Adler-Olsen: „Das Alphabethaus“ steht in Freiburg
Köln (dpa) - Die Geschichte zweier britischer Piloten, die im Zweiten Weltkrieg über Deutschland abstürzen - das klingt so gar nicht nach Jussi Adler-Olsen.
Der dänische Erfolgsautor ist hierzulande bisher ausschließlich durch seine harte Krimiserie über das Kopenhagener Sonderdezernat Q mit dem skurrilen Ermittler Carl Mørck bekannt. Drei Teile sind bisher in Deutschland erschienen, zuletzt „Erlösung“, der Jahresbestseller 2011. Bis der vierte Band herauskommt, können die Fans die Wartezeit aber anders überbrücken: „Das Alphabethaus“ ist in Dänemark vor Adler-Olsens jüngsten Bucherfolgen erschienen und ein klassischer Thriller in der Tradition von Frederick Forsyth oder Robert Harris.
Die Handlung: Nach ihrem Absturz schmuggeln sich die britischen Soldaten Bryan und James als falsche Patienten in ein psychiatrisches Krankenhaus in Freiburg ein, das sogenannte Alphabethaus. Um zu überleben, müssen sie sich als Geisteskranke ausgeben und sind dabei dem Sadismus des Klinikpersonals und einiger Mitpatienten ausgeliefert. Während Bryan eines Tages die Flucht gelingt, bleibt James in der Anstalt zurück.
30 Jahre später arbeitet Bryan als Arzt und Geschäftsmann in England, doch die Erinnerungen an die Vergangenheit lassen ihn nicht los. Er reist nach Deutschland, um etwas über das Schicksal von James zu erfahren.
In Dänemark ist „Das Alphabethaus“ 1997 herausgekommen, es war Adler-Olsens erster Roman. Inspiriert worden sei er durch seine eigenen Kindheitserlebnisse, sagte der Autor der Nachrichtenagentur dpa in Köln. Da sein Vater Psychiater war, wuchs der kleine Jussi in den 50er und 60er Jahren in Nervenheilanstalten auf. „Ich lernte, die Patienten zu respektieren. Mein Vater erklärte mir, dass manchmal auch zu viel Verantwortung oder Druck einen Menschen verrückt machen kann, und dass viele psychisch Kranke vorher ganz normale Leute gewesen sind.“ Diese Erfahrungen habe er dann mit einem historischen Geschehen verknüpft.
Im Nachwort zum „Alphabethaus“ betont Adler-Olsen, das Buch sei kein Kriegsroman. „Es erzählt vielmehr eine Geschichte von menschlichem Versagen und davon, wie leicht es passieren kann, dass Menschen einander im Stich lassen.“
Das fast 600 Seiten dicke Taschenbuch hat zwar einige Längen, liest sich insgesamt aber flüssig. Die Idee ist originell, allerdings ist die Handlung vor allem im zweiten Teil zeitweise recht vorhersehbar: Als bei Bryans späterem Deutschland-Besuch zum Beispiel nach und nach verschiedene geheimnisvolle Personen auftauchen, errät der Leser jeweils sofort, um wen es sich handelt. Trotzdem ist „Das Alphabethaus“ ein solider Thriller. Wer allerdings eher auf Skandinavien-Krimis steht, sollte sich auf den vierten Fall der „Sonderdezernat Q“-Reihe freuen: „Verachtung“ wird laut Verlag im September in Deutschland erscheinen.