Grenzgänger Journalist und Autor Klaus Harpprecht gestorben

Paris (dpa) - Als Redenschreiber und Berater von Bundeskanzler Willy Brandt saß er im Zimmer der Macht, er schrieb eine monumentale Thomas-Mann-Biografie und war der erste ZDF-Korrespondent in Washington.

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Klaus Harpprecht überwand literarische, politische und geografische Grenzen - nun ist der Journalist und Schriftsteller im Alter von 89 Jahren nach schwerer Krankheit in Südfrankreich gestorben.

Sein Lebenswerk ist so vielfältig wie die Interessen des rastlosen Autors, getrieben von „der Lust an der Freiheit, dem Vergnügen an der Grenzüberschreitung“, wie Harpprecht in seinen Erinnerungen schrieb. Der Journalismus war für ihn „die Chance, viele Leben zu leben“. Aber nicht nur: „Im Glücksfall konnte Journalismus der Menschlichkeit ein wenig auf die Sprünge helfen.“

Harpprecht begann seine Karriere in Deutschland, zunächst bei der Wochenzeitung „Christ und Welt“, dann bei verschiedenen Sendern, bevor er nach Amerika ging. Zwischenzeitlich leitete er den Frankfurter S. Fischer Verlag, von 1972 bis 1974 begleitete er dann den ersten SPD-Kanzler der Bundesrepublik, Willy Brandt. Er schuf mehr als 50 Dokumentarfilme, schrieb zahlreiche Artikel und Essays in renommierten deutschen Zeitungen.

Harpprecht wurde 1927 in Stuttgart geboren, erlebte in jungen Jahren den Nationalsozialismus. Der mit ihm verwandte Theologe Ernst Bronisch-Holtze nahm sich 1944 in der Gestapo-Haft das Leben. Harpprechts spätere Frau Renate Lasker überlebte die Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen, ihre Eltern wurden ermordet.

Es sind Themen, die Harpprecht in seinen Büchern und Artikeln verarbeitete. So hat er 2004 in „Harald Poelchau. Ein Leben im Widerstand“ die Geschichte eines Zuchthaus-Pfarrers in Tegel beschrieben, der in der Nazi-Zeit die Aufständischen des 20. Juli auf ihrem Weg zur Hinrichtung begleitet und selbst heimlich den Widerstand unterstützt hat. Und das 2011 erschienene Buch „Arletty und ihr deutscher Offizier“ behandelt eine deutsch-französische Liebesgeschichte zur Zeit der Besatzung.

Harpprecht war stets kritisch, auch gegenüber seinen Arbeitgebern - vor allem die öffentlich-rechtlichen Medien prangerte Harpprecht gnadenlos an. „Der Kultur- und Informationsauftrag wird zu Gunsten der nirgendwo festgeschriebenen Unterhaltung vernachlässigt“, kritisierte der Publizist vor einigen Jahren die von ihm so genannte „Quoten-Diktatur“.

Seit 1982 lebte Harpprecht im südfranzösischen La Croix Valmer, galt im Land als engagierter deutscher Intellektueller. Er nahm kein Blatt vor den Mund und liebte seine Freiheit. Deshalb ist der ehemalige Brandt-Berater auch nie Politiker geworden, wie er vor einiger Zeit erzählte: „Ich wollte in der Politik nie Karriere machen, ich wollte nie in den Bundestag noch in eine Botschaft - der Unabhängigkeit zuliebe.“