Amos Oz mit erstem Siegfried-Lenz-Preis geehrt

Hamburg (dpa) - Der israelische Schriftsteller Amos Oz (75) ist mit dem erstmals vergebenen Siegfried-Lenz-Preis geehrt worden. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte am Freitag in seiner Laudatio in Hamburg, sowohl Oz als auch Lenz seien Brückenbauer.

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Lenz habe früh die Verständigung zwischen Deutschen und Israelis vorangetrieben. Oz setze im Nahost-Konflikt seit Jahrzehnten auf die Macht des Wortes und der Vernunft. „Wir ehren Amos Oz im Geiste von Siegfried Lenz.“

Die Auszeichnung ist mit 50 000 Euro verbunden und damit einer der höchstdotierten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum. Die in diesem Jahr gegründete Siegfried Lenz Stiftung will den Preis künftig alle zwei Jahre an internationale Autoren verleihen, „deren schöpferisches Wirken dem Geist von Siegfried Lenz nah ist“. Lenz („Deutschstunde“) war am 7. Oktober im Alter von 88 Jahren in Hamburg gestorben.

Lenz habe sich so sehr auf diesen Tag gefreut, sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). Noch im Juni hatte Lenz geschrieben: „Und bei der ersten Verleihung des Literaturpreises, der meinen Namen tragen soll, werden wir im Hamburger Rathaus im November sicher viele Freunde und Kollegen treffen. Ein weiterer Grund zur Freude.“

Oz und Lenz habe eine tief reichende persönliche und literarische Freundschaft verbunden, sagte Steinmeier. Bei der Entdeckung der hebräischen Literatur für Deutschland habe Lenz Pate gestanden.

Oz habe mit seinem Hauptwerk „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ eine Art nationale Chronik Israels geschaffen, sagte Steinmeier. Die Konfrontation zwischen dem alten und dem heutigen Israel durchziehe sein ganzes Werk. Dabei gehe es um das richtige Gesellschaftsmodell, das Zusammenleben mit den Arabern und die Nazi-Vergangenheit, aus der sich die Angst speise, „immer von Feinden umgeben zu sein“.

Der Fanatismus in der Region und im eigenen Land sei zum Lebensthema von Oz geworden, sagte Steinmeier. Alle internationalen Bemühungen, den Nahost-Konflikt zu lösen, seien bislang gescheitert, bedauerte er. „Alle Fragen und Antworten liegen auf dem Tisch und das seit Jahren. Aber an Bereitschaft und Mut, die eine Verständigung braucht, hat es jedes Mal gefehlt.“

Wie Steinmeier ist auch Oz ein Verfechter der Zwei-Staaten-Lösung der Israelis und der Palästinenser. Oz, Mitgründer der Friedensgruppe „Peace now“, begann seine Rede mit den Worten: „Shalom to all of you.“ In der Geschichte seien viele Menschen von den eigenen Landsleuten als Verräter beschimpft worden, von Abraham Lincoln bis Michail Gorbatschow. Er selbst sei schon als kleiner Junge in Israel angefeindet worden, weil er mit einem englischen Soldaten gesprochen habe.

Zugleich beschwor Oz die Macht der Literatur. Er selbst sei in einer Umgebung voller Feindseligkeit gegen Deutschland aufgewachsen. Als junger Mann habe er dann angefangen, deutsche Autoren zu lesen. Besonders Lenz' „Deutschstunde“ habe ihn nachdenklich gemacht und ihm geholfen, die alten, simplen Schwarz-Weiß-Bilder zu vertreiben.