Bachmann-Preis: Lesereigen in Klagenfurt eröffnet
Wien/Klagenfurt (dpa) - Der Wettbewerb um den 37. Ingeborg-Bachmann-Preis läuft - doch die Diskussionen um das möglicherweise bevorstehende Aus überschatten in diesem Jahr das renommierte Literaturfest im österreichischen Klagenfurt.
Den Lesereigen eröffnete am Donnerstag die deutsche Schriftstellerin Larissa Böhning mit ihrem Text „Zucker“. Die Jury gab sich in diesem Jahr besonders debattierfreudig. Bis Samstag konkurrieren insgesamt 14 Kandidatinnen und Kandidaten mit ihren noch unveröffentlichten Texten um den Preis, der zu den wichtigsten Auszeichnungen der deutschsprachigen Literatur zählt und am Sonntag vergeben wird.
Dem Wettbewerb droht 2014 das Aus - er könnte dem Rotstift des öffentlich-rechtlichen Senders ORF zum Opfer fallen. Dagegen hat sich ein Proteststurm erhoben. Der österreichische Literaturkritiker Paul Jandl, der der Jury angehört, sagte am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur, eine Abschaffung wäre „lächerlich und schon am Rande der Kulturschande“. Die österreichischen Kunst-, Kultur- und Bildungseinrichtungen erneuerten in einem offenen Brief die Kritik am ORF. Der ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hatte zuletzt gesagt, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen sei und ihm der Preis ein „wichtiges Anliegen“ sei.
Larissa Böhning, die in Berlin lebt, stellte sich mit dem Romanauszug als erste Kandidatin vor Jury und Saalpublikum. Die Autorin brachte die Jury mit ihrem Text über einen Erbschleicher, in dem sie die Themen Liebe, Tod, Sex und Essen behandelte, zu lebhaften Diskussionen.
Joachim Meyerhoff, Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters, schilderte in „Ich brauche das Buch“ die Geschichte eines Studenten, der sich in einer Buchhandlung in einen Fotoband verliebt. Der ausdrucksstark vorgetragene und schwungvolle Text gefiel der Jury. Für den Vorsitzenden Burkhard Spinnen ist der Auszug „identisch geworden mit dem Vortrag“.
Nadine Kegele erzählt in „Scherben schlucken“ von der Schwangerschaft einer Frau, deren Partner nicht vom Familiennachwuchs begeistert ist. Die Autorin, die in Wien lebt, bekam durchmischte Reaktionen. Spinnen sagte, dass er sich selbst „unglücklich in den Text verliebt“ habe.
Der Romanauszug „Es bringen“ von Verena Güntner (Berlin) über einen 16-jährigen Jungen, der in seinen Körper hineinsehen will, kam gut bei der Jury an. Zum Abschluss las am Donnerstag die Berliner Autorin Anousch Müller aus „Falunrot“, ein Text über eine hypochondrische Frau, die mit ihrem Partner eine letzte Reise unternimmt.
Am Sonntag werden insgesamt fünf Preise mit einer Gesamtsumme von 54 500 Euro vergeben. Am Mittwochabend hatte der österreichische Schriftsteller Michael Köhlmeier die „Tage der deutschsprachigen Literatur“ mit der traditionellen „Klagenfurter Rede“ eröffnet. Darin übte er harte Kritik am Umgang einiger Juroren mit den Autoren, plädierte aber gleichzeitig für die unbedingte Fortsetzung des Wettlesens. Der Preis ist nach der österreichischen Schriftstellerin und Lyrikerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) benannt.