Krimi: Ein Muffkopf und ein Raumpfleger
„Erbarmen“ von Jussi Adler-Olsen verheißt 417 Seiten Spannung. Ein Buch, das die Süchte von Krimi-Fans kennt und befriedigt: Es liest sich leicht weg, ist psychologisch nicht überfrachtet, jedoch beklemmend und klug beobachtet.
Düsseldorf. Krimi-Liebhaber werden nach diesen 400 Seiten Hochspannung tief durchatmen und glückselig sein. Denn sie haben nicht nur einen exzellenten Krimi verschlungen. Sie haben ihren neuen Wallander gefunden.
Carl Mørk heißt dieser eigenwillige Sonderermittler, der von dem Dänen Jussi Adler-Olsen erschaffen wurde. Adler-Olsen gilt als bestverkaufter dänischer Krimiautor, in seinem Heimatland ist bereits der zweite Mørk-Krimi erschienen, der sofort die Bestseller-Liste stürmte.
Den erste Thriller "Erbarmen" gibt jetzt der Deutsche Taschenbuch-Verlag heraus. Carl Mørks Fälle werden dabei durch eine so simple wie geniale Idee des Autors einzigartig: Mørk, schwer traumatisiert von dem Tod eines Kollegen bei einem Einsatz, wird in das Sonderdezernat Q weggelobt, das unter politischem Druck gegründet wurde und liegen gebliebene Fälle bearbeiten soll.
Der unangepasste Muffkopf ist den Vorgesetzten mit seinen aufdringlichen Fragen sowieso ein Dorn im Auge. Deshalb bekommt das Sonderdezernat Q ein schäbiges Büro im Keller des Kopenhagener Polizeipräsidiums - aus den Augen, aus dem Sinn.
Das haben sich die Herren Beamten wohl so gedacht! Nach den ersten depressiven Tagen im Keller rüttelt Assistent Hafez el-Assad seinen Chef Mørk auf. Der Syrer, der eigentlich als Raumpfleger eingestellt wurde, soll Mørk kleinere Dienste abnehmen. Doch er wird immer mehr zum gewieften Partner und weckt mit seiner Begeisterung auch Mørks Ermittlerinstinkt wieder.
Parallel zur Ermittlung dieser beiden Originale erzählt Adler-Olsen die Geschichte der entführten Politikerin Merete Lynggaard, die seit fünf Jahren in einer Druckkammer gefangen gehalten und terrorisiert wird. Weil die Polizei davon ausging, dass die verschwundene Frau längst tot ist, wurde der Fall eingestellt.
Doch Mørk und el-Assad decken grobe Fehler bei der Ermittlung auf und stoßen auf neue Spuren. Was sie nicht wissen: Die Uhr tickt. Lynggaards Entführer gibt der Frau, die sein Leben zerstört haben soll, nur noch wenige Tage zu leben.
Ein Buch, das die Süchte von Krimi-Fans kennt und befriedigt: Es liest sich leicht weg, ist psychologisch nicht überfrachtet, jedoch beklemmend und klug beobachtet. Dabei gibt es sogar einen Hauch trockenen Humor obendrauf. Und den hat Mørk seinem schwedischen Kollegen Wallander sogar voraus.