Newcomer Chigozie Obioma wird gefeiert

New York (dpa) - Chigozie Obioma ist ein gefragter Mann, das wird bei einem Besuch auf seiner Webseite schnell deutlich.

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Als Assistenzprofessor für Kreatives Schreiben an der Universität von Lincoln im US-Bundesstaat Nebraska bietet er seinen Studenten im Internet zwar zwei Sprechstunden pro Woche und ist auch per Mail erreichbar. Er macht aber deutlich: „Wenn es um meine literarischen Werke geht, kontaktieren Sie bitte meine Agentin.“

Bislang war der Nigerianer vor allem Dozent. Doch dann entdeckten Kritiker seinen im Februar erschienenen Debütroman „Der dunkle Fluss“. Preise und Nominierungen trudelten ein - der 29-jährige Obioma wurde plötzlich vom Geheimtipp zum gefeierten Schriftsteller der Stunde.

Als das „beste zeitgenössische Buch, das ich in den letzten Jahren gelesen habe“, lobte Maxim Biller Obiomas Roman jüngst in der ersten Sendung der Neuauflage des „Literarischen Quartett“. Das Buch handelt von vier Brüdern in der kleinen nigerianischen Stadt Akure, die beim Angeln an einem geheimnisvollen Fluss einen Verrückten treffen, der eine gruselige Prophezeiung macht. Ein „vielversprechendes Debüt“ sah der britische „Guardian“ darin und die „New York Times“ feiert Obioma schon als „den verheißungsvollsten Newcomer aus Afrika in diesem Jahr“. Er trete in die Fußstapfen großer Autoren des Kontinents wie etwa Chinua Achebe.

Obioma gibt sich bescheiden. Von der Nominierung für den renommierten Man Booker Preis, dessen Gewinner am Dienstagabend in London bekanntgegeben werden sollte, habe er bei einem Essen mit seinem Vater erfahren, erzählte er den Veranstaltern der Auszeichnung. „Es waren unerwartete Neuigkeiten, aber sie haben dem Essen eine fröhliche Unterbrechung beschert. Das Ganze war eine demütig machende Erfahrung.“

Der aus Akure im Südwesten Nigerias stammende Obioma, wuchs mit elf Geschwistern in einer turbulenten Familie auf. Als Kind verbrachte er lange Zeiträume im Krankenhaus, wo ihm hauptsächlich Bücher Gesellschaft leisteten, bis sein Vater ihm abends am Bettrand Geschichten erzählte. So sei seine Leidenschaft für die Literatur geweckt worden, erzählte der 29-Jährige, den besonders griechische Mythen faszinieren, einmal. Den größten Einfluss in Nigeria hätten die Werke Wole Soyinkas und Achebes auf ihn gehabt.

Uzor Maxim Uzoatu, ein Literaturkritiker in der Wirtschaftsmetropole Lagos, bezeichnet Obiomas Werke als „unentbehrlich“ für afrikanische Literatur. „Obioma schreibt nicht nur die gewöhnliche, oberflächliche Geschichte Afrikas. Er stellt Afrika in den Zusammenhang sichtbarer und unsichtbarer Kräfte, die auf die Lebenden, die Toten und die Ungeborenen Einfluss haben“, sagte Uzoatu der Deutschen Presse-Agentur.

Obioma hat unterdessen schon den nächsten Roman fertiggeschrieben. „Ich bin gerade motiviert genug, um ein Buch mit dem Namen „The Falconer“ zu beenden. Es ist schwer zu beschreiben, aber das Thema habe ich aus einer Kladde mit ein Dutzend Romanideen ausgewählt.“