Schneebücher zum Schmökern
Winter: Wenn die Welt im Schnee versinkt, versenken sich viele in ein Buch — wir stellen die passenden vor.
Berlin. Bücherwürmer wissen es längst: Immer wenn es stürmt und schneit, dann ist — Lesezeit. Für einige wenige soll ja der Schnee selber das beste Buch der Welt sein und spannende Geschichten erzählen, doch dafür muss man Spuren lesen können. Die Mehrzahl wird zur Unterhaltung ganz konventionell auf bedruckte Seiten zurückgreifen. Und wer als Lektüre etwas Passendes sucht, hat bei Romanen die Wahl unter etlichen Schneetiteln.
Der Bestseller „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ (Rowohlt Taschenbuch, 528 S., 9,95 Euro) von Peter Hoeg fällt vielen ein. Aber das ist schon eher Schnee von gestern. Wer kommt hingegen gleich auf „Grappas Gefühl für Schnee“? Mit Hochprozentigem oder Eiskristallen hat der Krimi von Gabriella Wollenhaupt (Grafit Verlag, 252 S., 8,95 Euro) nichts zu tun. Umso mehr aber mit der Kommissarin Maria Grappa, die Kokspartys von Provinzpolitikern auf der Spur ist.
Und — natürlich — „Schnee“, der Roman des türkischen Literaturnobelpreisträgers Orhan Pamuk, eine literarische Kriminalgeschichte über den Konflikt zwischen Verwestlichung und Islamismus (Fischer Verlag, Tb., 528 S., 9,95 Euro). Nicht zu verwechseln mit „Schnee“ von Maxence Fermine (Goldmann Verlag, 120 S., 14 Euro), ein anrührender Schmöker über einen Shinto-Priester, der den Schnee liebt, und einer Frau verfällt.
Natürlich muss auch dabei sein: „Schnee, der auf Zedern fällt“ (Berliner Taschenbuch Verlag BVT, 512 S., 9,95 Euro), David Gutersons bewegender Roman über den Verlust der Jugend, zerbrochene Liebe, Hass und Verzeihen. Schon lange ein Teil der Weltliteratur: „Der Schneeleopard“ aus der Feder des kirgisischen Autors Tschingis Aitmatow (Unionsverlag, Tb., 320 S., 9,90 Euro). Mit dem Buch „Im Tal des Schneeleoparden“ von Steffanie Burow über die abenteuerfreudige Anna in Nepal gibt es da nicht die geringsten Parallelen (Droemer Knaur, Tb., 512 S., 9,99 Euro).
Was gibt es außerdem nicht alles in Weiß: Erich-Kästner-Fans können sich über „Drei Männer im Schnee“ (Deutscher Taschenbuch Verlag, 352 S., 11,95 Euro) freuen. Der Autor liebte übrigens Schnee und Sonnenschein im Gebirge. Überliefert ist von ihm der Ausruf: „Ach, ist Schneeluft für das Herz gut!“ Bei dem großen Ernest Hemingway geht es in der bekannten Erzählung „Schnee auf dem Kilimandscharo“ hingegen um die großen Themen Liebe und Tod (Rowohlt Taschenbuch, 128 S., 7,95 Euro).
Wer’s einfacher mag, sollte zu Rosamunde Pilchers „Ein Spaziergang im Schnee“ greifen. Oder dem bewegten Leben des Callboys Gabriel in „Kirschblüten im Schnee“ folgen, geschrieben von Angelika Murasaki (Rowohlt Taschenbuch, 224 S., 8,95 Euro). Außerdem im Angebot: Henning Mankells „Der Junge, der im Schnee schlief“ (Deutscher Taschenbuch Verlag, 240 S., 7,95 Euro) und Diana Gabaldons „Ein Hauch von Schnee und Asche“ (Blanvalet Taschenbuch Verlag, 1312 S., 13 Euro).
Ein literarisches Glanzstück zum Schluss: Das berühmte Kapitel „Schnee“ aus Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“ (Fischer Taschenbuch Verlag, 1008 S., 12,95 Euro). Der Schriftsteller schildert darin, wie Hans Castorp während eines Skiausflugs im Hochgebirge in einen lebensbedrohlichen Schneesturm gerät, erschöpft einschläft und im Traum die Gegensätze von Tod und Leben, Gesundheit und Krankheit, Geist und Natur erkennt. Sein Fazit: „Der Mensch soll um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken.“