John le Carré denkt ans Aufhören

Berlin (dpa) - Spionageroman-Altmeister John le Carré denkt zu seinem 80. Geburtstag (19. Oktober) ans Aufhören. „Ich habe ein großes Problem mit modernen Kommunikationsmitteln“, erklärte der Schriftsteller in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

„Es ist schwer, jetzt einen Agenten-Thriller zu schreiben, wenn man nicht versteht, wie die Systeme für Überwachung, Ortung und Kommunikation funktionieren.“ „Wie sieht jetzt geheime Kommunikation aus in der Spionage-Welt? Ich habe keine Ahnung“, räumte le Carré ein. Er werde sich überlegen, ob er den neuen Roman, den er gerade schreibt, auf den Markt bringt. „Ich will nicht zum Schluss Sachen veröffentlichen, die einfach nicht gut genug sind.“

Le Carré, der mit bürgerlichem Namen David Cornwell heißt, wurde Anfang der 60er Jahre mit dem Roman „Der Spion, der aus der Kälte kam“ berühmt. Nach dem Ende des Kalten Krieges kritisierte er in vielen Büchern die Scheinheiligkeit des Westens. So verurteilt er auch eine Maßlosigkeit der Finanzindustrie, die auch zur aktuellen Euro-Krise geführt habe. „Wenn es keine Verbindung mehr zwischen Arbeit und Verdienst gibt, ist eine Gesellschaft in großen Schwierigkeiten.“ Er hoffe auf einen „Aufstand des Mittelstandes“ über die nationalen Parlamente. „Und ich wünschte mir, wir würden auf die Straße ziehen, wenn unsere Parlamente schlechte Gesetze beschließen.“

Mit dem 80. Geburtstag zieht le Carré auch eine Lebensbilanz: „Ich hatte ein unglaublich gutes, aufregendes Leben. Wenn alles sehr bald vorbei sein sollte, würde ich nichts außer Dankbarkeit spüren. Es wäre eine Sünde, für ein Leben wie meins nicht dankbar zu sein.“