John Grisham: Spannendes Plädoyer gegen die Todesstrafe
John Grisham ist mit „Das Geständnis“ ein Justiz-Thriller gelungen, der seine früheren Werke in den Schatten stellt.
Düsseldorf. Ein verurteilter Sexualstraftäter, der an einem inoperablen Hirntumor leidet, gesteht seinem Pfarrer einen Mord, für den ein anderer in wenigen Tagen die Todesstrafe erhalten soll. Das Problem: Um den Unschuldigen zu retten, muss der Pfarrer den Schuldigen opfern.
In John Grishams neuem Thriller „Das Geständnis“ wird der Leser gleich auf den ersten Seiten mit den Schwächen des amerikanischen Justizsystems konfrontiert. Schlampige Ermittlungen, korrupte Polizisten, erzwungene Geständnisse, Unterschlagung von Beweismitteln, Rassendiskriminierung — all das hat erwiesenermaßen in den USA schon zu zahlreichen Justizirrtümern geführt. So auch in diesem Fall.
In allen Einzelheiten gesteht Boyette dem Pfarrer eine Tat, für die er nie belangt wurde: die Vergewaltigung und den Mord an der siebzehnjährigen Nicole. Das Mädchen war vor Jahren verschwunden, ihr Leichnam wurde nie gefunden.
Trotzdem kam es zu einer Verurteilung. Ein damaliger Mitschüler Nicoles, der Afroamerikaner Donté Drumm, wurde kurz nach seiner Verhaftung für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Mit seinem jüngsten Werk besinnt sich John Grisham nach ein paar Ausflügen in die Welt der Sachbücher und Erzählungen auf das, was er am besten kann: fesselnde Geschichten, die an das Rechtsempfinden appellieren. Keine Sekunde lässt er den Leser bei seinem 528 Seiten starken Appell gegen die Todesstrafe durchatmen — und das, obwohl durch den strikt chronologischen Ablauf kein Spannungsbogen im klassischen Sinn existiert.
Mit „Das Geständnis“ ist dem studierten Juristen Grisham ein Wurf gelungen, der viele seiner früheren Thriller in den Schatten stellt.