Otfried Preußler: Generationen von Kindern liebten ihn
Otfried Preußler, der die kleine Hexe und den Räuber Hotzenplotz erdachte, ist mit 89 Jahren gestorben.
Prien. Darüber können Kinder, Eltern und Großeltern locker alle mitreden — über die Missetaten des Räuber Hotzenplotz und die zauberhaften Aktivitäten der kleinen Hexe. Ihr Schöpfer Otfried Preußler ist am Montag im Alter von 89 Jahren in Prien am Chiemsee gestorben, wie der Stuttgarter Thienemann Verlag gestern mitteilte. Viele seiner Werke zählen zu den beliebtesten Kinderbüchern weltweit.
Sein erster großer Erfolg gelang Preußler 1956 mit dem „Kleinen Wassermann“ — die netten Abenteuer des grünhaarigen Jungen hat er sich ausgedacht, weil seine Töchter nicht schlafen konnten. Ein Jahr später kommt Preußers „Kleine Hexe“, die viel zu gut ist für die Welt — jedenfalls nach Meinung des gemeinen Hexenrats.
1962 hat Preußler den „Räuber Hotzenplotz“ erdacht, der das ungeheure Verbrechen begeht, der Großmutter die Kaffeemühle zu stehlen, weshalb er es mit dem pfiffigen Kasperl zu tun bekommt.
1966 präsentierte der Autor „Das kleine Gespenst“, das mit dem Uhu Schuhu befreundet ist und gern mal Tageslicht sehen will. 1971 kam sein erster Jugendroman „Krabat“ heraus. Das düstere Buch über den 14-jährigen Waisen Krabat, der Anfang des 18. Jahrhunderts in einer Mühle schwarze Magie lernt, wurde ein Welterfolg und 2008 verfilmt.
Otfried Preußler, geboren am 20. Oktober 1923 im böhmischen Reichenberg, hörte von seiner Oma Dora unzählige Geschichten und fabulierte schon mit zwölf Jahren an eigenen. Sein Lebensziel war, als Schriftsteller in Prag zu leben. Doch nach Krieg und fünfjähriger russischer Gefangenschaft kam er ins oberbayrische Rosenheim.
Dort fand er seine Jugendliebe Annelies Kind wieder, sie heirateten und bekamen drei Töchter. Während des Lehramtsstudiums fing er mit dem Schreiben an — zunächst als radelnder Reporter, dann als Autor für den Kinderfunk. Bis 1970 war er Volksschullehrer und Rektor, dann widmete er sich ganz dem Schreiben.
Preußler war sicher, dass seine jungen Leser keine Lehrstücke wollten, „sondern Geschichten, die der Phantasie Nahrung geben und ihnen auf dem Weg der Poesie helfen, mit mancherlei Ängsten besser fertigzuwerden.“ Er finde es unverantwortlich, „Kinder in den für sie bestimmten Geschichten mit Problemen zu konfrontieren, um deren Lösung gefälligst wir, die Erwachsenen, uns zu bemühen haben“.
Kritikern, die Kindergeschichten mit Hexen, Wassergeistern und Gespenstern im späten 20. Jahrhundert für abwegig hielten, entgegnete er: „Ich halte das nicht nur für richtig, sondern für lebenswichtig. Oder gehört zum vollen Menschsein nicht auch die Fähigkeit zu phantasieren, zu träumen?“
Zuletzt lebte Preußler zurückgezogen am Chiemsee, die Geschäfte führt seine Tochter Susanne. Aber bis zuletzt habe er „große Freude“ an der Arbeit mit Texten gehabt, so sein Verlag. Eine Bilderbuchversion vom „Sommerfest im Mühlenweiher“ ist gerade erst erschienen.