Cornelia Funke liest aus dem neuen „Drachenreiter“
Hamburg (dpa) — Sie kommt sehr bodenständig und locker daher, die international erfolgreiche Jugendbuchautorin Cornelia Funke („Tintenherz“, „Die wilden Hühner“). Gerade von einem Verlagstermin aus Stockholm eingeflogen, leidet die in Los Angeles lebende Westfälin in Hamburg noch unter dem Jet-Lag.
Prompt legt sich die 57-Jährige in schwarzem Shirt und Skinny-Hosen in der Zentralbibliothek der Öffentlichen Bücherhallen auf den Teppich, wo die Veranstalter sie eben hinter Bücherreihen entdeckt haben. „Für Yoga war schon keine Zeit mehr“, erklärt Funke auf dem Podium vor 200 kleinen und großen Besuchern. Außerdem sei der Teppichboden der Bibliothek sicher sauber genug.
Um dann gleich lebhaft zur Sache zu kommen — ihren Fantasy-Roman „Die Feder eines Greifs“ vorzustellen. Der erscheint am 26. September im Verlag Dressler (Hamburg), was viele Fans sichtlich in Aufregung versetzt. Denn die Geschichte ist die Fortsetzung des Kinderbuch-Megahits „Drachenreiter“ von 1997, der es sogar auf Platz eins der „New York Times“-Bestsellerliste und auf Theaterbühnen geschafft hatte.
In Hamburg präsentiert Funke ihre fabulöse Story im Rahmen des Harbourfront Literaturfestivals — mit einem kleinen Drachenfest samt Knabberdrachen und Weingummi-Trollen.
Unter Moderation von NDR-Journalist Jörgpeter von Clarenau beantwortet sie Fragen junger Zuschauer und ruft mit einem Lese-Auszug noch einmal die Vorgeschichte von 1997 in Erinnerung. „Es war damals das erste dicke Buch, an das ich mich traute“, verrät die Verfasserin, „es hat mir auch beigebracht, was ich gern schreibe — dicke Bücher.“ Beide Bände eint nicht nur ihr Umfang von mehr als 400 Seiten.
In beiden verwickelten und verwinkelten Geschichten ist die Erde neben Menschen und Tieren von Fabelwesen bevölkert. Von Drachen, Wasserpferden, Kobolden, Trollen und vielen anderen mehr. Die Hauptrolle spielen die Silberdrachen, die ihre Kraft aus dem Licht des Mondes schöpfen und mit dem Feuer, das sie speien, eine heilende Wirkung auf andere Lebewesen ausüben. Dazu gibt es noch eine Natur und Fabelwesen schützende Familie — den Archäologie- und Geschichtsprofessor Barnabas Wiesengrund samt Frau, Tochter und Ben, dem späteren Adoptivsohn.
In „Die Feder eines Greifs“ erhält Ben in der Abgeschiedenheit Norwegens eine schreckliche Nachricht: Der Nachwuchs des letzten Pegasus ist bedroht — somit würden die letzten geflügelten Pferde für immer von dieser Erde verschwinden.
Entschlossen reisen die Wiesengrund-Männer mit einem Expeditionsteam, zu dem auch ein Homunkulus namens Fliegenbein und eine tollkühne Rättin als Flugzeugpilotin gehören, nach Indonesien. Dort machen sie sich auf die Suche nach dem gefährlichsten aller Fabeltiere — einem Greif, dessen Sonnenfeder allerdings die letzten Pegasus-Fohlen retten könnte.
Und erscheint die immer abenteuerlicher geratene Handlung auch noch so verwegen und skurril, so hat sie doch ein Anliegen, das an das Herz ihrer Leser appelliert: in einer Welt voller Handys und PCs die Fantasie und die Umwelt nicht nur nicht zu vergessen, sondern sich auch mutig dafür einzusetzen.
Die Hamburger Veranstaltung ist für Funke quasi ein Heimspiel. Denn in der Hansestadt absolvierte die geborene Westfälin eine Ausbildung zur Diplompädagogin, arbeitete danach als Erzieherin auf einem Bauspielplatz, studierte Buchillustration.
Im Jahr 2005 zog Funke dann mit ihrem kurz darauf verstorbenen Ehemann und ihren Kindern Anna und Ben nach Los Angeles (Kalifornien), wo sie bis heute lebt. Seit 2012 wirkt die Autorin, deren Bücher auch als Hörbücher und Kinofilme Furore machen, als eine der deutschen Botschafterinnen der UN-Dekade „Biologische Vielfalt“.