Buchpremiere Philosoph und Altkanzler sprechen über „Überlebensglück“
Göttingen (dpa) - Der Sozialphilosoph Oskar Negt (82) hat in Göttingen seine Autobiografie „Überlebensglück“ vorgestellt. Negt unterhielt sich dabei am Sonntag mit Exkanzler Gerhard Schröder, einem Wegbegleiter aus alten Zeiten.
„Es ist ein Buch, das zu schreiben mir größte Schwierigkeiten bereitet hat“, sagte Negt. „Ich musste mich selbst zu Lebzeiten zum Gegenstand der Untersuchung machen.“
Die Flucht aus Ostpreußen als Elfjähriger prägte Negt, der später einer der Wortführer der Studentenbewegung wurde. Er habe zehn Jahre als Flüchtling verbracht, schreibt Negt in seiner Autobiografie. Erst 1955 in Oldenburg mit dem Abiturzeugnis in der Hand habe er die Behauptung gewagt: „Das ist das Ende des Flüchtlingsdaseins!“
Negt wuchs auf einem ostpreußischen Bauernhof auf und wurde auf der Flucht von seinen Eltern getrennt. Jahrelang war er in Internierungslagern, bis die Familie wieder zusammenfand.
Der 82-Jährige ist ein Repräsentant der Frankfurter Schule und gilt als einer der wichtigsten Sozialwissenschaftler Deutschlands. Bis zu seiner Emeritierung lehrte er an der Universität Hannover. In dem 320-seitigen Buch nimmt Negt seine persönliche Geschichte auch zum Anlass für eine Analyse der aktuellen Flüchtlingssituation.
Der Steidl Verlag und der Göttinger Literaturherbst hatten gemeinsam zu der Buchpremiere im Deutschen Theater Göttingen eingeladen. Gleichzeitig wurde erstmals Negts Gesamtwerk in einer zwanzigbändigen Werkausgabe präsentiert.
- Oskar Negt: Überlebensglück: Eine autobiographische Spurensuche, Steidl Verlag, 320 Seiten, ISBN 978-3958292123, 24 Euro.