Cornelia Funkes Reckless-Brüder zieht es gen Osten
Hamburg (dpa) - Auf der gefährlichen Suche nach ihrem Vater verschlägt es den tollkühnen Jacob Reckless und seinen Bruder Will im dritten Teil von Cornelia Funkes Fantasy-Saga gen Osten.
Sie erleben im Märchenland hinter dem Spiegel goldene Zwiebelturmkuppeln und düstere Wälder, besuchen die Hütte der Hexe Baba Jaga und fliehen auf einem fliegenden Teppich in Richtung Orient. Nach den Bänden „Steinernes Fleisch“ (2010) und „Lebendige Schatten“ (2012) hat Funke nun „Das goldene Garn“ (Dressler Verlag) vorgelegt.
Darin landen die Reckless-Geschwister aus dem New York unserer Tage in der Mythenwelt Russlands und der Ukraine des 19. Jahrhunderts. „Dass die beiden Staaten momentan so sehr in unser aller Blick stehen, habe ich nicht geahnt, als ich die Geschichte begann“, sagte Funke („Tintenherz“, „Die wilden Hühner“) der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.
In ihre einstige Wahl-Heimat ist die in Los Angeles (USA) lebende Erfolgsautorin gekommen, um auf ihrer Lesereise im ausverkauften Deutschen Schauspielhaus in Hamburg aufzutreten. „Natürlich kann man durch die Märchentradition dieser Länder, die sich übrigens sehr ähnelt, die heutige Machtpolitik nicht besser verstehen. Doch man lernt immer etwas über Geschichte, Kultur und Mentalität eines Landes, wenn man seine Märchen liest“, sagt die 56-Jährige.
Das Titel gebende „goldene Garn“ der „Reckless“-Saga, in der es wieder von dunklen Feen, Kinderfressern und Menschen mit edelsteinerner Haut nur so wimmelt, steht für die Liebe in ihren Spielarten. „Das goldene Garn. Was soll ich sagen? Selbst Feen sind dagegen machtlos“, heißt es, als sich Jacob endlich für die treue Gestaltwandlerin Fuchs entscheidet.
In Funkes Privatleben war es 2005 die Liebe zu einer Stadt, die sie einen Grundsatzentschluss treffen ließ: Mit ihrer Familie zog die studierte Pädagogin und Illustratorin, deren Werke längst auch als Hörbücher und Filme Furore machen, nach Kalifornien.
„Eigentlich bin ich Landmensch, aber Los Angeles hat diese Mischung aus Weltstadt-Kulturangebot, Völkervielfalt sowie einer Natur mit wilden Canyons, Kojoten auf der Straße und Kranichen im Garten - und viel Sonne“, sagt die Autorin. Daher sei Los Angeles eine wichtige Anregungsquelle für ihre Bücher, Ausstellungen und Musikprojekte.
Derzeit sei sie oft am Getty Research Institute anzutreffen, in dessen Fotosammlung sie nach Material für den vierten „Reckless“-Band stöbere. Da soll die Reise nach Asien gehen. „Das ist wieder sehr spannend“, sagt Funke, „gerade erst habe ich mir im Lesesaal Fotos und Alltagsgegenstände aus dem Kambodscha um 1860 zeigen lassen. Ein Blick in eine verlorene Welt - eine fabelhafte Inspiration.“