Gedenkfeier für Marcel Reich-Ranicki
Frankfurt/Main (dpa) - Gut acht Monate nach dem Tod von Marcel Reich-Ranicki haben Freunde und Weggefährten bei einer Gedenkfeier in der Frankfurter Paulskirche an den Literaturkritiker erinnert.
Reich-Ranicki wäre an diesem Montag (2.6.) 94 Jahre alt geworden. Zu der Feier am Sonntag kamen rund 400 Gäste, unter ihnen war auch sein Sohn Andrew.
Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) sagte, Reich-Ranicki sei eine der großen Persönlichkeiten des vergangenen Jahrhunderts gewesen: „Es hat ihn geprägt, so wie er es auch geprägt hat. Vor seiner Lebensleistung verneigen wir uns tief.“ Reich-Ranicki starb am 18. September 2013 in Frankfurt.
Freunde wie die Lyrikerin Ulla Hahn und der „FAZ“-Herausgeber Frank Schirrmacher erinnerten an das Lebenswerk des „Literaturpapstes“, wie Reich-Ranicki genannt wurde. „Er fehlt uns sehr, er fehlt uns an allen Ecken und Enden, er ist unersetzlich“, sagte Schirrmacher.
Reich-Ranickis Sohn Andrew, Mathematik-Professor aus dem schottischen Edinburgh, sagte über das Leiden seines Vaters während des Holocaust und sein Wirken im Nachkriegsdeutschland: „Ich möchte meinem Vater dafür danken, dass er es vermocht hat, die deutsche Verachtung und den Hass für ihn in Hochachtung und Liebe zu verwandeln.“
Reich-Ranicki wurde in Polen als Sohn einer jüdischen Familie geboren und wuchs in Berlin auf. Zusammen mit seiner Frau überlebte er das Warschauer Ghetto und kehrte 1958 nach Deutschland zurück. Einem Millionenpublikum wurde der Kritiker mit der ZDF-Sendung „Das literarische Quartett“ bekannt. Der scharfzüngige und vielfach mit Preisen geehrte Literaturkritiker starb vergangenes Jahr nach längerer Krankheit im Alter von 93 Jahren.