung. Vorerst.

Foto: Henning Kaiser

Erkelenz. Stundenlang haben Greenpeace-Aktivisten die frühere Kirche „Immerather Dom“ besetzt und den Abriss für den Braunkohletagebau verzögert - bis die Polizei die Aktion beendete. Höhenretter der Polizei holten nach Polizeiangaben am Montag drei Aktivisten von dem mächtigen Gebäude in Erkelenz-Immerath. Das entwidmete Kirchengebäude ist ein Wahrzeichen in der Region und heißt wegen seiner imposanten Erscheinung im Volksmund Immerather Dom.

Außerdem löste die Polizei drei Aktivisten, die sich an einem Abrissbagger festgekettet hatten. Diese sechs Aktivisten seien zwecks Feststellung der Identität in Gewahrsam genommen worden, daneben noch vier weitere. „Durch eine deeskalierende Strategie ist es gelungen, die Situation friedlich zu beenden“, sagte ein Polizeisprecher vor Ort. Mit der Aktion habe Greenpeace ein Zeichen gegen die Zerstörung von Dörfern und Landschaften gesetzt, sagte Sprecherin Anike Peters.

Drei Aktivisten waren in der Dunkelheit des frühen Morgens am Montag in das Gebäude geklettert und hatten an Seilen hängend draußen über dem Portal ein Banner entfaltet mit der Aufschrift: „Wer Kultur zerstört, zerstört auch Menschen“. Der Tagebaubetreiber RWE Power hatte die Abrissarbeiten über Stunden verschieben müssen.

Für den Klimaschutz sei der Kohleausstieg unvermeidbar, stellte Greenpeace fest und forderte einen schrittweisen sozialverträglichen Kohleausstieg bis 2030. Es gebe ein Überangebot an Braunkohle. Die Abrissarbeiten müssten stoppen, bis die kommende Bundesregierung über die künftige deutsche Energiepolitik und damit über ein mögliches Ende der Kohlenutzung entschieden habe. „RWE schafft in Immerath Fakten, während in Berlin zur gleichen Zeit über ein mögliches Ende der Kohlenutzung beraten wird“, erklärte die Organisation mit Blick auf die Sondierungsgespräche für eine neue große Koalition.

Der Sprecher des Tagebaubetreibers RWE Power, Guido Steffen, sagte, es gehe bei dem Protest nicht um den „Immerather Dom“ und auch nicht um den Ort Immerath: „Es ist ein weiteres Schauspiel von Demonstranten gegen die Braunkohle.“ Die Braunkohle trage ein Viertel zur deutschen Stromversorgung bei. „Das zeigt, dass die Braunkohle gebraucht wird“.

Das frühere Kirchengebäude der katholische Pfarre St. Lambertus ist seit 2013 entwidmet und damit kein Gotteshaus mehr. Notwendig wird der Abriss nach Angaben von RWE Power wegen des nahenden Braunkohletagebaus Garzweiler: Nach dem Abbau der Autobahn 61 zwischen Wanlo und Jackerath, der im Sommer beginne, würden die Schaufelradbagger die frühere Ortslage von Immerath erreichen. (dpa)