Autorin Yassin Hassan erzählt über Lage in Syrien
Frankfurt/Main (dpa) - In ihrem Heimatland herrscht Gewalt. Die syrische Autorin Rosa Yassin Hassan aber redet leise und wählt ihre Worte sehr sorgsam: „Ich will nicht über Literatur sprechen. In Syrien ist die Literatur im Moment nur Nebensache“, sagte sie in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Sie nahm an den Arabischen Literaturtagen in Frankfurt teil. Ihr Roman „Ebenholz“ ist im Jahr 2010 erschienen.
Dass sie in Frankfurt sitzen kann, ist nicht selbstverständlich. „Ich hatte bis vor kurzem Ausreiseverbot. Um aber zu sagen "Schaut, wir tun ja was", hat das Regime das Ausreiseverbot vieler Leute aufgehoben. Das sind aber nur formale Eingeständnisse und keine Reform.“ Nun wolle sie über die Lage in Syrien erzählen, denn die kenne niemand, der nicht an der Revolution im Land teilnehme.
„Das Regime isoliert die Regionen, die Schichten und die Konfessionen voneinander. Die Leute haben keine Ahnung, was im Nachbarviertel passiert. Wer in Damaskus lebt, weiß nicht, was in Latakia vorgeht. In den syrischen Staatsmedien wird gelogen. Sie berichten nicht, was tatsächlich auf den Straßen geschieht.“
Wenn weiterhin mit solch einer Brutalität vorgegangen werde, dann könne es zu einer Katastrophe kommen: „Ein Volk hat Monate lang demonstriert, im Angesicht dieser Aggression. Die Härte des Regimes lässt Gegengewalt auf der anderen Seite entstehen. Das kann zu einem Bürgerkrieg führen“, sagte Yassin Hassan.
Die Autorin hofft, dass die Vereinten Nationen intervenieren - „mit Wirtschaftssanktionen, dem Abbruch diplomatischer Beziehungen, einem Waffenembargo und der Errichtung von Sicherheitszonen für die Bevölkerung.“ Sie sei gegen einen militärischen Einsatz, weil die Armeekasernen in Wohngebieten stünden. „Dann werden die Leute zu menschlichen Schutzschilden. Außerdem besteht die Armee aus allen Bevölkerungsgruppen und -schichten. Würde man das Militär angreifen, dann würde man die Menschen treffen.“ Weniger die Armee, sondern vielmehr die Sicherheitskräfte des Regimes seien für das Töten verantwortlich.
Für Yassin Hassan spielen die Frauen eine aktive Rolle in der Revolution, auch wenn sie nur selten in den Medien vorkommen. „Sie helfen in den Feldlazaretten, die aufgebaut werden, und verteilen Nahrungsmittel, Medikamente und Geld. Frauen nehmen aber nicht an Demonstrationen teil, weil diese so unglaublich gewalttätig niedergeschlagen werden. Dort werden Leute erschossen, geschlagen, verhaftet. Das ist für die Frauen nicht erträglich.“
Gespräch: Sebastian Fischer, dpa