Pyeongchang 2018 Kein Olympia für Draisaitl und Co? - Verhandlungen mit NHL
Köln (dpa) - Kein Weltstar Sidney Crosby, kein Superstürmer Alexander Owetschkin und kein deutscher Ausnahmekönner Leon Draisaitl: Wenn am 9. Februar 2018 die Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang beginnen, wird nach aktuellem Stand niemand aus diesem NHL-Supertrio dabei sein.
Die Winterspiele haben eine ihrer größten Attraktion verloren, weil der südkoreanische Markt der aus der besten Eishockey-Liga der Welt unattraktiv erscheint. Der Weltverband IIHF und wohl auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) wollen sich damit jedoch nicht abfinden. Auch hinter den Kulissen der laufenden Weltmeisterschaft in Köln und Paris wird nach einer Lösung gesucht. Die Olympia-Macher begeben sich in eine geradezu unterwürfige Haltung.
„Was immer sie wollen, wir sind bereit, darüber zu diskutieren“, sagte der Chef des Organisationskomitees von Pyeongchang, Lee Hee-Beom, am Dienstag in Köln. „Bis die endgültige Entscheidung gefallen ist, haben wir noch Raum, mit der NHL zu verhandeln. Es ist unser ultimatives Ziel, dass die NHL-Spieler kommen.“
Ob sich die NHL-Bosse noch umstimmen lassen, ist unklar. Inzwischen ist aber auch Bundestrainer Marco Sturm nicht mehr so hoffnungslos wie unmittelbar nach der NHL-Entscheidung. „Man munkelt ja schon wieder, dass es Gespräche gab. Ich wäre überrascht, wenn die NHL-Spieler bei den nächsten Olympischen Spielen dabei wären“, sagte der deutsche NHL-Rekordprofi. Vielleicht gelinge es aber ja doch noch, die Entscheidung zu kippen. „Ich hoffe es.“
Für den 38-Jährigen ist es besonders bitter, im kommenden Jahr auf Draisaitl, Torjäger Tobias Rieder oder Stanley-Cup-Sieger Dennis Seidenberg verzichten zu müssen. Ohne die NHL-Spieler ist Deutschland wohl noch deutlich schwächer als die Top-Nationen, die auch in Europa über einen immensen Fundus an starken Spielern verfügen.
Auch für die Veranstalter steht viel auf dem Spiel. Auftritte von Kanadas Weltstar Crosby oder Russlands nationalem Held Owetschkin würden den Spielen weltweites Interesse sichern. Im Vergleich zu den Sommerspielen gibt es bei den Winterspielen nicht so viele Weltstars.
Für Gespräche mit Weltverbandspräsident René Fasel ist Lee Hee-Beom deswegen extra zur WM nach Köln und Paris geflogen. Was die NHL genau verlangt, verriet Lee Hee-Beom nicht. „Viel, viel“, antwortete er lediglich. In den Verhandlungen dürfte es vor allem um Geld gehen, etwa um die finanzielle IOC-Beteiligung in Millionenhöhe für die teure Versicherung der Stars. „Wir werden nicht über die Medien verhandeln“, sagte IIHF-Generalsekretär Horst Lichtner auf die Frage nach den Forderungen. „Wir sind wirklich stündlich, täglich in Gesprächen. Wir geben nicht auf. Wir sagen, es ist das Wichtigste für die Sportart, dass wir es schaffen.“
Anfang April hatte die NHL die Angelegenheit eigentlich schon für „offiziell abgeschlossen“ erklärt. Seit Nagano 1998 zählte das olympische Eishockey-Turnier stets zu den Highlights bei den Winterspielen. „Es ist schade, dass Commissioner Gary Bettmann nicht begreift, dass Asien ein riesiges Potenzial hat“, sagte IIHF-Chef Fasel zuletzt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Bei vielen Profis kam die Entscheidung der NHL überhaupt nicht gut an. Auch für die NHL-Millionäre sind Winterspiele mit das größte Erlebnis ihrer Karriere. Die deutschen Nationalspieler schimpften nicht, sind aber enttäuscht. „Jeder, der die Chance hat, muss bei Olympia dabei sein“, sagte Stürmer Rieder von den Arizona Coyotes.